Die Junge Bühne Ludwigsburg und die Kunstschule Labyrinth präsentieren die Bremer Stadtmusikanten als Integratives Theater.

Ludwigsburg - Sie kommen aus der Legebatterie oder dem Tierasyl: das Theaterensemble der Ludwigsburger Kunstschule Labyrinth führt seine eigene Version des Märchens von den Bremer Stadtmusikanten auf. Und zwar als Integratives Generationstheaterprojekt. Die Karlshöhe und die Junge Bühne sind mit dabei, Regie führt Gabriele Sponner.
Frau Sponner, sie lassen Behinderte mit Nichtbehinderten und Alte mit Jungen spielen. Ist das nicht zu viel der Integration für ein Theaterstück?
Nein, das entspricht genau unserer Idee. So ist das Leben. Bei uns gehen die Alten auf die Jugendlichen ein und die wiederum lernen, wie sich Erwachsene in bestimmten Situationen verhalten. Und sie sind mit Menschen mit Behinderung zusammen. Das ist ein schönes Lernfeld für alle.
Warum gerade das Grimm’sche Märchen von den Bremer Stadtmusikanten?
Das trägt das Thema Ausgrenzung schon in sich. Die Tiere sind zu alt, die müssen den Hof verlassen. Das hat schon damit zu tun, wie wir in der Gesellschaft mit Alten und Behinderten umgehen. Natürlich wird heute viel daran gearbeitet, aber wen kennen wir denn, der eine Behinderung hat? Im Alltag sind sie kaum zugegen. Und die Alten werden ins Altenheim abgeschoben.
Wie sieht Ihr ideales Publikum aus?
Wir machen Familientheater, dieses Stück ist für Kinder ab acht Jahren. Aber auch wenn jüngere Geschwisterkinder mit dazu kommen, lassen die sich schon allein durch die Märchenhandlung einfangen.
Haben Sie das Märchen bearbeitet?
Ja, ich würde sagen, bei uns ist es sehr clownesk, aber auch bitterböse. Die Sozialkritik steckt auch schon bei den Grimms drin, die zeigen wollten, wie Bauern mit ihren Knechten umgegangen sind. Diese Zeitkritik gibt es auch bei uns, aber so, dass man auch schallend lachen kann.
Haben Sie neue Dialoge geschrieben?
Wir haben den Text entwickelt. Bei uns kriegt er eine andere Würzung. Das Stück spielt nicht auf dem Bauernhof, sondern im Hier und Jetzt: Der Hahn kommt aus einer Legebatterie, der Hund aus dem Tierasyl, die Katze wurde von der Familie vernachlässigt und der Esel war beim Orthopäden.
Warum das?
Man muss nur in so eine Praxis schauen. Da kommen solche Gedanken: die Alten haben sich ein Leben lang krumm gebuckelt und dann sitzen sie beim Orthopäden herum.
Die Stadtmusikanten sind eine Gemeinschaftsproduktion der Kunstschule Labyrinth, der Karlshöhe sowie der Jungen Bühne. Wer hatte die Idee für diese Kooperation?
Ich habe schon lange Kinder- und Jugendtheater im Labyrinth gemacht, da kam eine Anfrage von der Jungen Bühne. Ich dachte, meine Kinder können spielen, und hier käme für sie noch eine soziale Herausforderung dazu. Dann haben wir uns den Roman „Simpel“ von Marie-Aude Murail vorgenommen. Das Stück war sehr erfolgreich. Danach haben wir den „Sommernachtstraum“ gemacht, dann Brechts „Guten Mensch von Sezuan“ und im letzten Jahr „Warten auf Anya“.
Das Miteinander funktioniert also?
Die Zusammenarbeit ist ganz wunderbar.
Wie viele Schauspieler sind zu sehen – und wie alt sind sie?
Auf der Bühne agieren 16 Personen – im Alter von 9 bis 73.
Gehen Sie mit dem Stück auch auf Tour?
Nein, die Stadtmusikanten werden nur in der Karlskaserne zu sehen sein.