Musik wirkt Wunder – ob beim Burkina-Faso-Benefizkonzert mit Vocal Affair oder im Konsumtempel mit Gitte Haenning. Richtig zubereitet versetzt sie die Menschen in gute Laune.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - What a wonderful world“, singt Axel Kunkel und ahmt ein paar Takte lang die unverwechselbare Stimme Louis Armstrongs nach. Das Publikum in der Karlskaserne schmilzt dahin, der Abend ist jetzt zwei Stunden alt. Es könnte noch einmal eine Stunde durchhalten. Mindestens. Benefiz muss nicht dröge sein. Im Gegenteil. Vocal Affair, die zwölf Frauen und Männer, die sich dem modernen Chorgesang verschrieben haben, sind in Ludwigsburg und Umgebung ja auch alles andere als ein Geheimtipp. Allerdings haben sie noch nicht vor so großem Publikum gesungen.

 

„Ihr seid Klasse“, attestiert die Sängerin Gabriele Hofmeister gegen Ende des Konzerts den Zuhörern. Denn die Arrangements von Rodolfo Guzman Tenore, dem Kopf des Chores, funktionieren auch hier. Die sehr filigran mit viel Esprit auf den Punkt gesungenen Titel von Abba, den Beatles, Glenn Miller und Michael Jackson verglühen nicht in der schwarzen Tiefe des Raumes. Mehr als 400 Gäste sind gekommen, um sich und Burkina Faso etwas Gutes zu tun. Der Förderkreis Burkina Faso hat zum Konzert geladen – und kein Platz bleibt frei. Denn die Welt ist nicht überall so wunderbar, wie von Armstrong besungen – oder auch nur herbeigesehnt.

Ein Gute-Laune-Paket mit Mehrwert für Burkina Faso

Weswegen sich Ludwigsburg und seine französische Partnerstadt Montbéliard seit 2006 gemeinsam in der in dem westafrikanischen Land gelegenen Stadt Kongoussi engagieren. An der Berufsschule dort werden im Idealfall bis zu 60 Zweirad- und Pumpenmechaniker ausgebildet. Und seit Neuestem gibt es dort auch eine Schneiderwerkstatt für Frauen, die Anke Wiest von der Fachstelle Frau und Beruf während eines fünfwöchigen Aufenthalts im vergangenen Herbst aufgebaut hat. 15 000 Euro betragen die jährlichen Kosten für die Berufsschule. Ein Teil davon ist am Samstagabend zusammengekommen. Spielerisch singend, als Gute-Laune-Paket mit dem erwünschten Mehrwert.

Voller Einsatz: Gitte Haenning auf der Bühne Foto: factum/Granville
Wie Musik den Blick auf die Welt verändern kann, beweist dann einen Tag später die Veranstaltung „Jazz on a Sunday“ im Breuningerland. Der Konsumtempel wird zur großen Hotellobby mit einer riesigen Bar, die zur Blauen Stunde einlädt. Denn verkauft wird nichts außer der nötigen Verpflegung, um über die Runden zu kommen. Schließlich gibt es Jazz prall von elf Uhr morgens bis fünf Uhr am Spätnachmittag. Das Ganze hat etwas von Belagerungszustand und Sonntagsausflug in einem. Als um 16 Uhr nach dem Jugendjazzorchester Bayern und der Jazzkantine die Sängerin Gitte Haenning die Bühne betritt, gibt es keinen freien Stehplatz mehr. Auf den Rängen drängen sich die Menschen, die irgendwie einen Blick auf Gitte, wie alle sagen, obwohl die ihrem Vornamen längst einen Nachnamen verpasst hat. 1500 Karten sind allein im Vorverkauf weggegangen.

Gitte Haening zelebriert den entspannten Sonntagnachmittag

Kein Wunder, dass die Dänin, die immer noch so blond und so energiegeladen ist wie zu „Bravo“-Zeiten, als erstes ihr Lied vom Lampenfieber singt. Vor ihr, neben ihr, über ihr und hinter ihr sind Menschen, die entspannt klatschen, schnipsen oder mitwippen. Das Wort vom „Lazy Sunday Afternoon“, dem entspannten Sonntagnachmittag, hier bekommt es eine besondere Bedeutung. Gitte Haenning hingegen will alles geben. Sie jazzt und swingt sich durch den Nachmittag. Wunderbar.