Im Amerika sind Testscreenings üblich – in Deutschland eher nicht. Im Caligari soll ein Testpublikum der Produktionsfirma dennoch sagen, ob es den Film „Transit“ verstanden hat. Der Film erzählt die Geschichte einer illegalen Organspende. Irgendwann läuft er im ZDF.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Kein Popcorn, keine Cola – stattdessen gab es einen Fragebogen. Denn die Filmvorführung am Mittwoch im Kino Caligari war keine der üblichen. Die Produktionsfirma Venice Productions hatte zu einem „Testscreening“ eingeladen, einer Testvorführung. Harte Arbeit also für die rund 30 Besucher, die sich auf dieses interessante Experiment einließen. Natürlich waren viele Studenten der Filmakademie gekommen, um den Diplomfilm „Transit“ zu sehen. Aber es waren auch andere Besucher da, die sich einfach eine Stunde im Kino gönnen wollten.

 

„Sie sehen heute einen unfertigen Film“ führte Sebastian Sawetzki in den Filmnachmittag ein. Eine gewisse Anspannung war dem Filmemachern anzumerken. Sawetzki ist mit Moritz Holmes der Produzent des 65-Minüters „Transit“. Das Drehbuch haben der Regisseur Christian Werner und Sebastian Heeg gemeinsam geschrieben. Aus 120 Minuten Material ist nun die gezeigt Version geworden. Noch können aber Szenen ausgetauscht werden, noch muss der Film in die Postproduction.

Der Film erzählt die Geschichte einer illegalen Organspende

Er erzählt die Geschichte einer illegalen Organtransplantation. Der Deutsche Wolfgang Kruber, gespielt von Thorsten Merten, hat sich in der Türkei eine Lebendspende von einem unbekannten – wie er glaubt, männlichen – Spender gekauft. 70 000 Euro hat er dafür bezahlt. Am Tag seiner Abreise aus Istanbul bekommt er einen Brief: Er wird in ein Café bestellt. Wenn er nicht 10 000 Euro zahle, werde man ihn anzeigen. Der Brief kommt, wie er bald merkt, von der Frau, dessen Niere er nun in sich trägt. Er sieht ihre schlampig versorgte und schlecht verheilte Wunde, empfindet Dankbarkeit – und zahlt.

In dem Kammerspiel versuchen Irina, die Spenderin (Janina Elkin), und Wolfgang einander kennenzulernen. Die Ukrainerin, die illegal in der Türkei lebt, will ihrer Tochter ein besseres Leben ermöglichen. Und Wolfgang will überleben. Nur angedeutet wird die Rolle der Organmafia. Dieser Handel basiert auf dem Armutsgefälle in Europa. Ein komplexes Thema, welches das Team, für das Kleine Fernsehspiel im ZDF dicht erzählt.

Das Publikum füllt Fragebögen aus

Womöglich zu dicht? Das fragen sich die Filmemacher und reichen die Frage an das Publikum weiter. „Wir haben vier mögliche Enden für den Film“ sagt Sawetzki. Was ihn aber am meisten interessiert: „Haben Sie das Englisch verstanden?“ Denn Irina und Wolfgang verständigen sich in gebrochenem Englisch. Das schafft Authentizität. Aber das ist nicht üblich in deutschen TV-Produktionen, in denen meist alles synchronisiert wird. Bei seiner Fernsehausstrahlung sollen die Szenen untertitelt werden. Sprachliche Verständnisprobleme gab es aber keine bei den Zuschauern.

„Sie müssen den Film nicht mögen, Sie müssen nur sagen, warum Sie ihn nicht mögen“, hatte sich Sawetzki zu Anfang gewünscht. Meinungen gab’s viele, viel Lob und viele ausgefüllte Fragebögen. Das Team kann nun an den Feinschliff gehen.