Ein paar Kreative haben in Ludwigsburg „Tinkertank“ ins Leben gerufen. Sie suchen neue Wege bei der Talentförderung.

Ludwigsburg - So stolz Ludwigsburg auf seine Filmakademie ist, so schmerzlich werden Ideen und Angebote vermisst, mit denen es gelingen könnte, die Absolventen in der Stadt zu halten. Die Gesellschaft Interactive Media Foundation (IMF) setzt hier an, indem sie Kreative vernetzt und sie an Ludwigsburg bindet. Eine Seitenlinie davon sind die „Tinkertank“-Workshops, in denen Kinder und Jugendliche ihre technischen Fertigkeiten unter Beweis stellen und ihre Fantasie ausleben dürfen. Augenblicklich wird eine Gruppe von Zwölf- bis 14-Jährigen betreut.

 

Gegründet hat sich die gemeinnützige GmbH 2012. Die ursprüngliche Idee stammt von Saskia Kress, die zuvor schon mit einer Filminitiative Erfahrungen gesammelt hat, und Inga von Staden, der Studienleiterin für Interaktive Medien an der Filmhochschule. Einen der Leitgedanken der jungen Kreativschmiede erklärt die Projektleiterin Jasmin Srouji so: „Wir haben festgestellt, dass die Welt zwar immer technologischer wird, aber die meisten Jugendlichen üblicherweise nur das Endprodukt in den Händen halten.“ Anstelle des Konsums soll eine Praxis treten, an deren Ende statt eines weiteren marktreifen Produktes eine fantasievolle Spielerei steht. Ob diese dann auch noch in einem Film festgehalten wird, bleibt den Kursteilnehmern überlassen: Das Angebot besteht.

Defekte Computer von der AVL

So wie bei einem ersten Workshop in den Sommerferien 2013. Damals hatte „Tinkertank“ Premiere – in einem frei geräumten Treibhaus in Vaihingen an der Enz. Der Erfolg hat die Macher beflügelt, seit Februar sind sie in der Ludwigsburger Weststadt präsent: in einem ehemaligen Getrag-Gebäude an der Hermann-Hagenmeyer-Straße 1. Hier findet auch der aktuelle Workshop statt. Weitere sind für Mai und Juni (Pfingstferien) geplant. Nicht alle richten sich an Kinder- und Jugendliche, es gibt auch welche für Erwachsene und Familien. Im Sommer soll wieder ein großes Camp in Vaihingen starten.

Anders als bei den übrigen Workshops, die zu gleichen Teilen von Mädchen und Jungs besucht werden, sind diesmal nur Jungen gekommen. Projektleiterin Srouji erklärt das mit der großen Konkurrenz: „Es gibt in den Städten sehr viel mehr Ferienkursangebote für Mädchen.“ Was die Jungen am gestrigen ersten Workshoptag erwartet hat: defekte Computer, Drucker, Kleinelektronik. „Wir arbeiten mit der AVL zusammen“, sagt Srouji. Die Abfallverwertungsgesellschaft hat ihnen den Zutritt zum Wertstoffhof gewährt. Was die Mentoren – Tüftler, Techniker, Medienpädagogen, Filmhochschulabsolventen – mitgebracht haben, durften die Kursteilnehmer nun aufschrauben, zersägen und neu kombinieren. Die Aufgabenstellung lautete: am Ende soll ein fahrendes oder blinkendes Objekt stehen. In einem nächsten Schritt müssen sie ihr Gerät optimieren, denn am Kursende sollte es in der Lage sein, ein Osterei zu einem Nest zu transportieren.