Der mögliche Schub für die Entwicklung Ludwigsburgs käme allen zupass - aber die Kosten trüben die Stimmung. Die Stadt will die Gartenschau auch nutzen, um Verkehrsprobleme zu lösen.

Ludwigsburg - Begeisterung geht anders: Der Bauausschuss des Ludwigsburger Gemeinderats hat zwar für eine Bewerbung um eine Landesgartenschau gestimmt. Aber ein klares Bekenntnis dazu wollte den Sprechern der meisten Fraktionen am Donnerstag nicht über die Lippen kommen. Die Bedenken sind groß, die Hoffnung auf einen Zuschlag eher gering. Der fraktionslose Stadtrat Harald Lettrari votierte sogar dafür, im Falle einer Zusage des Landes „gleich noch eine Ausstiegsklausel mit zu formulieren“ – falls der Stadt bis dahin das Geld ausgegangen sein wird.

 

„Wir planen eine Prozessgartenschau“, sagte Ulrike Schmidtgen, die Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen. „Vieles von dem, was wir schon konzipiert haben, wird bis dahin fertig sein.“ Also in Ludwigsburg bereits in Gang gesetzte Prozesse wie die Entwicklung Freiflächenpotenzial, grüne Infrastruktur, Anpassung an den Klimawandel oder das nachhaltige Ressourcenmanagement.

Fördergeld für Deckel über B 27

„Bis dahin“ bedeutet: bis 2026. Frühestens dann könnte Ludwigsburg die Landesgartenschau bekommen. Aktuell laufen die Bewerbungen für die zweite Hälfte der zwanziger Jahre. Zwischen 2026 und 2030 sollen drei große Landesgartenschauen und zwei kleinere Gartenschauen stattfinden. Ludwigsburg will eine große Ausstellung ausrichten. Ein wesentlicher Grund dafür ist die erhoffte Lösung des Verkehrsproblems. Allein aus straßenrechtlichen Gründen bekomme die Stadt ganz sicher kein Geld für einen Tunnelbau, sagte der Baubürgermeister Michael Ilk. Ein lange gehegter Wunsch in der Stadt ist es, die B 27, die die Innenstadt von Schloss und Blühendem Barock trennt, in einer Unterführung verschwinden zu lassen. Diesem Ziel könne man näher kommen, wenn man den Zuschlag für eine Landesgartenschau bekomme, sagt Ilk. Dann nämlich öffneten sich mehrere verschiedene Fördertöpfe.

Die Stadt könne dank einer Gartenschau innerhalb weniger Jahre eine Entwicklung vollziehen, für die sie andernfalls bis zu 50 Jahre brauche, ergänzte Jürgen Pfaff vom Büro Faktorgrün, das die Machbarkeitsstudie für Ludwigsburg erstellen wird. Sein Unternehmen hat unter anderem auch die Schauen für Bad Dürrheim und Weil am Rhein realisiert sowie die Bewerbungen für Villingen-Schwenningen und Nagold konzipiert. Die Konkurrenz sei groß, sagte Pfaff. „Aber wir wollen uns mit einem besonderen Konzept herausheben.“ Als Plus seien nicht nur ein enormer Zugewinn an Grünflächen dank einer Überdeckelung der Bundesstraße zu verbuchen, sondern auch die geplante Einbindung der Stadtteile in das Grünkonzept.

Chance oder Wunschdenken?

Die Christdemokraten fänden die Idee gut, versicherte der Stadtrat Maik Stefan Braumann. „Das kostet zwar viel Geld, aber in Baden-Württemberg sind Landesgartenschauen immer erfolgreich.“ Seine Fraktion wünsche sich eine exakte Kostenkalkulation. Bisher wird mit einer Grobschätzung von 100 Millionen Euro gerechnet. Bis es soweit sei, würden daraus 150 Millionen, glaubt Dieter Juranek. Für die Tourismusförderung müsse man so viel Geld nicht ausgeben, meinte der SPD-Stadtrat: „Wenn wir nur Verkehrsprobleme lösen wollen, werden wir auf die Nase fallen.“

„Die Überdeckelung gefällt uns sehr gut“, sagt Bernhard Remmele (FW). Es sei an der Zeit, die Bausünden der siebziger Jahre zu beseitigen. Trotz der hohen Kosten sehe seine Fraktion darin eine große Chance für die Stadt. „Die Ziele sind in Ordnung, aber zwischen Theorie und Praxis klaffen große Defizite“, sagte Elga Burkhardt (Lubu). Hinter der Idee stehe nichts als „Wunschdenken“, meinte Lettrari.