Die Ludwigsburger Verwaltung hat noch immer keinen Ersatz für die Unterkunft an der Gänsfußallee gefunden. Weil der Zustrom der Flüchtlinge weiter zunimmt, hat die Ludwigsburger Kreisbehörde im Stadtgebiet zwei Wohnhäuser und ein Hotel für Asylsuchende angemietet.

Ludwigsburg - Die seit Juni 2013 laufende Suche nach einer neuen Unterkunft für Wohnsitzlose ist erfolglos. Möglicherweise hat sich die Stadt seither nur im Kreis gedreht, denn inzwischen ist die im September verworfene erste Idee wieder auf dem Tisch: an der Ecke Kammerer- und Oscar-Walcker-Straße in der Weststadt soll ein Neubau für bis zu 50 obdachlose Menschen errichtet werden. In derselben Zeit, in der die Stadt nach Wohneigentum für Bedürftige suchte, hat der Landkreis drei Häuser auf Ludwigsburger Markung angemietet. Der Druck durch immer mehr Flüchtlinge sei einfach zu groß, sagt Pressesprecher Andreas Fritz. Die Behörde müsse zurzeit bis zu 100 Asylbewerber im Monat aufnehmen, da könne man nicht zuwarten.

 

Die drei neuen Unterkünfte des Kreises befinden sich in der Neckarstraße in der Oststadt (dort sind 24 Plätze eingerichtet worden), in der Daimlerstraße in der Weststadt (20 Plätze) sowie im ehemaligen an der Uferstraße gelegenen Hotel Hoheneck, wo seit Dezember 32 Personen leben (Platz ist hier für 40).

Stadtwerke brauchen mehr Büros

„Das ehemalige Hotel Hoheneck ist uns auch angeboten worden“, sagt der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk, „aber wir haben nicht zugegriffen, weil wir noch einiges hätten umbauen müssen.“ Die Stadt strebe eine Einrichtung an, die Wohnheimcharakter hat – sehr wohl mit Einzelzimmern, aber nicht mit einzelnen Wohnungen. Im Übrigen möchte Ludwigsburg so ein Haus nicht mieten, sondern dessen Eigentümer sein. Zum einen wegen der hohen Mietkosten, zum anderen wegen der Abhängigkeit von einem Vermieter. „Der kann uns ja jederzeit kündigen, und dann stehen wir wieder ungefähr da, wo wir jetzt auch sind“, sagt Ilk.

Tatsächlich ist das aktuelle Problem von einer Kündigung ausgelöst worden: die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) haben Eigenbedarf für das seit zwei Jahren als Obdachlosenunterkunft genutzte Haus in der Gänsfußallee 33 angemeldet. Die SWLB expandieren, weil sie seit 1. Januar das städtische Stromnetz beaufsichtigen, das bisher die EnBW in Besitz hatte. Bis Oktober sollte deshalb das Haus geräumt sein. Auf diese Nachricht hin, hatte die Verwaltung einen Neubau in der Weststadt vorgeschlagen. Das aber hatte der Gemeinderat im September abgelehnt, weil er Baukosten von 3,1 Millionen Euro für überzogen hielt. Stattdessen sollten die stadteigenen Leerstände geprüft werden.

Da sich diese Suche als schwierig erwies, hatte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried im Dezember ein ganz andere Lösung in den Raum gestellt: die Obdachlosen bleiben in der Gänsfußallee, während die SWLB sich andernorts Büros suchen. Doch darauf wollen sich die Stadtwerke wohl nicht einlassen. Deren Geschäftsführer Bodo Skaletz meinte unlängst nur: „Wir haben unsere Kündigung nicht zurückgezogen.“

Baubürgermeister will Aufschub

Der Baubürgermeister zeigt Verständnis: „Es ist klar, dass die SWLB die Leute zusammenhalten möchten.“ Aber er zählt auf ein gewisses Entgegenkommen: „Egal wofür sich der Gemeinderat entscheiden wird, den Oktober werden wir nicht halten können.“ Ilk will einen Aufschub von einem halben Jahr. Die neu bei den Stadtwerken eingestellten 35 Mitarbeiter werden es nicht gern hören; sie zählen schon jetzt die Tage, weil sie in provisorischen Büros arbeiten. Der Bauausschuss wird vermutlich im Mai entscheiden.

Das klassische Obdachlosenklientel gebe es kaum noch, sagt Heinrich Knodel von der Wohnungslosenhilfe: „20 Prozent sind Frauen und 50 Prozent sind jünger als 29 Jahre.“ Schon im Herbst hatte der Ordnungsamtsleiter Gerald Winkler vor einem Flüchtlingsansturm gewarnt, der die Obdachlosenunterkünfte vor eine weitere Belastungsprobe stelle. Denn für einmal anerkannte Asylbewerber sind die Kommunen zuständig. Der Kreis reiche diese proportional zur Einwohnergröße an die Kommunen weiter, sagt der Kreissprecher Fritz. Sind der Behörde 2012 insgesamt 365 Flüchtlinge zugewiesen worden, waren es im Vorjahr bereits 719; im laufenden Jahr ist mit 1000 Asylsuchenden zu rechnen. „Die Flüchtlingsproblematik hat sich zur Daueraufgabe entwickelt“, sagt Fritz.