Der Basketball-Bundesligist hat in der Vorsaison überraschend die Play-offs erreicht. Vor der am 2. Oktober gegen Bonn beginnenden Saison stapelt der Trainer John Patrick tief – und spricht vom Ziel Klassenverbleib.

Ludwigsburg - Die Uhr tickte bereits in der MHP Arena in Ludwigsburg – eine Woche zu früh. Während der Saisoneröffnungspressekonferenz testeten die Techniker den Ernstfall. Alles soll vorbereitet sein für die neue Runde der MHP Riesen Ludwigsburg. Ob es eine erfolgreiche wird, da sind sich die Verantwortlichen des basketball-Bundesligisten nicht so sicher. Oder taktieren sie bloß?

 

Hauptverantwortlich für Erfolg und Misserfolg ist der Trainer John Patrick. Der gab trocken das Saisonziel bekannt, bei dem alle Anwesenden die Nase rümpften: Klassenverbleib. Und das, obwohl man im vergangenen Jahr dem späteren Meister Bayern München in der Play-off-Serie teilweise sogar die Stirn geboten hatte.

Patrick ruderte kurz darauf ein wenig zurück. Man müsse die ersten zehn Spiele abwarten, dann könne man sagen, wohin die Reise geht – und möglicherweise neue Ziele formulieren. Mit dieser Taktik sind die MHP Riesen bereits in der vergangenen Saison gut gefahren, so kam wenig Druck von außen. Damals war es angebracht, denn nach dem Klassenverbleib nur dank einer Wildcard wettete kaum einer auf einen Play-off-Einzug der Ludwigsburger.

Ganz anders ist die Situation jetzt: Der Kern des Teams blieb zusammen, Identifikationsfiguren verlängerten ihre Verträge. „Es war uns wichtig, Spieler wie Coby Karl, Michael Stockton und Shawn Huff zu behalten. Wir brauchen sie nicht nur auf dem Parkett, auch für die Fans“, sagte der Trainer, auch wenn der Club dafür tiefer in die Kasse greifen musste. „Kontinuität war die vergangenen Jahre nicht unsere Stärke“, sagte der Vorsitzende Alexander Reil, „dass wir das diese Saison geschafft haben, ist toll. Eine Erfolgsgarantie ist es aber nicht“.

Zum bestehenden Kern des Teams zählen weiter die Center Adam Waleskowski und Patrick Flomo sowie der Flügelspieler Tim Koch. Dazu wurde der Kader verstärkt. Zum Beispiel mit dem Defensivspezialisten John Little, der genauso wie der neue Center Chris McNaughton bereits in der Vergangenheit unter John Patrick spielte. „Ich wusste, was auf mich zukommt, es hilft sehr wenn man die Philosophie des Trainers kennt“, sagte Little, laut Patrick einer der besten Verteidiger der Liga.

Durch eine Etatsteigerung von mehr als zehn Prozent auf etwa 3,5 Millionen Euro konnte der Coach noch weiter auf dem Transfermarkt einkaufen. Dabei ergatterte er sich in Metthew Bryan-Amaning einen britischen Nationalspieler, der die großen Positionen bekleiden kann. Auch Kerron Johnson soll eine Bereicherung sein: Ein Testspielervertrag wurde bereits nach zwei Tagen durch einen Jahresvertrag ersetzt, der Trainer war sofort von dem Aufbauspieler überzeugt. In Travis Warech kam zudem ein Talent aus der zweiten Liga mit deutschen Pass: „Er wird die Chancen bekommen, sich zu beweisen.“

Nur der Klassenverbleib – mit diesem Kader? Patrick selbst kommt ins Schwärmen, wenn er von den Möglichkeiten des Teams spricht: „Wir haben viel mehr Optionen als in der vergangenen Saison. Wir haben jetzt Center, die punkten können, wir haben auch Außenspieler, über die das Spiel laufen kann.“ Der Trainer hat sich eine Mannschaft zusammengestellt, die vielseitig spielen kann. Und er zählt 14 Mannschaften auf, die es auf die acht Play-off-Plätz schaffen können – auch Ludwigsburg. Die Konkurrenz ist also groß, ein paar Teams hätten richtig zugeschlagen auf dem Transfermarkt. Bonn und München etwa, „die Spieler in NBA-Format gekauft haben“, wie Patrick sagt. Beide sind Gegner an den ersten beiden Spieltagen. Vielleicht ist das der Grund für den Zweckpessimismus.