In seinem neusten Film „Immigration Game“ müssen Flüchtlinge durch die Stadt laufen, und werden von anderen gejagt. Der Ludwigsburger Krystof Zlatnik hält der Gesellschaft den Spiegel vor.

Ludwigsburg / Berlin – - Seine Ludwigsburger Wurzeln verleugnet Krystof Zlatnik nicht – das Studium an der Filmakademie hat ihm das nötige Rüstzeug mitgegeben. Mit der Organisation der „Genrenale“ in Berlin, einem Festival für den Genrefilm, ist der 36-Jährige erfolgreich am Markt. Nun spricht er über sein Filmprojekt.
Herr Zlatnik, Ihr neuer Film ist fiktiv, und passt doch in die heutige Zeit . . .
Es geht um Flüchtlinge in einer fiktiven deutschen Gesellschaft in einem alternativen Jahr 2016. Sie können an einem Spiel teilnehmen, dem Immigration-Game – das ist auch der Name des Films. Wenn sie es vom Berliner Stadtrand aus zum Fernsehturm schaffen, bekommen sie eine Aufenthaltsgenehmigung.
Wieso sollten sie nicht?
So genannte Hunter machen Jagd auf sie und versuchen, sie zu töten. Und eigentlich darf sie jeder angreifen. Es ist ein tödliches Spiel, via Handyapp und Drohnen spüren die Hunter den Runnern, also den Flüchtlingen, nach. Das Immigration Game wird dann ins Internet und ins Fernsehen übertragen, zumindest deuten wir das in dem Film an.
Hat die derzeitige Flüchtlingskrise in Europa den Film beeinflusst?
Die Idee hatte ich schon vorher, aber wegen der Flüchtlingskrise haben wir den Film an die Aktualität angepasst. Vorher sollte es beispielsweise um Geld gehen – aber die neue Lage hat mich dazu inspiriert, dass es in diesem Spiel heutzutage nicht um Geld, sondern um Aufenthaltsgenehmigungen gehen würde.
Entsteht der Film nur in Berlin?
Wir haben in Berlin gedreht, aktuell sind wir in der Postproduktion. Ich bin aber auch immer wieder für das Projekt im Raum Stuttgart und Ludwigsburg. Mein Sounddesigner Andreas Mühlschlegel ist beispielsweise in Ludwigsburg ansässig, der Filmmusiker Karol Obara lebt in Kornwestheim. Auch Mathis Landwehr, Hauptdarsteller und Produzent, stammt ursprünglich aus Stuttgart.
Also nehmen Sie die Ludwigsburger Filmschule mit nach Berlin?
Ich habe ja an der Filmakademie Ludwigsburg Spielfilmregie studiert und bin hier in der Region entsprechend gut vernetzt. Beeinflusst wurde „Immigration Game“ unter anderem von dem Film „Das Millionenspiel“ von Tom Toelle aus den 70er Jahren. Er war ja zuletzt auch Dozent an der Filmakademie und hat mich sehr beeindruckt.
Auch im „Millionenspiel“ geht es um eine Fernsehshow, in der vor laufenden Kameras gemordet wird...
Ja! Allerdings verstehe ich meinen Film nicht allein als Medienkritik. Es geht auch um die Frage, was es mit einer Gesellschaft macht, wenn moralisch Verwerfliches plötzlich normal wird. Wie gehen die Menschen damit um? Plötzlich machen Gangs in grellen Farben Jagd auf Flüchtlinge – sie fühlen sich nicht als Mörder, weil es gesellschaftlich akzeptiert ist, was sie tun. Sie inszenieren sich wie in einem Videospiel. Auch nehmen die Runner freiwillig teil. Sie müssen es nicht. Die Leute sagen also im Film ernsthaft: Die könnten doch auch einfach zurückgehen, und so rechtfertigen sie das „Immigration Game“.