Dieses Spektakel wollten sich die Ludwigsburger nicht entgehen lassen: Schaulustige sind zum Neckarufer gepilgert, um das große Wasser zu sehen.

Ludwigsburg - Dieses Spektakel wollten sich die Ludwigsburger trotz Eiseskälte nicht entgehen lassen: Mehrere hundert Schaulustige sind am Donnerstag zum Neckarufer gepilgert, um zu sehen, wie die Zugwiesen geflutet wurden. Der Oberbürgermeister Werner Spec hat mit einem symbolischen Baggerbiss Wasser vom Neckar in den neuen Seitenarm entlang der Staustufe Poppenweiler geleitet. Es wird ein paar Tage dauern, bis das 38 000 Quadratmeter große Gelände ganz überschwemmt sein wird.

 

Damit ist das seit bald 20 Jahren diskutierte und von der EU ebenso wie von der Region Stuttgart geförderte Ökoprojekt fast fertig gestellt. Nun muss noch das Wasser- und Schifffahrtsamt seinen Part einlösen und das betonierte Ufer beseitigen. „Wir werden in den nächsten Wochen den Damm entfernen und damit die Fläche mit dem Wasser des Neckar verbinden“, sagte die stellvertretende Amtsleiterin Barbara Grüter. Die große Einweihungsparty soll noch vor Beginn der Sommerferien steigern – bei dann hoffentlich angenehmeren Luft- und Wassertemperaturen.

Keine Festwiese

Die angelegte Wasserfläche erstreckt sich auf einer Länge von 1,7 Kilometern. Sie soll eine große Auenlandschaft mit Stillgewässern, kleine Inseln und Wiesen bilden. In dem ökologisch neu geordneten Bereich sollen sich wieder vermehrt Wasservögel, Fische und Amphibien ansieden. Menschen seien trotzdem willkommen, betonte OB Spec: „Aber es sollen gewisse Regeln geben, es soll her keine Festwiese entstehen.“

Außerdem wurde entlang der Staustufe eine Treppe angelegt. „Auf insgesamt sieben Metern Höhenunterschied können Fische wie Nase und Barbe endlich wieder stromaufwärts wandern“, sagt Rainer Schilling vom Fachbereich Tiefbau und Grünflächen. „Für mich geht heute ein Traum in Erfüllung“, sagte Claus-Peter Hutter vom Verein Nature-Life International, der maßgeblich an der Umsetzung des Ökoprojekts beteiligt war. Aufgewachsen am Neckar, könne er sich noch an die Schmutzbrühe erinnern, als der Schaum zwei Meter hoch vorüberfloss“.

Flaggschiff für den Landschaftspark Neckar

Einmal im Jahr stelle der Regionalverband Stuttgart 1,5 Millionen Euro für regional bedeutsame Projekte zur Verfügung, sagte dessen Vorsitzender Thomas Bopp. Darum sei es nur folgerichtig, dass der Verband die Zugwiesen mit 600 000 Euro gefördert hat. Landrat Rainer Haas erinnerte daran, dass der Grundsatzbeschluss für das Ikone-Projekt (kur für: Integrierende Konzeption Neckar-Einzugsgebiet) schon 1997 getroffen wurde. Wegen komplizierter Grundstücksverhandlungen habe es lange gedauert. Schließlich sei 2007 noch einmal neu und dann sogar größer geplant worden.

Einschließlich Grundstückserwerb kommt „das Flaggschiff für den Landschaftspark Neckar“ (OB Spec) auf acht Millionen Euro. Das Wasser- und Schifffahrtsamt übernimmt einen Anteil von 2,8 Millionen Euro, Baden-Württemberg zahlt 400 000 Euro und die Glücksspirale überweist weitere 350 00 Euro.

Den größten Anteil muss die Stadt Ludwigsburg tragen – aber nicht über Steuermittel, wie Spec erklärt. „Da hat es schon Kritik aus der Wirtschaft gegeben“, sagte der OB. Doch Verwaltung und Gemeinderat seien weitsichtig vorgegangen und finanzieren die Zugwiesen komplett über den gesetzlich vorgeschriebenen Öko-Ausgleich für den Straßen- und Hausbau.

Führungen: Die Stadt führt am Sonntag, 12. Februar, um 10 Uhr über die Großbaustelle. Der Rundgang dauert etwa zwei Stunden. Anmeldung bei der VHS bis zwei Tage vorher ist nötig (Telefon 0 71 41/9 10 25 52). Weitere Termine: 3. und 31. März jeweils um 14 Uhr, 18. März und 15. April jeweils um 10 Uhr.