Ein neun Monate langes Ringen ist am Freitagabend zu Ende gegangen. Thomas Wördehoff bleibt Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Das hat der Aufsichtsrat beschlossen. Wördehoffs Vertrag wurde um drei Jahre verlängert.

Ludwigsburg - Thomas Wördehoff soll bis 30. September 2017 Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele bleiben. Das hat der Aufsichtsrat am Freitag in einer viereinhalbstündigen Sitzung beschlossen. Damit wird der Vertrag Wördehoffs um drei Jahre verlängert. Der Ludwigsburger Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende Werner Spec sprach von einer deutlichen Mehrheit für den amtierenden Intendanten. Wördehoff selbst sagte am Freitagabend: „Ich bin mit großer Freude erfüllt.“

 

Grundlage für die Entscheidung, so Spec, war die Empfehlung der Zukunftskommission. Sie habe die Programmatik der Schlossfestspiele gewürdigt, zugleich aber Hinweise gegeben, „wie die erfolgreiche Entwicklung weitergeführt werden könne“. Dazu gehöre, dass in Zukunft dem Intendanten, der als erster Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung agiere, ein zweiter kaufmännischer Geschäftsführer an die Seite gestellt werde. Er solle sich verstärkt um die Präsenz der Festspiele in der Stadt und das Marketing kümmern. In diesem Bereich habe die Zukunftskommission Defizite ausgemacht. Ob Uwe Schmitz-Gielsdorf, Wördehoffs derzeitiger Stellvertreter, diese Funktion ausfüllen könne, ließ Spec offen. Darüber würden in der zweiten Jahreshälfte Gespräche mit Wördehoff geführt. „Die Zusammenarbeit mit Uwe Schmitz-Gielsdorf steht auf einem festen Fundament“, sagte Wördehoff zu möglichen personellen Konsequenzen.

Es wird wieder einen Chefdirigenten geben

Außerdem hat die Zukunftskommission angemahnt, die Besonderheit der verschiedenen Spielorte der Schlossfestspiele, also Forum, Ordenssaal, Schlosstheater und Karlskaserne noch stärker herauszuarbeiten. Laut der Pressemitteilung der Schlossfestspiele wird Wördehoff zukünftig wieder mit einem festen Leiter für das Festspielorchester zusammenarbeiten. Nach dem Ende der laufenden Saison wolle die Festspielleitung dem Aufsichtsrat einen Vorschlag für die Besetzung der künftigen Position des Chefdirigenten unterbreiten, der dann von 2015 an sein Amt aufnehmen soll. Einen Teil seiner Kritiker hatte Wördehoff dadurch verärgert, dass er nach dem Weggang Michael Hofstetters diese Position unbesetzt ließ und mit wechselnden Gastdirigenten zusammenarbeitete.

Viele der 15 Aufsichtsratsmitglieder zeigten sich erleichtert über das Votum. Der Staatssekretär und Grünen-Landtagsabgeordnete Jürgen Walter sagte: „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, Thomas Wördehoff für weitere drei Jahre an die Schlossfestspiele zu binden.“ Die Entscheidung sei ganz in seinem Sinne, sagte Ludwigsburgs Landrat Rainer Haas, der an der Sitzung nicht teilnehmen konnte.

Monatelanges Hin und Her ist beendet

Im Vorfeld hatte Stadt- und Aufsichtsrat Claus Dieter Meyer (CDU) kritisiert, dass dem Gremium keine Alternativvorschläge vorgelegt worden seien. Das hätten alle drei Gemeinderatsvertreter gefordert. Für ihn bestehe keine Zeitdruck, noch im Juli eine Entscheidung zu treffen. Sein Ratskollege Eckart Bohn (SPD) bezeichnete das Votum für Wördehoff unter den gegebenen Umständen als „eine gute Entscheidung“.

Vorausgegangen sind dem Votum vom Freitag neun Monate, in denen das Aufsichtsgremium nach einem neuen Intendanten Ausschau gehalten hat. Der Vorwurf an den amtierenden Intendanten Wördehoff war und ist, noch immer nicht die erwünschte Zuschauerzahl von 34 000 Besuchern erreicht zu haben. Spec nannte gestern eine Marke von 38 000 bis 40 000 Besuchern, die unter den neuen Bedingungen möglicherweise wieder erreichbar sein könnten. Wördehoffs Kritiker werfen ihm zudem vor, das Festspielpublikum mit zu viel Experimentellem vor den Kopf gestoßen zu haben.

Im November hatte es nach einer Zeit der Verunsicherung dann so ausgesehen, als würde wieder Ruhe in der Festspielstadt einkehren. Mit dem Dirigenten Thomas Hengelbrock und dem Geiger Daniel Hope schien ein neues Leitungsduo gefunden. Doch beide sagten wieder ab. Seit diesem Zeitpunkt ringt der Aufsichtsrat um eine Lösung für die Zukunft des Schlossfestspiele. Immer wieder ist eine Entscheidung hinausgeschoben worden. Bei seiner letzten Sitzung vor fünf Wochen legte die Festspielleitung dem Aufsichtsrat aktuelle Besucherzahlen vor, aus denen Spec eine Gesamtbesucherzahl von 32 000 für die laufende Spielzeit hochrechnete. Spec sprach zu diesem Zeitpunkt von einer „sehr konkreten möglichen Option“ der Vertragsverlängerung mit Thomas Wördehoff.