Der Vertrag von Thomas Wördehoff als Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele wird womöglich doch verlängert – trotz aller Turbulenzen. Für das neue Programm erhält Wördehoff viel Zuspruch. Er selbst zeigt sich bereit zu neuen Vertragsgesprächen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Mit Lob hat der Aufsichtsrat der Ludwigsburger Festspiele den Intendanten der Ludwigsburger Festspiele im November überhäuft. Thomas Wördehoff habe „wertvolle Arbeit geleistet“, sagte Werner Spec, der als Oberbürgermeister der Stadt auch Vorsitzender des Festspiel-Gremiums ist, und damals wusste jeder: die schönen Worte schmecken bitter. Der Aufsichtsrat und zuvorderst Spec hatten soeben entschieden, den Vertrag mit dem umstrittenen Intendanten 2014 auslaufen zu lassen, was einem Rauswurf gleich kam. Trotz des hohen Einsatzes von Wördehoff habe man sich für eine „andere Konstellation“ entschieden, sagte der OB, der sich danach die Kritik gefallen lassen musste, den Festspiel-Chef doch recht stillos vor die Tür gesetzt zu haben. Wördehoff war vor allem am Anspruch der Stadt gescheitert, die Besucherzahlen schnell und deutlich nach oben zu treiben.

 

Für das neue Programm erntet Wördehoff viel Zuspruch

In dieser Woche saßen Spec und Wördehoff nebeneinander in einer Sitzung des städtischen Kulturausschusses, und der Noch-Intendant bekam erneut viel Lob, aber diesmal ganz ohne Beigeschmack. Wördehoff berichtete, dass der Vorverkauf für die am 2. Mai beginnenden Festspiele besser angelaufen sei als in den Vorjahren. Er stellte die Ergebnisse einer Umfrage vor, die beweist, dass der Anteil der jungen Besucher seit seinem Antritt im Jahr 2010 deutlich gestiegen ist. Er erzählte, dass auch die Zahl der Erstbesucher nach oben gehe.

Am Ende genehmigten die Stadträte nicht nur den jährlichen städtischen Zuschuss für das Festival in Höhe von 800 000 Euro – womit zu rechnen war. Am Ende gilt Wördehoff auch wieder als heißer Kandidat für seine eigene Nachfolge. Die Kritik, der ehemalige Chefdramaturg der Ruhr-Triennale habe in Ludwigsburg mit seinem zu innovativen Ansatz, dem Verzicht auf populäre Klassiker und große Stars das Stammpublikum vergrätzt– sie scheint wie weggeblasen. Wördehoff sei mit dem aktuellen, viel breiter aufgestellten Programm auf alle Besucher zugegangen, sagt jetzt die CDU-Stadträtin Elke Kreiser. „Ich bin sehr zufrieden.“

Wördehoff sei auch für die Zukunft ein interessanter Kandidat, sagt Michael Vierling, der als Grünen-Stadtrat auch Mitglied des Festspiel-Aufsichtsrats ist. Eckart Bohn, der SPD-Fraktionschef, betont, dass Wördehoff „sicher nicht nur Schlechtes gemacht“ habe und die Stimmung im Gemeinderat zuletzt sehr „wördehofffreundlich“ gewesen sei. Vor diesem Hintergrund gehe er davon aus, dass nun wieder darüber gesprochen werde, ob eine Vertragsverlängerung noch denkbar wäre, sagte Eckart Bohn. Es sei ein „gewisser Optimismus“ spürbar, sagt auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Martin Müller.

Die Stadt will mehr Besucher zu dem Festival locken

Spec will vor allem, dass die Besucherzahl von zuletzt 31 000 wieder auf ansteigt – möglichst auf 37 000. Bei den Stadträten indes mehren sich offenbar die Zweifel, dass dies mit einem anderen Intendanten wirklich schneller gelingt.

Als wäre dieser Umschwung nicht schon überraschend genug, scheint Wördehoff tatsächlich zu neuen Vertragsgesprächen bereit zu sein. Zur Erinnerung: der Aufsichtsrat hatte mit dem Dirigenten Thomas Hengelbrock und dem Geiger Daniel Hope bereits designierte Nachfolger an der Hand, bevor die beiden Anfang des Jahres einen Rückzieher machten. Nachtragend scheint Wördehoff nicht zu sein. „Ich finde es wunderbar, dass die Leute unsere Arbeit im Moment so würdigen“, sagt er. Das Hin und Her habe das Haus durcheinandergeschüttelt, aber jetzt herrsche eine ganz andere Atmosphäre, und auch das Publikum reagiere zunehmend positiv auf die Veränderungen. „Wenn das der Aufsichtsrat genauso sieht, bin ich gerne bereit, mich zu unterhalten. Wir müssten uns dann zusammensetzen und schauen, ob wir unsere Vorstellungen deckungsgleich kriegen.“ Das sei wie in einer Ehe. „Manchmal lassen sich Probleme lösen, manchmal nicht. Man muss das nüchtern betrachten.“ Wördehoff betont, dass er seine künstlerischen Überzeugungen nicht aufgeben werde, sagt aber auch, dass er, seit er in Ludwigsburg lebe, viel gelernt habe. „Und ich glaube sehr daran, dass ich durch die neuen Kontakte und Anregungen das Programm immer stimmiger für diese Stadt machen kann.“

Der alte Intendant könnte auch der neue sein

Fakt ist, dass der Aufsichtsrat eine Kommission gegründet hat, die auf der Suche nach Nachfolgern ist. Bis zur Sommerpause soll die Entscheidung fallen, und Insider vermuten, dass es zumindest schwer werden dürfte, nach den Turbulenzen einen großen Namen für die Festspiel-Intendanz zu gewinnen. Werner Spec ist derzeit extrem vorsichtig, was Statements zu diesem Thema betrifft, hat aber den Stimmungswandel in Bezug auf Thomas Wördehoff sehr wohl registriert. Es gebe in dieser Frage keine Vorfestlegung, sagt der OB. Und das bedeute eben auch, dass „nicht ausgeschlossen ist, dass es zu den Überlegungen gehört, den Vertrag zu verlängern.“