Im Schloss hat das große Räumen begonnen. Ende Dezember schließt der Betrieb, weil kein Interessent das insolvente Unternehmen kaufen will. Bis dahin findet ein Sonderverkauf statt.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - So ist es oft. Erst wenn es auf das Ende zugeht, wird vielen bewusst, was unwiederbringlich verloren ist. So war Harald Schweizer, der seit 1977 in Ludwigsburg als Porzellanmaler in der Schlossmanufaktur tätig ist, anfangs sehr erfreut über den Auftrag aus Belgien: Ein Kaffeeservice sollte er mit Vogelmotiven bemalen. Jedes Teil sollte ein anderer Vogel schmücken. Mehr als 40 Motive und Teile waren es.

 

Aber in die Freude mischte sich natürlich auch die Wehmut, dass die letzten Tage der Schlossmanufaktur gekommen sind und dass solche Aufträge nur ein letztes Aufflackern angesichts des nahenden Endes sind und nicht etwa eine Wiederbelebung der Ludwigsburger Porzellankonjunktur. Denn pünktlich zum Jahresende muss die Porzellanmanufaktur ihre Räume im Seitentrakt des Schlosses übergeben. Deshalb wurde in den vergangenen Tagen geräumt, sortiert, eingepackt und in den Verkaufsshop getragen. Die Ware mit kleinen Macken haben Schweizer und seine Kollegin als zweite Wahl gekennzeichnet. Zudem haben sie jeden Tag schon mal ein bisschen Abschied genommen.

Zum Jahresende schließt die Porzellanmanufaktur

Das Hoffen auf ein Wunder, auf das alle mit dem Insolvenzverwalter Stefan Rüdlin nun anderthalb Jahre gesetzt haben, war vergebens. Nach 257 Jahren macht das Traditionsunternehmen zum Jahresende dicht. Es hat sich kein Käufer gefunden, der die Marke Ludwigsburger Porzellan im Sinne von Stadt und Land weiterführen wird. Rüdlin will das Insolvenzverfahren mangels Käufer nun zu Ende bringen. Es ist die zweite Insolvenz innerhalb von sechs Jahren.

Bereits im Jahr 2010 war die Weißwarenproduktion in das thüringische Lichte ausgelagert worden. Die ursprünglich 20-köpfige Belegschaft war damals auf sechs Mitarbeiter in der Porzellanmalerei und im Verkauf geschrumpft.