Kerron Johnson ist trotz seiner nur 1,85 Meter der Topspieler der MHP Riesen Ludwigsburg – und im Allstar-Team der Basketball-Bundesliga. 17,2 Punkte pro Partie, dazu 3,7 Vorlagen, so lautet der bisherige Saisonschnitt des US-Amerikaners.

Ludwigsburg - Der aktuell beste Punktesammler der Basketball-Bundesliga (BBL) ist kein alter Hase. Am Sonntag wurde er 24. Druck verspürt Kerron Johnson von den MHP Riesen Ludwigsburg trotz seines jungen Alters keinen. Nicht wegen seiner Führungsrolle, nicht wegen der Niederlagenserie, nicht wegen dem derzeitigen 16. Tabellenplatz. Und auch nicht, weil er in das Allstar-Team der BBL für den 10. Januar in Ulm gewählt wurde.

 

„Es ist schwer in meinem Alter, Routiniers wie Coby Karl und Patrick Flomo auf dem Spielfeld zu dirigieren“, gibt Johnson zu, „ich kann noch viel von ihnen lernen.“ Sein Trainer John Patrick fordert von ihm, sein Team verbal zu führen, nachdem er die Statistik der BBL anführt: 17,2 Punkte pro Partie, dazu 3,7 Vorlagen, so lautet der bisherige Saisonschnitt des nur 1,85 Meter großen US-Amerikaners. Das Klischee, dass Basketballer groß sein müssen, widerlegte er in bisher jedem seiner zwölf Saisonspiele. „Meine größte Waffe im Angriff ist meine Schnelligkeit. Und dass ich schon immer einer der Kleinsten war“, sagt Kerron Johnson ganz locker und lacht.

„Der Blitz“, wie er kürzlich in einem Fachmagazin genannt wurde, spielte schon während seiner Jugend stets mit den größeren Kindern aus der Nachbarschaft. „Wenn da jetzt ein 2,10-Meter-Mann den Korb verteidigen will, ist das nichts Besonderes für mich, ich kannte es nie anders“, sagt Johnson. Das sah man bereits in seinem ersten Saisonspiel für die MHP Riesen, als er gegen Bonn 38 Punkte erzielte und seitdem die Scorerliste der Bundesliga anführt. „Kerron ist ein sehr guter Verteidiger. Er ist äußerst flink und verfügt über ein exzellentes Spielverständnis“, sagt der Trainer John Patrick über den Neuzugang.

Pfeilschneller Weltenbummler

Dessen Punktedurchschnitt ist zwar mittlerweile etwas gesunken, trotzdem gab es nur zwei Partien, in denen er nicht zweistellig punktete. Das war in der vergangenen Spielzeit anders, 12,6 Punkte pro Spiel betrug sein Wert, als er für die New Zealand Breakers in der neuseeländisch-australischen Liga auf Korbjagd ging. Die BBL sei im Gegensatz dazu wesentlich schneller und athletischer, „das kommt mir zugute“, sagt Johnson. Für ihn wäre es „reizvoll, einmal auf allen Erdteilen hochklassig gespielt zu haben. Ich bin ein junger Typ, der Lust hat, die Welt zu bereisen. Dass ich das mit Basketball in Einklang bringen kann, ist ein Traum“.

In Ludwigsburg fühlt sich der pfeilschnelle Weltenbummler wohl und könnte sich auch vorstellen, seinen bis Sommer 2015 laufenden Vertrag zu verlängern. „Aber wissen Sie: im Profibasketball geht es nicht nur um den Sport, es geht auch um Finanzen“, sagt Johnson, „wenn es nur um Basketball gehen würde, könnte ich für immer bleiben, mir gefällt es hier super.“ Und das sagt der 24-Jährige, obwohl er mit den MHP Riesen seit fünf Spielen ohne Sieg ist. Ein Argument, das für Ludwigsburg spricht, ist, dass er in nahezu allen Statistiken ordentlich zugelegt hat – im Vergleich zu seinem Karrieredurchschnitt.

Traum von der NBA

„Wir müssen einfach nur gewinnen“, sagt Kerron Johnson, „wenn wir ab jetzt in jedem Spiel siegen, redet keiner mehr über die letzten fünf Spiele“, macht er in Optimismus. An ihm liegt es jedenfalls nicht, dass sein Team in der entscheidenden Phase oft die Nerven verliert: „Ich bin zwar jung, übernehme aber gerne Verantwortung. Ich liebe es, die Big Shots zu nehmen.“

Johnsons Traum ist es, einmal so einen wichtigen Wurf in einem NBA-Spiel zu treffen. Die beste Basketballliga der Welt ist sein Ziel. Mit den NBA-erfahrenen Mitspielern Coby Karl und Jon Brockman hat er schon öfter darüber gesprochen. Vielleicht hilft ihm dabei ja auch die Wahl ins All- Star-Team, in dem er als einziger Ludwigsburger vertreten ist.

Und falls es mit der NBA nicht klappt? „Ich will auf dem höchstmöglichen Level spielen, wenn das die Euroleague ist, spiele ich auch dort sehr gerne“, sagt er. Kerron Johnson spürt jedenfalls keinen Druck. Auch nicht, wenn es am Samstagabend (20.30 Uhr) gegen Oldenburg und damit gegen eines der Topteams der Liga geht, das wäre ja gelacht für den selbstbewussten Aufbauspieler. Ein enges Spiel „vor einer tollen Kulisse in der MHP Arena“, erwartet Johnson, vielleicht mit einem Big Shot vom „Blitz“ höchstpersönlich.