Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) hat seinen Neubau auf dem Unicampus in Stuttgart-Vaihingen bezogen. Was der Standort mit Weltraumschrott zu tun hat, hat uns ein Mitarbeiter erklärt.

Vaihingen - Platzmangel hat dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart schon lange zu schaffen gemacht. Eine Erweiterung für die 700 Mitarbeiter musste her. Nach drei Jahren Planung und drei Jahren Bau steht nun dass Forschungsgebäude auf dem Unicampus in Vaihingen. Mehr als 100 Wissenschaftler sind in den neuen Büro- und Laborräumen am Pfaffenwaldring auf einer Nutzfläche von 5000 Quadratmetern untergebracht. Der Bau hat 25 Millionen Euro gekostet und wurde zu großen Teilen vom Bund finanziert.

 

Die Herausforderung war, „zwei unterschiedliche Nutzer unter ein Dach zu bringen“, sagt Lutz-Ulrich Karle vom Baumanagement. Damit meint er, dass die Physiker in den oberen drei Stockwerken teilweise mit Lasern arbeiten und deshalb kein Sonnenlicht gebrauchen können. In anderen Labors indes stehen Schreibtische, und diese Mitarbeiter wollen nicht im Dunkeln sitzen.

Erreicht wird das Doppelziel durch verschließbare Metallläden in der Außenfassade, die die Sonne draußen und das Laserlicht drinnen halten. Doch nicht nur die Fensterläden sind verschlossen. Nur mit einem Besucherausweis kommt man durch die Schranke am Eingang, und auch dann dürfen nur bestimmte Räume betreten und vom Eingangsbereich abgesehen, keine Fotos gemacht werden. Das von Sonnenlicht erhellte Atrium steht dabei im Gegensatz zu dieser Geheimhaltung. Dort steht der Treppenlauf direkt unter dem Glasdach und verbindet alle Räume miteinander, die dennoch für Außenstehende versperrt bleiben.

Ein Teleskop hilft beim Aufspüren von Weltraumschrott

Am DLR wird zu verschiedenen Themen geforscht. „Die neuen Technologien sollen auch für den Markt nutzbar gemacht werden“, sagt die Standort-Leiterin Anke Kovar. Geforscht wird beispielsweise an der Speicherung regenerativer Energien oder an neuen Materialien, die als Hitzeschutzschild im All zum Einsatz kommen sollen, aber auch für Flugzeuge nutzbar gemacht werden können. „Im Endeffekt kommt alles aus einer Hand“, sagt Kovar.

In einem unscheinbaren weißen Container verbirgt sich Hochtechnologie. Was von außen uninteressant wirkt, ist ein mobiles Weltraumschrott-Observatorium, dass bald auf den Schnarrenberg in Stuttgart gebracht werden soll. Mit dem Teleskop können die Wissenschaftler Weltraumschrott entdecken. „So kann der gesamte Himmel abgesucht werden“, sagt Jens Mende. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für technische Physik. Wie das Teleskop zu jeder Zeit und Wetterlage genutzt werden kann, daran wird derzeit jedoch noch geforscht.

Laser sollen den Schrott zum Absturz bringen

Den Müll im All zu beobachten, ist wichtig, da er die bemannte und die unbemannte Raumfahrt gefährdet. So musste die Internationale Raumstation ISS schon mehrmals Schrott ausweichen. Da die Berechnungen aber nicht so genau sind, war die Mannschaft auch schon vorsichtshalber gezwungen, in die Rettungsvehikel zu steigen. Der Schrott rast mit 30 000 Kilometer pro Stunde durchs All, braucht also nur 90 Minuten, um die Erde zu umrunden. Je nach Höhe kann er außerdem recht lang um die Erde kreisen. Mende sagt: „Bei einer Höhe von 1000 Kilometern geht man von einer Dauer von 1000 Jahren aus.“

2009 kam es zu einem solchen Zusammenstoß, als ein ausgedienter Satellit in rund 800 Kilometern Höhe einen aktiven Satelliten traf. „Die Explosion hatte eine Energie, die vergleichbar ist mit der Sprengkraft von 20 Tonnen Dynamit.“

Aus diesem Grund arbeiten die Forscher am DLR daran, die Objekte mit Lasern gezielt und sicher zum Absturz zu bringen. Wenn dies klappt, verglühen sie in der Erdatmosphäre. „Dafür wird mit einem Laser Material von der Oberfläche eines Teilchens verdampft. Der entstehende Rückstoß führt dazu, dass es seine Bahn ändert“, erklärt Mende.