Die Vereinigung Cockpit fordert ein deutlich verbessertes Angebot von der Lufthansa-Spitze, sonst könne der Piloten-Ausstand jederzeit weitergehen. Das Management dagegen wartet auf einen Gegenvorschlag der Gewerkschaft.

Frankfurt - Markus Wahl rief prompt zurück. „Wir sind jederzeit erreichbar“, sagte das Vorstandsmitglied der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) am Freitag der Stuttgarter Zeitung. Gleichzeitig betonte er, dass man jederzeit zu einer Entscheidung bereit sei. Man warte auf ein deutlich verbessertes Angebot der Lufthansa-Konzernspitze zu der Neuregelung der Übergangsversorgung und den „vielen anderen offenen Punkten“. Wenn das nicht komme, werde man weiter streiken. Mit ausreichender Vorankündigung könnten die Piloten der Lufthansa, Lufthansa Cargo oder auch bei Germanwings wieder in den Ausstand treten, sagte Wahl. Das könne schon am Wochenende oder auch in der kommenden Woche sein. Für den Fall der Fälle habe man sich auf einen längeren Arbeitskampf eingestellt.

 

Das Lufthansa-Management ist dagegen der Ansicht, dass man den Piloten in den Verhandlungen schon ein ganzes Stück entgegengekommen ist. Am 14. August habe man ein verbessertes Angebot vorgelegt und zudem erklärt, dass die bestehende Übergangsversorgung für die Piloten, die vor dem 1. Januar 2014 bei Lufthansa gearbeitet haben, bis 2016 unverändert bestehen bleiben wird. Man erwarte nach dem einseitigen Abbruch der moderierten Gespräche durch die VC nun einen konkreten Vorschlag der Gewerkschaft zur Neuregelung der Übergangsrente. Außerdem habe die VC einen Vorschlag zur Kostendeckelung angekündigt, aber bisher keinen vorgelegt. Die Gewerkschaft weist die Vorwürfe zurück. Man habe auf Wunsch von Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens keinen eigenen Vorschlag erstellt.

Die Lufthansa appellierte an die Pilotengewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Durch einen Streik ist noch kein Tarifkonflikt gelöst worden“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Aus Sicht der Fluggesellschaft haben bisher alle Unternehmensteile ihren Beitrag dazu geleistet, die Airline für eine herausfordernde Zukunft zu wappnen. Von der Technik über das Catering bis zur Crew – alle mussten Einsparungen hinnehmen, nur die Piloten pochten weiter auf ihre Privilegien, heißt es. Zuletzt hatte die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo mit der Lufthansa einen neuen Tarifvertrag mit deutlichen Kostensenkungen vereinbart.

Am Freitagvormittag hatten die Piloten der Lufthansa-Tochter Germanwings für mehrere Stunden die Arbeit niedergelegt. Zwischen sechs und zwölf Uhr konnten etwa 15 000 Passagiere der Lufthansa-Tochter ihre geplante Reise nicht antreten. Betroffen waren vor allem innerdeutsche Verbindungen. Flüge in Urlaubsgebiete wurden nach Cockpit-Angaben nicht bestreikt. Für den Ausstand vom Freitag habe sich die Gewerkschaft „bewusst auf Germanwings konzentriert“, so ein Cockpit-Sprecher, weil der Lufthansa-Ableger viele Kurzstrecken bediene, bei denen Reisende auch auf die Bahn umsteigen könnten.

Am Kölner Flughafen, der am stärksten betroffen war, waren bis zum Mittag insgesamt 48 von 146 für den Tag geplanten Flügen ausgefallen. In Stuttgart waren es 36 von 100 und in Berlin 30 von 78 geplanten Flügen. Neben den Flughäfen Hamburg, Berlin, Dortmund, Hannover und Düsseldorf – dort ist Germanwings mit eigenen Maschinen stationiert – kam es auch in Bremen, Dresden, Friedrichshafen, Leipzig, Nürnberg und München zu Flugausfällen. Trotz der Streiks gab es an den betroffenen Flughäfen keine größeren Behinderungen, wie Sprecher der Standorte übereinstimmend bestätigten. Viele Fluggäste seien vorab über ihre Reisebüros, SMS oder Mails informiert worden. Die Passagiere konnten ihre Flüge kostenlos umbuchen oder auch stornieren. Eine Germanwings-Sprecherin sagte, der Ersatzflugplan sei „so gestartet, wie wir es vorgesehen hatten“.

Auch nach Ende des Streiks kam es durch Verschiebungen und Verspätungen noch zu Verzögerungen im Flugplan. Von heute an soll der Flugverkehr bei Germanwings wieder nach Plan verlaufen.