Änderungen beim Bonusprogramm Miles & More werden künftig mit längerer Vorlauffrist angekündigt. Darauf einigte sich das Unternehmen nun außergerichtlich mit einem Kunden und beendet damit eine langwierige Auseinandersetzung.

Frankfurt - Die Lufthansa wird Änderungen ihres Bonusmeilensystems künftig mit einem Vorlauf von drei Monaten ankündigen. Das ist das Ergebnis einer außergerichtlichen Einigung, das der Münchner Professor Tobias Eggendorfer und die Fluggesellschaft nach einer langen juristischen Auseinandersetzung vereinbart haben. Im Gegenzug für das Entgegenkommen der Lufthansa verzichtet der Vielflieger auf den möglichen Gang zum Bundesgerichtshof. „Wenn es der Wunsch vieler Kunden ist, Änderungen früher bekannt zu geben, dann werden wir das künftig so handhaben“, sagte ein Lufthansa-Sprecher.

 

Ausgangspunkt des Streits war eine Umstellung des Bonusprogramms Miles & More aus dem Jahr 2011. Erst im Dezember 2010 hatte die Lufthansa damals bekannt gegeben, dass die gesammelten Meilen, die unter anderem für Freiflüge oder Upgrades genutzt werden können, vom 1. Januar an weniger wert seien – man also mehr Meilen für eine Prämie benötigt oder auf der anderen Seite weniger Meilen für Leistungen gut geschrieben bekommt. Eggendorfer, der als „Senator“ den zweithöchsten Status unter den Vielfliegern erreicht hatte, wollte sich das nicht gefallen lassen und ging vor Gericht.

Eine Einigung wurde auch mit anderen Kunden erzielt

Nachdem er in der ersten Instanz gewonnen hatte, verlor er jedoch vor rund einem Monat vor dem Oberlandesgericht in Köln. „Nachdem das nun für alle Kunden verbindlich geregelt wird, habe ich mein Ziel erreicht“, sagte der Vielflieger gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben eine vernünftige Lösung gefunden. Das war das, wofür ich gekämpft habe.“ Der Lufthansa-Sprecher erklärte, dass man inzwischen auch mit anderen Kunden, die geklagt hatten, zu einer Einigung gelangt sei. Wichtig für die Lufthansa sei es gewesen, in dem Fall Rechtssicherheit zu bekommen, und das sei geschehen. Experten hatten für die Fluggesellschaft vor allem das Risiko gesehen, dass die Änderungen der Bedingungen rückwirkend aufgehoben werden könnten – das hätte zu erheblichen Belastungen für die Lufthansa führen können.

Das Oberlandesgericht Köln hatte zuletzt entschieden, dass man Eggendorfers Fall nicht isoliert betrachten dürfe, da er mit ungefähr 900 000 angesammelten Bonusmeilen ein ausgesprochener Vielflieger sei. Für den Durchschnittskunden sei das neue System dagegen keineswegs immer von Nachteil. Eggendorfer hatte vor allem auch kritisiert, dass die Umstellung schon einen Monat nach der ersten Ankündigung in Kraft getreten sei. Das Oberlandesgericht hatte darin aber kein Problem gesehen. Dennoch will die Lufthansa nun die Zeit zwischen der Ankündigung und der Umsetzung von Programmänderungen auf drei Monate verlängern.

Für Durchschnittskunden ist das System nicht nur von Nachteil

Damit hat Konzernchef Christoph Franz nun ein Problem weniger. Doch in Branchenkreisen wird bereits über die nächsten Klagen von Passagieren spekuliert. Die im Sommer anstehende Umstellung des Europa-Verkehrs auf Strecken außerhalb von Frankfurt und München auf die Lufthansa-Tochter Germanwings hat zumindest bei vielen Stammkunden für Verstimmung gesorgt, die sie in einschlägigen Foren auch öffentlich geäußert haben. Bisher gebe es noch keine Anzeichen dafür, dass sich daraus eine Klagewelle ergeben könnte, heißt es aus dem Unternehmen. Dennoch könnte die Umstellung nach Einschätzung von Branchenkreisen durchaus dazu führen, dass sich Lufthansa-Kunden verstärkt für Angebote anderer Fluggesellschaften interessieren könnten. Das wiederum würde das Ziel der Lufthansa erschweren, die durch die Verlagerung des Europa-Verkehrs auf Germanwings in diesem Bereich in die schwarzen Zahlen kommen möchte. Als „Ausgleich“ soll es bei Germanwings ein aufgewertetes Angebot geben.