Die US-Serie "Mad Men" ist lange schon Kult. ZDFneo zeigt die mehrfach ausgezeichnete Serie ab 06. Oktober immer mittwochs um 22.30 Uhr.

Stuttgart - Sie ist eine der erfolgreichsten TV-Serien in den USA, und sie ist dabei ein Phänomen: Die US-Serie "Mad Men" enthält keine Action, keinen Grusel, keine Comedy, sondern ist eine geradezu unaufgeregt dahinplätschernde, aber darum nicht weniger packende Erzählung. ZDFneo zeigt die mehrfach ausgezeichnete und innerhalb von drei Jahren zum Kult avancierte Serie ab 06. Oktober immer mittwochs um 22.30 Uhr.

Die Reihe um die Werbeagentur Sterling & Cooper auf der Madison Avenue in New York - aus Madison und Men ergibt sich das Wortspiel "Mad Men", verrückte Männer - spielt Anfang der 1960er Jahre und repräsentiert eine gesellschaftliche Wirklichkeit, die in manchen Dingen so fern von unserer zu sein scheint und doch anzeigt, wie wir hierhin gekommen sind. Die Männer haben das Sagen, sie tragen perfekt sitzende Anzüge, haben Pomade im Haar, rauchen unentwegt, trinken Scotch bei der Arbeit schon ab 10 Uhr morgens und machen politisch unkorrekte Witze über Frauen und Schwarze.

Die Frauen tragen glockenartige Röcke, wie sie gerade wieder im Kommen sind, haben die Haare zurückgekämmt, sind Sekretärinnen oder Hausfrauen und ordnen sich unter. Alkohol und Zigaretten gehören indes auch zu ihrem Alltag, selbst inder Schwangerschaft. Die Schwarzen sind Liftboys und haben vorerst in der schnittigen Welt der sogenannten WASPs, der weißen angelsächsischen Protestanten, nichts zu sagen - Obama ist noch meilenweit entfernt.

Stilisierung des Lebens in der Werbewelt


Im Mittelpunkt der Erzählung, die in den USA mittlerweile die vierte Staffel erreicht hat, steht Don Draper, der vom Typ irgendwo zwischen Gary Cooper und Cary Grant liegt. Don ist gutaussehend, smart und laut seinem Chef "der beste Creative Director von New York". Der Werbetexter ist verheiratet mit der bildhübschen Betty, einem ehemaligen Model, das selbst wiederum sehr an die Schauspielerin Grace Kelly erinnert. Zusammen haben sie zwei Kinder, natürlich ein Mädchen und einen Jungen. Sie führen ein Vorzeigeleben.

Das alles klingt wie aus einem Werbeprospekt, und tatsächlich spielen die Autoren und Designer der Serie mit eben dieser Überästhetisierung und Stilisierung des Lebens in der Werbewelt.

Gespielt wird Don Draper von Jon Hamm (39), der für die Rolle 2008 den Golden Globe als bester Darsteller in einer Dramaserie erhielt. Die Serie selbst räumt jedes Jahr bei den Emmys, den amerikanischen Fernsehpreisen, ab. Der Stil der frühen sechziger Jahre ist originalgetreu wiederbelebt, vom Schreibtisch bis zum Bleistift stimmt alles. Der Produktionsdesigner Dan Bishop wird dafür gefeiert, beim Kinofilm "A Single Man" des Modedesigners Tom Ford (2009) konnte er sein Können auf großer Leinwand präsentieren. Der Pay-TV-Sender HBO - der bekanntlich "Die Sopranos" und "Six Feet under" ausstrahlte - wird sich mächtig ärgern, dass er 2002 das Buch von Matthew Weiner zu dieser Serie abgelehnt hat. Weiner ging zum Konkurrenten AMC.

Um Don nun, und hier kommt eben doch eine ganz spezifische Spannung ins Spiel, schwebt ein Geheimnis, dem die Zuschauer nach und nach auf die Spur kommen. Seine Vergangenheit erklärt uns dabei peu à peu seine Gegenwart, zeigt uns, wie er wurde, was und wie er ist - er ist nämlich ebenso unkorrekt wie alle anderen, geht seiner Frau dutzendfach fremd. Trotzdem bleibt er eine Sympathiefigur, man verzeiht ihm mehr als den anderen.

Zwischen seiner Charakterentwicklung und unserer Zeit lässt sich eine Parallele ziehen: Denn die Serie hält auch uns den Wandel der Zeit und die Werte von damals bis heute vor Augen. Wir werfen nach einem Picknick nicht mehr achtlos Müll in den Park, so wie Don und Betty - oder doch? Wir haben uns an Verbote wie das Rauchen gewöhnt - oder doch nicht? Wir setzen Kinder nicht einfach vor die Glotze, um Ruhe zu haben - oder? "Mad Men" ist ein Spiegel unserer Zeit, damals wie heute. Man sollte regelmäßig hineinsehen.

"Mad Men": ZDF Neo, immer mittwochs, 22.30 Uhr »