Aufgrund der starken Regenfälle im Frühjahr ist die Vegetation regelrecht explodiert. Die von der Stadt beauftragten Firmen kommen mit den Mäharbeiten und Grünschnitten kaum hinterher.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Sonnenberg - Gut anderthalb Meter hoch stehen die Grashalme auf der Wiese neben dem Spielplatz an der Ecke Laustraße und Im Betzengaiern. Kinder, die die Wiese gerne als Bolzplatz nutzen, können das wegen des hohen Grüns nicht länger. „Es reicht den Kindern zum Teil bis zur Hüfte – spielen unmöglich“, schreibt Götz Freudenberg in einer E-Mail an unsere Redaktion. Der Sonnenberger wohnt unweit des Spielplatzes und kann seit Wochen zuschauen, wie das Grün ungehindert wächst. Die Sache werde „in der gesamten Nachbarschaft als Ärgernis wahrgenommen“, so Freudenberg. Nicht nur für die fußballspie-lenden Kinder ist die Situation ungünstig, auch Eltern stören sich an dem üppigen Grün. An eine Nutzung als Liegewiese ist nicht mehr zu denken. Die Grashalme ragen sogar bis in den Gehweg hinein. Ein untragbarer Zustand, findet er.

 

Wegen des „Missstandes“, wie Freudenberg es nennt, hat er bereits Kontakt mit der Stadt aufgenommen. Dort habe man ihm allerdings nur sagen können, dass für das Mähen der Fläche kein Geld vorhanden sei. Dafür hat der Sonnenberger wenig Verständnis. „Stattdessen ist offenbar genug Geld für unsinnige, kaum benutzte Radwege vorhanden“, ärgert sich Freudenberg. Die Pflege der Grünflächen, insbesondere in den Stuttgarter Randbezirken, sei dagegen zweitrangig.

Verkehrssicherheit geht vor Bespielbarkeit

„Die Bezirke bekommen ein bestimmtes Budget zugeteilt und müssen entscheiden, welche Maßnahmen vordringlich sind“, erklärt Volker Schirner, der Leiter des städtischen Garten-, Friedhofs- und Fortsamts (GFF). Das Budget sei nicht kleiner als 2015. Allerdings sei die Vegetation durch den vielen Regen im Frühjahr stärker gewachsen als im Vorjahr. „Die von uns mit Grünschnitt und Mäharbeiten beauftragten Firmen kommen kaum hinterher“, sagt Schirner. So müssten in diesem Jahr an vielen Stellen Äste zurückgeschnitten werden, die sonst die Sicherheit von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern gefährden.

„Die Verkehrssicherheit hat schlicht Priorität vor der Bespielbarkeit“, sagt Schirner. Zudem sei die Wiese neben dem Spielplatz nicht als Spielfläche gekennzeichnet. „Es ist eigentlich ein Regenüberlaufbecken, dessen Oberfläche zum Spielen genutzt wird. Es handelt sich aber nicht um einen ausgewiesenen Spiel- oder Bolzplatz“, sagt der Leiter des GFF. Als Spielflächen ausgewiesene Areale werden zuerst in Angriff genommen. Die Wiese Im Betzengaiern steht aufgrund der Verkehrssicherheit erst einmal hinten an. „Seitdem ich hier wohne, also seit über 20 Jahren, spielen die Kinder dort Fußball und die Stadt hat das Gras stets mähen lassen“, entgegnet Freudenberg. Dieses Frühjahr sei das erste Mal, dass das Gras so hoch stehe, dass kein Durchkommen, Spielen oder Liegen mehr möglich ist.

An einigen Stellen wird nur noch zweimal im Jahr gemäht

Die Stadt müsse sich ihr Budget aufgrund des starken Vegetationswachstums einteilen, argumentiert Schirner. Um mit dem Geld haushalten zu können, hat man sich an einigen Stellen entschieden, nur noch zwei- statt dreimal im Jahr zu mähen. „Wir haben in diesem Jahr einen höheren Pflegeaufwand, gerade beim Zurückschneiden von Bäumen, den wir mit genauso viel Geld wie im Vorjahr ableisten müssen“, sagt Schirner.

Am gestrigen Dienstag allerdings rückten die von der Stadt beauftragten Arbeiter der Wiese zu Leibe. Bis zum Mittag hatten sie das Areal neben dem Spielplatz vom hohen Grün befreit. Bleibt das Wetter in den nächsten Wochen trocken, wird es wohl wieder einige Zeit dauern, bis das Gras so hoch gewachsen ist, dass die Kinder nicht mehr darauf kicken können.