Vor 75 Jahren hat die Spur "Halb-Null" die Tischeisenbahn möglich gemacht. Dieser Maßstab dominiert die Modelleisenbahnwelt bis heute.

Tübingen - "Kinder kommen in diese Ausstellung wegen der großen Anlagen, auf denen viele Züge fahren", sagt Rainer Klink, der Chef des Tübinger Boxenstop-Museums, das es jetzt 25 Jahre gibt. "Sammler und Märklin-Liebhaber kommen wegen einer selten gesehenen Tiefe an guten Exponaten", sagt Roland Gaugele, Experte für alle Fragen um Märklin und Kurator der Jubiläumsausstellung. "Das Thema 75 Jahre Märklin H0 hat nur Rainer Klink aufgegriffen, noch dazu im 125. Jahr der Eisenbahn in Deutschland", ist sich Gaugele sicher. Er war mehr als ein Vierteljahrhundert Pressesprecher des Göppinger Modellbahnherstellers.

Klink und Gaugele unterhalten sich vor einer modernen H0-Anlage, die zuletzt 2008 im Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen zu sehen war. Nachgestellt sind Stadtteile von Hamburg. Dominierend die Speicherstadt mit dem Hafen und vor allem der Bahnhof Dammtor. Das Märklin-Produkt lässt sich für einige Hundert Euro als Bausatz kaufen. "Viel zu kompliziert", sagt Klink, "zusammengebaut habe ich das Modell bisher noch nie gesehen". Gaugele sagt lächelnd:, "Einer unser Spezialisten vom Ersten Märklin-Modell-Bahn-Team hat es geschafft. Der ist Ingenieur bei Porsche."

Authentizität ist wichtig


Auf knapp zwölf Quadratmetern sind die Züge digital gesteuert. Von den Lokomotiven sind die Originalgeräusche zu hören, nur eben etwas leiser. Wenn sie anfahren oder halten, dann tun sie das mit Gemach, ganz ihren scheinbar schweren Lasten entsprechend. Die legendäre Dampflok Schwarzer Schwan zieht Waggons in den Bahnhof Dammtor, die der Zeit um 1957 entsprechen. Damals wurden von der letzten Dampflokneukonstruktion der Deutschen Bundesbahn zwei Exemplare dieser Baureihe 10 hergestellt. "Rainer Gaugele hat uns ziemlich getriezt, dass die Züge der ganzen Ausstellung zusammenpassen". Der entgegnet: "Modellbahnliebhaber achten sehr auf Authentizität."

Der passionierte Sammler Rainer Klink ist auch Modellbahnliebhaber. In seinem Auto- und Spielzeugmuseum sind ständig einige Hundert Lokomotiven zu sehen, vorwiegend von Märklin. "Da sind interessante Sachen dabei", merkt Gaugele an, "ein braunes Krokodil der Spur 0 von 1984 sieht man nicht oft". 3300 Stück wurden hergestellt und damals für umgerechnet 1200 Euro pro Stück verkauft. Klinks Stücke bleiben ausgestellt. Der Tübinger räumt gerne manchen Rennwagen oder klassisches Motorrad aus dem Museum, um zur Weihnachtszeit Platz für Modelleisenbahnanlagen zu schaffen. "Aber so etwas wie jetzt, das hatten wir hier noch nie", sagt er mit Begeisterung. Er verweist auf einen Gast in Tübingen, ein Original-Krokodil der Spur 1. So ein Exemplar wurde vor kurzem für 75.000 Euro verkauft.