Die Übermorgen-Macher Lennart Arendt und Dominik Ochs haben bewegte Zeiten hinter sich. Der Weg des umtriebigen Duos zu ihrem Geschäftsmodell ähnelte dem durch ein Spiegelkabinett: Sie mussten erst etwas umherirren und sich den Kopf anstoßen, bis sie ans Ziel kamen.

S-Ost/ Süd - Übermorgen heißt das neue Gratismagazin, mit dem die beiden Umweltmanager und -ökonomen Lennart Arendt und Dominik Ochs den sperrigen Begriff der Nachhaltigkeit mit einem zeitgemäßen Lebensgefühl versöhnen wollen. Produziert wird das Magazin in einem kleinen Kreativzentrum an der Rotenbergstraße. Der Weg des umtriebigen Duos zu ihrem Geschäftsmodell ähnelte dem durch ein Spiegelkabinett: Sie mussten erst etwas umherirren und sich den Kopf anstoßen, bis sie ans Ziel kamen.

 

Die Freundschaft des Duos beginnt im Studium. Der gebürtige Brasilianer Ochs, der in einem 400-Seelen-Vorort von Bad Kreuznach aufwächst, und der Münsteraner Arendt entscheiden sich beide für Green Business Management, einen kleinen Studiengang in Iserlohn mit einer familiären Betreuung. Schnell stellen sie fest, wie gut sie sich verstehen. Eine Zeit lang leben sie zusammen in einer Wohngemeinschaft – und beschließen, sich nach dem Abschluss als Nachhaltigkeitsberater selbstständig zu machen.

Die Grüne Neun bietet Freiheit, aber auch Ungewissheit

Es ist das Gefühl, etwas anders, etwas besser machen zu wollen und zu können als es anderswo läuft, das sie antreibt. In Praktika haben sie erlebt, wie bei der Lufthansa, bei Porsche oder Price Waterhouse Coopers (PWC) gewirtschaftet wird und vieles missfällt ihnen. Die Grüne Neun, wie sie ihre Firma nennen, bietet ihnen Freiheit, aber auch einen Sprung ins Ungewisse.

Der Kontakt zum Geschäftsführer einer Werbeagentur, mit der sie heute eine Bürogemeinschaft bilden, führt sie nach Stuttgart. Von dort aus wollen sie Unternehmen für sich gewinnen, mit frischen Ideen für ein energieeffizientes Wirtschaften, das obendrein Geld spart, doch es ist hart, gegen die etablierte Konkurrenz anzukämpfen. Die Präsentationen in den Chefetagen sind aufwendig, die Gespräche häufig vielversprechend. Doch Früchte trugen sie zunächst keine – zumindest keine monetären. „Wir haben uns wohl ein paar Luftschlösser ausgemalt“, sagt Arendt.

Nach Feierabend wird im Galao gekocht für den Lebensunterhalt

Stattdessen verdienen die beiden ihr Geld vor allem nach Feierabend, als Köche im Café Galao, wo Ochs seine Ausbildung in diesem Bereich zugutekommt. Die Not macht erfinderisch. „Wenn du immer mal wieder auf die Schnauze fällst, lernst du so einiges“, sagt er. Die Not drückt aber auch auf die Stimmung. „Wir haben in der Zeit viel gestritten“, erinnert sich Arendt. Doch der Glaube an den Erfolg mit der Grünen Neun ist ungebrochen – und der Marsch durch die Täler schweißt die Freunde letztlich nur enger zusammen. Spätestens, als sie die Berliner Green Music Initiative für eine klimaverträgliche Musik- und Entertainmentbranche als Kunden gewinnen, geht es aufwärts.

Mit „Übermorgen“ haben sie sich nun an die Umsetzung einer von vielen Ideen gewagt. Das Magazin im handlichen Din-A-5-Format ist ein Herzensprojekt, es ist ihre Reaktion auf das, was heutzutage mit dem Begriff der Nachhaltigkeit verbunden ist. Die einen proklamierten Umweltbewusstsein mit einem verbissenen, ideologischen Ernst, die anderen böten nichts als bloße Theorie, die kaum greifbar sei. Die Botschaft von Arendt und Ochs ist anders. Sie wollen Projekte und Initiativen würdigen, die für einen klugen Umgang mit Ressourcen sensibilisieren, der keinen Zwang ausübt, sondern Spaß macht, passend zum Lebensstil der jungen Generation.

Die Erstausgabe des Magazins erschien im August, die zweite ist für Anfang November angekündigt. Lennart Arendt und Dominik Ochs scheinen etwas gefunden zu haben, das den Nerv der Zeit trifft, etwas, mit dem sie durchdringen. Die Reaktionen auf das Heft haben sie regelrecht überrollt – und beflügelt. „Wir haben uns drei Jahre durchgeboxt“, sagt Ochs. „Jetzt machen wir hundertprozentig weiter.“