Die Favoriten in Gruppe D enttäuschen - Frankreich und England bieten fußballerische Magerkost.

Donezk - Der gesperrte Wayne Rooney huschte missmutig von der Tribüne, Franck Ribéry tauschte mit Gegenspieler Glen Johnson das Trikot und schaute sich dann fragend um. Mit dem 1:1 (1:1) zum Auftakt am Montagabend in Donezk konnte sich weder Geheimfavorit Frankreich noch Außenseiter England für höhere Ambitionen bei der Fußball-EM empfehlen. „Es war frustrierend. Es hat sich angefühlt als wären sie mit 15 Mann auf dem Platz. Sie haben gespielt wie Chelsea gegen Barcelona“, sagte Frankreichs Außenverteidiger Patrice Evra.

 

Während das Team von Nationaltrainer Laurent Blanc angesichts spielerischer Überlegenheit dem verpassten ersten Sieg bei einem großen Turnier seit sechs Jahren nachtrauerte, zeigten sich die Engländer mit dem Punkt zufrieden. „Wir wären über einen Sieg froh gewesen, aber das Unentschieden passt uns gut. Wir müssen sehen, dass wir nach dem nächsten Spiel vier Punkte haben“, sagte Englands Kapitän Steven Gerrard.

Mit schnödem Ergebnisfußball hatten Franzosen und Engländer viele Wünsche offengelassen. Englands Innenverteidiger Joleon Lescott (30. Minute) ließ mit seinem Führungstreffer den gesperrten Stürmerstar Rooney auf der Tribüne jubeln. Nach Vorlage von Bayern-Star Ribéry erzielte Samir Nasri (39.) vor etwa 48 500 Zuschauern in der nicht ausverkauften Donbass-Arena den Ausgleich.

England konnte erneut in einem Auftaktspiel nicht gewinnen

England konnte erneut in einem Auftaktspiel nicht gewinnen und steht in der zweiten Partie am Freitag gegen Schweden weiter unter Druck. „Ich muss mit dem Ergebnis zufrieden sein. Die Franzosen sind eine gute Mannschaft. Wir haben sie im Schach gehalten und es gab nicht viele Situationen, in denen ich in Panik geraten wäre“, sagte Trainer Roy Hodgson.

Auch die nun seit 22 Spielen ungeschlagenen Franzosen können sich im nächsten Spiel gegen Co-Gastgeber Ukraine keinen Ausrutscher leisten. „Man muss zufrieden sein. Wir haben zu ängstlich gespielt“, sagte Trainer Laurent Blanc. „Paradoxerweise haben wir ein Gegentor gebraucht, um initiativ zu werden. Ein Auftaktspiel ist schwierig. Ich kann damit leben. Am Ende haben beide Mannschaften gesehen, dass ein Remis okay ist.“

Nach nervösem Beginn beider Teams sah Tribünengast Rooney im weißen Team-Poloshirt in der 15. Minute die erste gelungene Aktion. James Milner umkurvte Hugo Lloris im französischen Tor, schoss aber aus spitzem Winkel vorbei.

Frankreich war den Engländern technisch überlegen

Frankreich war den Engländern technisch deutlich überlegen, doch das HodgsonTeam ließ der Équipe Tricolore wenig Raum zur Entfaltung. Die Folge: Das Spiel verstrich ohne Glanzpunkte - bis zur 30. Minute. Eine Freistoßflanke von Gerrard köpfte Lescott zu seinem ersten Länderspieltor für England ein. Die Fans sangen Football is coming home“.

Frankreich erhöhte notgedrungen den Druck und verlagerte das Spiel mehr und mehr in die englische Hälfte. Nach einem Freistoß von Nasri bot sich Alou Diarra (35.) gleich eine doppelte Kopfballchance. Joe Hart im englischen Tor parierte reaktionsschnell. Nasri ließ seinem Teamkollegen von Man City kurz darauf keine Chance. Nach kurzem Zuspiel von Ribéry traf er per Distanzschuss zum Ausgleich.

In der zweiten Halbzeit zogen sich die Franzosen wieder etwas zurück. England konnte aber keine gefährlichen Aktionen starten. Auf einen Schuss auf's Tor warteten die Anhänger der Three Lions vergeblich. Auch die Franzosen waren wenig zielstrebig. Ribéry mühte sich, wurde jedoch von mindestens zwei Kontrahenten gestört. Ein zu großes Risiko wollte keines der beiden Teams mehr eingehen.

Auch Rooney dürfte sich auf der Tribüne fast schon gelangweilt haben. Erst in den Schlussminuten schnellte der Puls nochmals in die Höhe. Jungstar Danny Welbeck fälschte einen Schuss von Yohan Cabaye (80.) gerade noch zum Eckball ab. Karim Benzema (84.) konnte eine letzte Chance nicht nutzen.