Bis Mitte 2018 gibt es bei Mahle im Bereich Kleinmotoren keine Kündigungen, dies sieht ein Eckpunktepapier vor, das zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat vereinbart wurde.

Stuttgart - Im Februar hatten Geschäftsleitung und Betriebsrat des Kolbenherstellers Mahle eine Beschäftigungssicherung vereinbart, die betriebsbedingte Kündigungen an den meisten deutschen Standorten bis Mitte 2015 ausschloss. Diese Vereinbarung galt allerdings nicht für den Standort Markgröningen. Das wurde nun nachgeholt, die Sicherung reicht dabei deutlich weiter: Bis Mitte 2018 müssen die Beschäftigten nun keine betriebsbedingten Kündigungen fürchten, heißt es aus Arbeitnehmerkreisen. Das Eckpunktepapier zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat sieht aber auch einen Personalabbau vor.

 

Zum Hintergrund: dass für Markgröningen eine eigene Lösung gesucht werden musste, hat mit dem Bereich Kleinmotoren zu tun. Zwei wichtige Kunden, deren Namen nicht genannt wurden, hatten Aufträge für Kleinmotoren abgezogen, um damit die eigene Fertigungstiefe zu erhöhen. Die Folge war, dass von Mai 2013 an ein Teil der insgesamt gut 300 Mitarbeiter in diesem Bereich in Markgröningen keine Arbeit mehr hatten. Die jetzt gefundene Regelung schützt denn auch „nur“ 224 Arbeitsplätze. 80 Stellen sollen über Altersteilzeit abgebaut werden. Bedingung dafür ist, dass die aktive Phase der Altersteilzeit Ende 2015 abgeschlossen ist. Sollte die gewünschte Abbauzahl bis zu diesem Zeitpunkt nicht erreicht sein, kann der Kolbenhersteller kündigen. Voraussetzung dafür ist, dass ein Sozialplan, der erst noch verhandelt werden muss, steht.

Arbeitszeit wird gesenkt

Das Eckpunktepapier sieht zudem vor, dass in Markgröningen die Arbeitszeit gesenkt wird. Bisher wurden in dem Bereich 40 Wochenstunden gearbeitet, künftig sollen es – ohne Lohnausgleich – 35 Stunden sein. Damit würde das Gehalt um 12,5 Prozent sinken. Mahle zahlt aber einen Ausgleich von 7,6 Prozent, was die Einbußen der Betroffenen abfedert. Zum Hintergrund: die 40-Stunden-Woche ist eine Besonderheit von Markgröningen. Vor einigen Jahren wurde dort deutlich über Tarif gezahlt; als das Werk auf der Kippe stand, wurde vereinbart, das Gehalt der Beschäftigten nicht anzutasten, stattdessen sollten sie länger arbeiten. Nun wird die Arbeitszeit reduziert; die Ausgleichszahlungen können auf künftige Tarife angerechnet werden.

Eine Unsicherheit bleibt den Beschäftigten: Die Vereinbarung sieht eine Ausstiegsklausel für Mahle vor – und zwar dann, wenn der (geringere) Planumsatz mit Kleinmotoren in den kommenden Jahren eine festgelegte Höhe unterschreitet. 2012 habe Mahle mit Kleinmotoren 58 Millionen Euro umgesetzt; die Ausstiegsklausel gilt bei unter 27 Millionen Euro. Bisher haben sich Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter nur auf Eckpunkte verständigt; diese müssen nun schriftlich formuliert und von den Gremien abgesegnet werden. Erst dann kann die Betriebsvereinbarung in Kraft treten. Danach will Mahle sich zu dem Thema äußern.

Während die Beschäftigten in Markgröningen aufatmen können, sorgen sich die Beschäftigten des Pkw-Kolbenwerkes in Colmar um ihre Stellen. Die Stuttgarter wollen den Standort schließen; rund 270 Beschäftigte sind betroffen. Grund ist das anhaltend schwierige Marktumfeld in Europa. Das Werk habe zwischen 2007 und 2012 kumuliert Verluste von rund 43 Millionen Euro eingefahren – trotz Maßnahmen zur Kosteneinsparung und verbesserter Auslastung, steht in einer Mahle-Mitteilung. Der Europäische Betriebsrat von Mahle kritisiert im Flugblatt die „überzogenen Profiterwartungen der Autohersteller, die die Zulieferindustrie zunehmend kaputt“ machten. Es gebe externe – etwa konjunkturelle – Gründe für die Probleme in Colmar. Aber die Geschäftsleitung habe versäumt, Ersatzprodukte und Ersatzmärkte zu erschließen, so die Betriebsräte.