In Thailand und Vietnam wird exzessiv Mais angebaut. Das schadet den Böden und kann sie komplett auslaugen. Mit einem innovativen Modell entwerfen Hohenheimer Forscher nun Auswege.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Wegen der starken Fleischnachfrage und hoher Marktpreise sind viele Bergbauern in Vietnam und Thailand auf exzessiven Maisanbau umgestiegen, denn Mais eignet sich als Schweinefutter. Doch die Maismonokulturen laugen den Boden aus. Über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren entziehen sie ihm zu viele Nährstoffe und erhöhen die Erosionsgefahr.

 

Die Effekte dieser sogenannten Bodendegradation können einige Jahre lang durch Düngereinsatz abgemildert werden. Doch inzwischen besteht akuter Handlungsbedarf, denn die exzessive Maisproduktion im thailändischen und vietnamesischen Bergland setzte Ende der 90er Jahre ein. „Wenn kein Maisanbau mehr möglich ist, kann man auf diesen Flächen Maniok anbauen oder, wenn sich die Degradation fortsetzt, gar nichts mehr. Alte Felder liegen schon brach“, berichtet Georg Cadisch von der Universität Hohenheim.

Jahrelange Arbeit des Sonderforschungsbereichs

Cadisch hat im Rahmen     eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Sonderforschungsbereichs der Uni jahrelang an einem Modellverbund mitgearbeitet, der asiatischen Agrarplanern Auswege aus der problematischen Landnutzung aufzeigen soll.

Innovativ an diesem Modellverbund, der noch keinen Namen hat, ist die Verknüpfung biophysikalischer und sozioökonomischer Modelle. Erst dieser Ansatz ermögliche dynamische Prognosen für die Ertragskraft der Böden, sagt Cadisch – weil er nicht nur die Landwirtschaft im Auge habe, sondern auch das Verhalten der Landwirte.

Warum die Meinung der Bauern so wichtig ist

Die Hohenheimer Forscher mussten dafür zunächst die etwa 50 bis 100 Quadratkilometer großen Versuchsregionen kartieren, geologische Daten erheben und die Landnutzung dokumentieren. In einem zweiten Schritt ermittelten sie, wie sich die Böden abnutzen. Dafür nahmen sie Bodenproben oder maßen den Sedimentanteil in Flüssen – dies dient als Näherungswert für die Bodenerosion.

Diese Daten verbanden die Forscher mit Verhaltensmodellen, die auf Befragungen der Bauern fußen. Damit soll das Verhalten der Landnutzer anhand konkreter Szenarien vorhersagbar werden: Was tun die Landwirte, wenn der Ertrag der Böden sinkt? Was, wenn der Maispreis hoch bleibt? Macht es für sie einen Unterschied, ob sie das Land wie bisher vom Staat pachten oder ob es ihr Eigentum ist?

Dünger müsste teurer werden

Zumindest das zentrale Problem identifizieren die Modelle eindeutig: Solange sich mit Mais das meiste Geld machen lässt, wird Mais massenhaft angebaut. Allerdings lässt sich der Maispreis nicht mit lokalen Maßnahmen ändern. Das Hohenheimer Modell zeigt, dass höhere Düngerpreise wahrscheinlich zu anderem Verhalten der Bauern führen würden. Zudem könnten die Nährstoffkreisläufe zusammengebracht werden. Bis jetzt wird der Mais in den Bergen produziert, die Schweine aber im Tiefland. Auch das verschärft die Bodendegradation.

„Wir wollen Alternativen anbieten“, sagt Cadisch. Die Bereitschaft, diese Alternativen anzuwenden, wachse auf der asiatischen Seite. So hätten die in den vergangenen Jahren verstärkt auftretenden Fluten die Sensibilität für die von Monokulturen bedingte Bodenerosion erhöht.

Nicht nur für Thailand und Vietnam

Nun geht es darum, die Computermodelle für die Agrarplanung brauchbar zu machen. Derzeit erstellen die Forscher intuitiv bedienbare Computerprogramme, außerdem stellen sie ihre Modelle lokalen Universitäten zur Verfügung. Die Modelle seien nicht auf Thailand und Vietnam beschränkt, wirbt Cadisch: „Man muss nur das eine oder andere Modul anpassen.“