Die Stiftung Manager ohne Grenzen ist fünf Jahre alt geworden. Zum Geburtstag erzählt ein Fondsmanager, warum er in Afrika war und dort geholfen hat.

S-Mitte Die von Helene Prölß gegründete und geleitete Stiftung „Manager ohne Grenzen“ hat mit einem Tag der offenen Tür ihr fünfjähriges Bestehen gefeiert. Als einer der ersten Berater für Entwicklungsprojekte war der Fondsmanager Gerald Glasauer im Frühjahr 2010 für die Stiftung in Äthiopien. Im Interview spricht der 42-Jährige über die Stiftung, seine Motive und seine Erfahrungen.
Herr Glasauer, wie würden Sie die Arbeit der Stiftung „Manager ohne Grenzen“ beschreiben?
Die Stiftung sucht nach Führungskräften, die bereit sind, ihre Erfahrungen in nachhaltige und aussichtsreiche Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt einzubringen. Es gibt da einen riesigen Bedarf an kompetenten Managern. Und Frau Prölß ist dabei so etwas wie eine Mittlerin zwischen den Welten.

Was war Ihr Einsatzort, und was war dort ihre Aufgabe?
In meinem Fall war es das Start-up „Rift Valley Garden“ von Oliver Langert, einem Förster, der vorher schon für Entwicklungshilfe-Organisationen gearbeitet hatte. Er wollte in der Nähe der Stadt Nazareth, ungefähr 250 Kilometer südöstlich von Addis Abeba, auf ungefähr 1500 Hektar im Hochland eine Frucht- und Gemüsefarm aufbauen. Die Bedingungen sind da eigentlich sehr gut. Das heißt zwar Low Land, liegt aber mehr als 1500 Meter über dem Meer und hat eine entsprechend hohe UV-Einstrahlung. Oliver hatte da zum Beispiel schon für andere Firmen Baccara-Rosen für Holland produziert. Sein Plan war: Einige hundert Kleinbauern dort sollten ihr Land als Anteile in eine Art Genossenschaft einbringen, die zunächst ein Bewässerungssystem aufbaut, das Land gemeinsam bewirtschaftet und die Produkte dann vermarktet. Da gab es bis dahin nichts. Das meiste lag brach. Die haben auf ihrem Land mit Ochs und Holzstock gearbeitet.

Warum habe Sie sich als Fondsmanager bei einer Venture Capital Gruppe für so einen Knochenjob ohne Bezahlung entschieden?
Ich wollte glücklich sein. Ich wollte meine Art Leben mit den Ärmsten vergleichen. Ich wollte etwas geben, etwas zurückgeben. Schon so als eine Art Nächstenliebe. Aber eben auch für mich.

Wie lief das dann ab?
Ich bin übers Internet auf „Manager ohne Grenzen“ aufmerksam geworden, war sofort fasziniert und habe Kontakt zu Frau Prölß aufgenommen. Nach einem Intensivkurs hat sie mir dann fünf Projekte vorgestellt. Da gab es noch ein Mikrofinanz-Start-up in Südafrika, Friedensrichter auf den Philippinen, Sachen in Nepal und in Argentinien. Äthiopien erschien mir das Aussichtsreichste. Da habe ich mir am meisten Mehrwert von versprochen.

Gab es diesen Mehrwert dann auch? Was ist daraus geworden, haben Sie auch nach dem Aufenthalt weitergemacht?
Die Sache läuft ganz erfolgreich. Ich habe auch noch Kontakt zu Oliver Langert, etwa alle zwei Monate telefonieren wir miteinander. Er fragt auch manchmal noch nach meinen Rat. Aber eigentlich ist meine Aufgabe erledigt. So ist das geplant, als einmaliger Anschub.

Haben diese fünf Wochen Sie verändert?
Auf jeden Fall, das waren schon zum Teil dramatische Erfahrungen. Ich war auch noch in einem Krankenhaus. Aids, Lepra, ganz viele Amputationen. Unvorstellbare hygienische Zustände, der ganze Müll auch in den städtischeren Gegenden. Aber die Menschen dort waren so unglaublich gelassen und freundlich. Ruhiger bin ich geworden, geduldiger. Das lernt man da. Glücklicher vielleicht auch. Jedenfalls weiß ich, wie unglaublich privilegiert wir in Deutschland leben.

Der Helfer
Der 42-jährige Gerald Glasauer arbeitet als Fondsmanager. Im Frühjahr 2010 war er für „Manager ohne Grenzen“ als Berater beim genossenschaftlichen Farmprojekt „Rift Valley Garden“, das der Forstwirt Oliver Langert in Äthiopien aufgezogen hat.

 

Die Stiftung
„Manager ohne Grenzen“ vermittelt betriebswirtschaftliche Führungskräfte in freiwillige Einsätze für Projekte in Entwicklungsländern. Helene Prölß hat die Stiftung vor fünf Jahren gegründet und leitet sie noch heute. Aktuell unterstützen Manager Projekte in Indien, Uganda und Peru.