Einkaufen kann in Venezuela ziemlich nervenaufreibend sein. Sogar Toilettenpapier fehlt in den Regalen. Ein Student hat jetzt eine App entwickelt, die bei der Suche nach begehrten Gütern hilft.

Caracas - Toilettenpapier wird gesucht, bitte warten“, heißt es auf dem Handy-Display, und dann erscheint auf einer Karte der Supermarkt, der gerade das verkauft, was in Venezuela knapp ist: Toilettenpapier zum Beispiel. „Abastéceme“ heißt die App, die sich der 21-jährige Student José Augusto Montiel ausgedacht hat, also etwa „Versorgmich“. Die Venezolaner laden das kleine Programm für Smartphones massenhaft herunter, denn es hilft, die Widrigkeit des venezolanischen Alltags zu meistern: den Einkauf von Zucker, Speiseöl, Mehl, Milch und Klopapier – Dinge, die seit Monaten nur sporadisch in den Supermärkten auftauchten.

 

„Außer dem Vergnügen, es zu entwickeln, habe ich nichts davon“, sagte der angehende Chemieingenieur, „es ist ein öffentliches Angebot.“ Die Idee sei ihm gekommen, als er eine Woche lang seinen Milchkaffee schwarz trinken musste, obwohl seine ganze Familie auf der Suche nach Milch durch die Läden pilgerte. „Abastéceme“ ist ein Erfolg: Binnen Kurzem wurde es mehr als 10 000-mal heruntergeladen. Es zeigt im Umkreis von 100 Kilometern den Weg zu dem Laden, der das Gesuchte hat.

Geliefert werden die Information über die begehrte Mangelware von den Smartphone-Nutzern, meist Menschen aus der bürgerlichen Mittelschicht. Nach Angaben der Zentralbank sind rund 20 Prozent der Ladenregale leer oder nur sporadisch gefüllt. Außer den Artikeln, über die „Abastéceme“ informiert, fehlen auch Reis, Nudeln, Hühnchen, Kaffee, Hülsenfrüchte, Seife, Zahnpasta und Windeln.

Besonders sarkastisch kommentiert wird das fehlende Toilettenpapier, von dem die Regierung jetzt 50 Millionen Rollen importieren will. Abgegeben wird es nur in kleineren Mengen – eine der Regierung nahestehende Miliztruppe überwacht die Ausgänge von Supermärkten und macht sogar Taschenkontrollen. Dass demnächst eine Art Kaufkarte eingeführt werden soll, die Mehrfachkäufe des gleichen Produktes in verschiedenen Läden verhindern soll, ist für die Opposition der Beginn der „Lebensmittelrationierung wie in Kuba“. Ökonomen führen die Mängel auf die Devisenknappheit und die staatlich festgesetzten Preise zurück; bei zweistelliger Inflationsrate seien die Preise mancher Produkte seit zwei Jahren unverändert.