Trotz Science-Fiction ist der Film "Inception" mit Leonardo DiCaprio nicht fern der Realität, wie man zunächst vermuten könnte.

Stuttgart - Bescheid zu wissen genügt nicht. Man muss sich seiner Sache auch sicher sein. Wofür steht beispielsweise das Kürzel REM, mit dem die traumreichen Phasen des Schlafs bezeichnet werden? Bei Wissensfragen dieser Art hat man zwar oft ein Gefühl für die richtige Antwort, zweifelt aber mitunter an sich selbst. Bei der Quizshow ruft man aus: "Ich habe es gewusst!" Aber man wartet lieber, bis die Frage aufgelöst worden ist, denn sonst könnte es peinlich werden.

Die Zweifel am eigenen Gedächtnis sind berechtigt, denn das Gehirn ist kein Buch, in das nach und nach die Fakten des Lebens eingetragen werden. Vielmehr arbeitet das Gehirn die Erinnerungen wieder und wieder um: Manches wird gelöscht, anderes auf seine wesentlichen Aspekte reduziert, anderes hinzugefügt oder neu bewertet. Psychologen versichern daher dieser Tage, dass es gar nicht so abwegig ist, einem Großindustriellen den irrationalen Wunsch einzupflanzen, seinen Konzern zu zerschlagen, wie es Leonardo DiCaprio im Film "Inception" versucht. Nur der technische Aufwand, der im Kino betrieben wird, erscheint den Wissenschaftlern überflüssig, denn das Manipulieren gehört seit Jahrzehnten zum Einmaleins ihrer Arbeit.

Der Blick in die eigene Seele scheitert oft


Kriminalbeamte wissen zum Beispiel, dass ein Zeuge den Verdächtigen nicht vor der Gegenüberstellung gesehen haben darf. Sonst besteht die Gefahr, dass er ihn in seine Erinnerungen einarbeitet. Die US-amerikanische Psychologin Elizabeth Loftus hat in den siebziger Jahren in zahlreichen Experimenten gezeigt, wie einfach es ist, Probanden falsche Erinnerungen unterzujubeln. Manchmal genügt eine beiläufige Bemerkung, um einen Augenzeugen auf die falsche Spur zu locken. So sehr er am Ende darauf pocht, selbst dabei gewesen zu sein, als es geschah - seinem Bericht darf man nicht uneingeschränkt vertrauen.

Das Gefühl, mit einer Behauptung richtig zu liegen, sollte sich mit Fakten belegen lassen, sonst ist es nicht viel wert. Denn die Introspektion, der Blick in die eigene Seele, scheitert nur zu oft. Erkenne dich selbst, so heißt es bei den Philosophen, und aus psychologischer Sicht darf man hinzufügen: sei vorsichtig, denn die größte Gefahr für irreführende Gedanken bist du selbst.