Ein Mann aus Vaihingen hat sich an kleinen Mädchen vergangen. Dafür verurteilte ihn das Amtsgericht Heilbronn nun. Die Opfer leiden psychisch schwer unter den Taten.

Heilbronn/Vaihingen-Enz - Opfer, die traumatisiert sind, und ein Angeklagter, der die Taten zwar gesteht, sich aber vor allem selbst bemitleidet: Am Heilbronner Amtsgericht ist am Montag ein 40-Jähriger aus Vaihingen/Enz zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er über eine Zeit von 20 Jahren mindestens vier Mädchen wiederholt sexuell missbraucht hat. Als besonders schwerwiegend wertete das Gericht dabei, dass der Mann „das große Vertrauen der Opfer missbraucht hat“.

 

Der angeklagte Schreiner hat sich seit 1998 immer wieder an kleinen Mädchen aus dem nächsten familiären oder freundschaftlichen Umfeld vergangen, er glaubt jedoch nicht, dass er das aus pädophilen Neigungen heraus getan habe. „Ich hatte kein Glück bei Frauen“, sagte er vor Gericht. „Aber ich wollte eine Vagina berühren.“ Er gab an, nur einmal in seinem Leben Sex mit einer erwachsenen Frau gehabt zu haben.

Die Mädchen, an denen er sich bei Besuchen im Hallenbad, beim gemeinsamen Urlaub in Italien oder im heimischen Schlafzimmer vergangen hat, waren zum Zeitpunkt der Taten vier bis sechs Jahre alt, eine war neun Jahre alt.

Angstneurose nach der Enthüllung

Er wisse schon, dass es nicht richtig gewesen sei, sagte der Angeklagte. Aber er habe sich damals nicht viel dabei gedacht, als er sich den Mädchen näherte. Erst seit er im Gefängnis sitze, habe er sich Gedanken darüber gemacht. „Ich habe mein Leben zerstört“, sagte der Mann, der sich seit Mai in Untersuchungshaft befindet. Vor allem deshalb, weil seine Angehörigen und seine Freunde mit ihm gebrochen haben.

Die Vorsitzende Richterin zählte indes auch diese Freunde und Angehörigen zu den Opfern seiner Handlungen. Denn der Angeklagte hat die Tochter seines Bruders, zwei Töchter seines besten Freundes sowie die Tochter seiner Lebensgefährtin im Kleinkindalter missbraucht.

Eines der Mädchen – eine heute 18-Jährige – leidet unter einer Angstneurose. „Sie hat seit zwei Jahren das Haus nicht mehr verlassen“, berichtete deren Mutter. „Sie hat praktisch kein Leben mehr.“ Auch wenn der Missbrauch vielleicht nicht der einzige Auslöser sei, so sei er doch mitverantwortlich für das Leid des Mädchens, meinte eine Vertreterin der Nebenklage. Das Angstsyndrom sei erst aufgetreten, als die Missbrauchsfälle in der Familie bekannt wurden.

Lebensgefährtin duldet Missbrauch der Tochter

„Das sind sehr schwere Folgen und bei den anderen Mädchen weiß man noch nicht, wie es sich auswirken wird“, sagte die Richterin. Das jüngste Opfer ist heute erst zwölf Jahre alt. Während die Nebenklagevertreterinnen und die Richterin die Einsilbigkeit des Angeklagten kritisierten, meinte dessen Verteidiger: „Mein Mandant kann sich leider nicht gut ausdrücken“. Der 40-Jährige bereue die Taten sehr und er bemühe sich intensiv um psychologischen Beistand – wenn auch bisher ohne Erfolg.

„Ich glaube nicht, dass er schon begriffen hat, was er den Mädchen zugefügt hat“, widersprach die Richterin. „Er leidet, aber nur weil er gemerkt hat, dass sein Leben verpfuscht ist.“ Der Mann brauche Druck, damit er sich in Therapie begebe. Auch deshalb komme für ihn keine Bewährungsstrafe infrage. Als ihn seine damalige Lebensgefährtin wegen des Missbrauchs ihre Tochter zur Rede gestellt hatte, habe ihn das wenig beeindruckt. Das Kind wurde weiter von ihm missbraucht – die Mutter duldete es.