Xavier und seine Band Söhne Mannheims handeln sich mit ihrem Song „Marionetten“ den Vorwurf „antistaatlicher Aussagen“ ein.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Der Mannheimer Musiker Xavier Naidoo steht erneut im Zentrum öffentlicher Kontroversen. Aktueller Anlass ist ein Lied der Band Söhne Mannheims, deren Mitglied Xavier Naidoo ist. Es heißt „Marionetten“ und befindet sich auf „MannHeim“, dem in der vorvergangenen Woche auf dem bandeigenen Label erschienenen aktuellen Album der Söhne Mannheims.

 

„Wie lange wollt ihr noch Marionetten sein? / Seht ihr nicht, ihr seid nur Steigbügelhalter / Merkt ihr nicht, ihr steht bald ganz allein / Für eure Puppenspieler seid ihr nur Sachverwalter“ heißt es zu Beginn des Stücks, „Und weil ihr die Tatsachen schon wieder verdreht / Werden wir einschreiten / Und weil ihr euch an Unschuldigen vergeht / Werden wir unsere Schutzschirme ausbreiten“ im weiteren Verlauf des Songs. Es folgen die Verse „Und hackt man euch im Bundestags-WC, twittert ihr eure Gliedmaßen / Alles nur peinlich – und so was nennt sich dann Volksvertreter /Teile eures Volkes nennt man schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter /Alles wird vergeben, wenn ihr einsichtig seid /Sonst sorgt der wütende Bauer mit der Forke dafür, dass ihr einsichtig seid“ lauten weitere Passagen, und schließlich heißt es in dem Lied „Bei näherer Betrachtung steigert sich doch das Entsetzen / Wenn ich so ein’ in die Finger krieg´, / Dann reiß ich ihn in Fetzen /Und da hilft auch kein Verstecken hinter Paragrafen und Gesetzen“.

Kritik von den Politikern

Die Stadt Mannheim hat das Lied scharf kritisiert und der Band „antistaatliche Aussagen“ vorgeworfen. Die Grünen-Fraktion im Mannheimer Gemeinderat ging sogar noch weiter und fordert die Stadt nunmehr auf, sämtliche Zusammenarbeit mit den Söhnen Mannheims und Xavier Naidoo zu beenden. Aktuell arbeiten beide Seiten derzeit bei den Kulturprojekten zur Erfindung des Fahrrads vor zweihundert Jahren in Mannheim zusammen. Des weiteren gibt es enge Verbindungen bei der Mannheimer Popakademie sowie einem geplanten Medienpark auf einem ehemaligen amerikanischen Militärareal in der Stadt.

„Niemand leugnet das Recht auf die künstlerische Freiheit, und es können in dem scheinbar von ihnen gehassten System auch die Söhne und Naidoo einen solchen Song produzieren und damit Geld verdienen – allerdings gibt es eben auch das Recht, diesen Songtext und andere zu kritisieren und auf eine Zusammenarbeit mit den Xavier Naidoo und den Söhnen zu verzichten“, sagt dazu Dirk Grunert, der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Mannheimer Stadtrat, die „eine rote Linie längst überschritten“ sieht.

Die Grünen-Fraktion hatte bereits vor drei Jahren gefordert, künftig auf eine Zusammenarbeit mit Naidoo zu verzichten. Anlass war die Nähe des Sängers zu den „Reichsbürgern“. Naidoo, der sich selbst als „libertär“ bezeichnet, hatte nicht nur dadurch, sondern auch durch weitere politische Aktionen – etwa eine Anzeige gegen den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler wegen Hochverrats –, Verschwörungstheorien und eine obskure religiöse Weltsicht Unverständnis hervorgerufen.

Reichlich Gesprächsbedarf

Am Mittwoch haben sich die Söhne Mannheims und der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) nun auf einen Gesprächstermin zur Klärung verständigt. Der Politiker sei einer Einladung der Band um Xavier Naidoo zu einem Treffen gefolgt, sagte ein Sprecher. Der genaue Termin wurde nicht mitgeteilt.

Henning Wehland, einer der Sänger der Söhne Mannheims, hatte am Rande des Tourstarts der Band am Montag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur gesagt, er verstehe den Song als „Appell zum Nachdenken“. Der Song sei sicherlich provokativ und zugespitzt, ergänzte das Band-Mitglied Rolf Stahlhofen. „Ich kann verstehen, dass da manche aufschreien. Aber das Lied ist kein Aufruf zur Gewalt, es ist ein Aufruf zum Dialog“, so der Musiker. Den Auftakt ihrer Tournee, einer Clubtour, haben die Söhne Mannheims in ihrer Heimatstadt bestritten. Das Lied „Marionetten“ spielten sie dabei nicht. Die Tournee führt noch durch weitere Städte in Deutschland, Österreich und Luxemburg. In Stuttgart treten die Söhne Mannheims an diesem Sonntag im LKA auf.