Eine Kommission soll die Probleme bei der Sterilisation von OP-Geräten untersuchen; wann im Mannheimer Uniklinikum der Normalbetrieb wieder hergestellt wird, ist allerdings offen.

Mannheim - Am Universitätsklinikum Mannheim hat man erste Konsequenzen aus den schweren Versäumnissen im Bereich der Hygiene und Gerätesterilisation gezogen, die seit gut zwei Wochen nicht nur die Aufsichtsbehörde, sondern auch Polizei und Staatsanwaltschaft beschäftigen. Angesichts der Vorwürfe, die im Raum stehen, hat der Geschäftsführer des Klinikums, Alfred Dänzer unmittelbar vor einer Sondersitzung des Aufsichtsrats am Mittwochabend seinen Rücktritt zum 28. November erklärt und einen sofortigen Urlaub angetreten.

 

Der 66-Jährige, der auch Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Städtetag von Baden-Württemberg ist, habe dies damit begründet, dass offenbar das Vertrauen in seine Arbeit fehle, das Grundlage jeder Leitungsarbeit sei, erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums und Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Klinikchef Alfred Dänzer (66) hat sein Amt niedergelegt. Foto: DKG
„Ich halte den Schritt für richtig“, sagte der OB. Mit Dänzer, verliere man einen „bundesweit anerkannten Fachmann“. Bei seinem Rückzug gehe es nicht um die konkrete Verantwortlichkeit für die aktuellen Probleme, sondern darum die Krise zu überwinden und die Zukunft des Klinikums zu sichern. Die Vorwürfe im Zusammenhang mit mangelnder Sauberkeit und fehlenden Kontrollen bei OP-Geräten und Instrumenten habe „zu großer Verunsicherung unter Patienten und Mitarbeitern geführt“, stellte der OB fest. Das gelte auch für ihn selbst und den gesamten Aufsichtsrat. Das Gremium hätten zuvor keine Hinweise über bestehende Mängel bei der Aufbereitung von Medizingeräten erreicht, versicherte der Oberbürgermeister.

Der OB sagt, man wolle das Vertrauen wieder herstellen

Klar sei, „dass es bei der Sterilitätsversorgung keinen Kompromiss geben kann“, sagte er und wies Mutmaßungen zurück, die beanstandeten Versäumnisse in dem Bereich seien auf verfehlte Sparvorgaben der Stadt als Klinikträger zuführen.

Im Moment gelte die ganze Konzentration der Betriebsleitung der Behebung der Mängel, erklärte Kurz. Man wolle das verlorene Vertrauen so schnell es gehe wieder herstellen. Zugleich bemühe man sich darum, die Operationskapazitäten schrittweise und unter Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienestandards wieder auf das bisherige Niveau zu erhöhen. Unabhängig davon wolle man die Vorwürfe „umfassend aufarbeiten“.

Dafür werde der Aufsichtsrat eine Kommission einsetzen, an der man auch externe Experten beteiligen wolle. „Wir haben größtes Interesse daran, die Ursachen der Probleme zu verstehen“, sagte der OB. Die Kommission solle – unabhängig von der Aufsichtsbehörde und der Staatsanwaltschaft – Abläufe untersuchen und gegebenenfalls Verbesserungen vorschlagen. Eine Kernfrage sei dabei, wieso „Hygienethemen, die von höchster Relevanz sind, in der Organisation versacken und nicht an die höchsten Gremien gelangen konnten“, sagte Kurz.

Anonyme Meldungen blieben folgenlos. Warum?

Offen blieb bei der Pressekonferenz gestern, wieso Meldungen im anonym arbeitenden Klinikfehlermeldenetz CIRS, dem Mannheim schon 2006 beigetreten war, ohne Konsequenzen geblieben sind. Auch der Betriebsrat habe nichts von Problemen in der Zentralsterilisation gewusst, sagte Kurz und richtete „einen „klaren Appell“ an die Mitarbeiter, Hinweise über Mängel an die Klinikleitung zu melden.

Zurückhaltend äußerten sich die Vertreter des Klinikums zu der Frage, wann man in Mannheim wieder den vollen Normalbetrieb aufnehmen kann. Derzeit können aufgrund stillgelegter nicht geprüfter Reinigungsgeräte und fehlender Instrumente täglich nur 20 statt der sonst üblichen 60 Operationen am Tag stattfinden. Die betroffenen Patienten werden an andere Häuser weitervermittelt und über Telefon auf dem Laufenden gehalten. Etliche Operationssäle bleiben für Tage geschlossen. Manche Mitarbeiter feiern Überstunden ab oder haben Urlaub genommen; einige der Kollegen nutzten die Zeit auch, um Ärztebriefe zu schreiben, berichtete Professor Frederik Wenz, der Ärztliche Direktor der Hauses.

In der kommenden Woche sollen zunächst 25 bis 30 Mitarbeiter der dezentralen Reinigungsabteilungen Schulungen absolvieren und die einschlägigen Befähigungsnachweise erhalten, parallel dazu laufen die vorgeschriebenen Prüfungen und Validierungen der Geräte. Geschäftsführer Dänzer hatte in der ersten Pressekonferenz zum Thema vergangene Woche noch von „Unzulänglichkeiten“ gesprochen, die beanstandet worden seien. Franz Metzger, in der Betriebsleitung zuständig für Unternehmensentwicklung, sagte gestern, man könne „nur spekulieren“, wann man den Regelbetrieb bei den Operationen wieder aufnehmen könne. Er hoffe, die wichtigsten Aufgaben seien in zwei Wochen erledigt. Am Ende rechne man aufgrund der Reduzierungen mit Erlösausfällen zwischen 500 000 und zwei Millionen Euro.