Marc Kienle verlässt den VfB Stuttgart nach dieser Saison. Der Jugendchef wechselt nach noch nicht einmal einem Jahr im Amt zum FC Bayern.

Stuttgart - Es ist noch kein Jahr her, dass Fredi Bobic stolz sein neues Nachwuchskonzept präsentierte. Mit Hilfe dieses Modells sollten in Stuttgart wieder mehr Talente den Sprung aus der Jugend über die zweite Mannschaft zu den Profis in der Bundesliga schaffen. Die Hauptrolle in den Planungen des VfB-Managers besetzte dabei Marc Kienle, den Bobic zum Jugendchef ernannte. Er sollte für die Durchlässigkeit sorgen. Jetzt ist das hinfällig. Kienle verlässt den Verein nach dieser Saison und wechselt ausgerechnet zum großen Rivalen FC Bayern, wo er die U-19-Junioren betreuen wird. Das ist ein schwerer Rückschlag für Bobic persönlich und für den vor einem knappen Jahr vorgegebenen Stuttgarter Weg insgesamt.

 

Kienle begründet seinen Wechsel nach München offiziell damit, „dass ich ein leidenschaftlicher Trainer bin und wieder in dieser Funktion arbeiten will“. Aber das dürfte nur die halbe Wahrheit sein. Der andere Teil wird damit zusammenhängen, dass Kienle schon länger nicht mehr sicher sein konnte, ob es der VfB mit seiner Philosophie überhaupt ernst meint. Jedenfalls hat in den vergangenen Monaten kein einziger junger Spieler aus dem eigenen Haus eine echte Chance bekommen, sich unter dem Trainer Bruno Labbadia in der Bundesliga zu zeigen.

Talente haben es auf den Wasen nicht einfach

Weil ihm die Perspektive völlig fehlte, hatte beispielsweise auch Daniel Didavi (22) vor dieser Runde darauf gedrängt, wenigstens auf Leihbasis nach Nürnberg gehen zu können. Beim VfB sah er keine Möglichkeit mehr, sich zu entfalten. Dass er die Fähigkeiten für einen hervorragenden Bundesligaspieler besitzt, konnte er erst bei den Franken beweisen – wie zuvor schon Julian Schieber (23).

Das ist nicht der Stuttgarter Weg, wie ihn sich Kienle und andere im Jugendbereich des Clubs tätige Personen vorstellen. Die Talente haben es auf dem Wasen nicht leicht. So sollte auch Gotoku Sakai (21) ganz langsam aufgebaut werden und frühestens in der nächsten Saison ein Kandidat für das Bundesligateam sein. Das betonten Bobic und Labbadia im Winter immer wieder. Nur weil Cristian Molinaro am 4. Februar in Leverkusen vom Platz flog und Arthur Boka da noch beim Africa Cup war, durfte Sakai früher ran – und überzeugte.

Jetzt geht Kienle. Bobic muss einen Nachfolger suchen – und wahrscheinlich auch überlegen, wie sein Konzept besser umgesetzt werden kann.