Drei Schwerverbrecher sollen aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden. Eine Polizeipsychologin muss sie begutachten. Marc-Oliver Bischoffs „Voliere“ hat zumindest ein Thema.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - „Rosen kann verstehen, warum manche Menschen die Zeitungsleute Hyänen nennen. Denn sie üben sich lange in Geduld, bis sie überraschend und skrupellos zuschlagen.“ Ja. Genau. Und weil ich seit bald 30 Jahren im Geschäft bin, habe ich auch geduldig 235 Seiten von Marc-Oliver Bischoffs „Die Voliere“ gelesen, um dann überhaupt nicht überraschend, aber völlig skrupellos das Buch zuzuschlagen.

 

Bischof widmet sich in seinem zweiten Krimi dem Thema Sicherungsverwahrung. Drei Verbrecher sollen nach dem viel diskutierten Urteil des Europäischen Gerichtshofs in die Freiheit entlassen werden. Die Polizeipsychologin Nora Winter muss das Trio begutachten. Ihr zur Seite steht ein reicher Veterinär, der in seiner Freizeit nicht nur die Tiere der Inhaftierten versorgt, sondern gleich noch ein ganzes Anwesen für die drei Männer zur Verfügung stellt. Ihr entgegen steht – unter anderem – ein Brauereibesitzer aus der Provinz, der nicht nur selber privat großes Interesse an der Immobilie hat, sondern in seiner Funktion als Ortsvorsteher mit allen Mitteln gegen die verhassten neuen Nachbarn vorgeht. Ein spannender Stoff, durchaus. Und einer mit vielen Facetten: juristisch, psychologisch, gesellschaftlich . . .

Doch der in Ludwigsburg lebende Marc-Oliver Bischoff, im Hauptberuf Technologieberater und immerhin Friedrich-Glauser-Preisträger, macht es seinen Lesern nicht leicht. Seine Figuren bleiben blass und schablonenhaft, die Sprache ist auf flaue Weise prätentiös („Das Adagio, das der Fahrer gegen das Lenkrad trommelte, steigerte sich zum Allegro“ oder „Die Luxuskarossen wichen erschrocken zur Seite“), vom Jahr 1992 macht er einen nicht nachvollziehbaren Zeitsprung in den Herbst 2013, also in die ganz nahe Zukunft.

Und dann – Kleinigkeit am Rande – ist da noch die Lehrerin, die vor 21 Jahren bereits ein metallenes Handy mit Vibrationsalarm gehabt haben soll. Ich bin kein Experte für moderne Industriearchäologie, aber das scheint mir doch auch etwas arg unwahrscheinlich.

Marc-Oliver Bischoff: „Die Voliere“. Roman. Grafit Verlag, Dortmund. 411 Seiten, 11,99 Euro. Auch als E-Book, 9,99 Euro.