Pforzheims Abiturienten wollen feiern, der Prinz will das Geld dazu geben. Das passt nicht allen.

Pforzheim - Die Abiturienten wollen in Pforzheim mächtig ihren Abschluss feiern - und ein Prinz könnte ihnen das Geld dafür geben. Alles in Butter? Von wegen. Um das Sponsoring des traditionellen „Abimove Pforzheim“ ist eine muntere Provinzposse entbrannt. Denn als möglicher Geldgeber ist laut Medienberichten Party-Prinz Marcus von Anhalt im Gespräch: ein Adoptiv-Adeliger und Sohn der Stadt, auf den man hier aber nicht unbedingt stolz ist.

 

„Unsäglich“ findet das Thomas Paeffgen, Rektor des Pforzheimer Hebel-Gymnasiums und Leiter der Pforzheimer Gymnasien. „Sehen die Abiturienten denn nicht, dass da jemand durch die Ausbeutung von Frauen Geld gescheffelt hat?“, fragt er. An seiner Schule gehe wegen dieser Frage schon ein Riss durch die Schülerschaft: Bei einer Abstimmung hätten 60 Prozent der Schüler für eine Teilnahme am Abimove gestimmt, immerhin 40 Prozent dagegen. „Viele wollen jetzt gar nicht mehr teilnehmen.“

Der Abimove soll über 60.000 Euro kosten

Beim Abimove ziehen seit vielen Jahren die Abiturienten der teilnehmenden Schulen durch die Pforzheimer Innenstadt: Feiernd auf geschmückten Lastwagen. Diesmal sind 13 Gymnasien dabei. Deutlich über 60.000 Euro soll die Sause mit dem doppelten Abi-Jahrgang und etwa 2150 Abiturienten in diesem Jahr kosten. Zusatzproblem in diesem Jahr: Nachdem die Parade 2011 wegen Alkoholexzessen in die Schlagzeilen geriet, sprangen die Hauptsponsoren ab. Bei einem Eigenbeitrag von 15 Euro pro Abiturient fehlen also diesmal rund 40.000 Euro. Darf man das Geld von einem Zuhälterprinzen nehmen?

Für Abiturient Stefan, der seinen Nachnamen nicht nennen will und im Organisationskomitee „Abimove“ sitzt, wäre das Ganze kein Problem. 80 Prozent aller Abiturienten in Pforzheim und Umgebung wären auch mit prinzlichen Zuwendungen für den Abimove; nur 20 Prozent dagegen. „Manche Schulen haben sogar geschlossen dafür gestimmt“, sagt der 19-Jährige. Die Schüler wollten eben feiern und es wäre schade, wenn die Party ausfällt. „Klar hatten wir auch moralische Bedenken. Aber Sponsoring ist doch immer auch etwas Gutes“, sagt er. Überhaupt: „Moralisches Geld, unmoralisches Geld - was ist das eigentlich?“

Der Prinz ist pikiert

Der Ex-Chef des Organisationskomitees, der auch anonym bleiben will, ist empört: „Man darf nicht mit Geld planen, dass man nicht hat. Und schon gar nicht mit Geld, dass aus einem so zwielichtigen Milieu kommt“, sagt der 20-jährige Hebel-Gymnasiast. Er will dem Event notfalls fernbleiben. „Ebenso wie viele meiner Mitschüler.“

Der Prinz selbst setzt sich inzwischen auf Facebook gegen die Negativschlagzeilen der letzten Wochen zur Wehr. In Sachen Sponsoring aber hält sich Prinz von Anhalt nach anfänglicher Begeisterung inzwischen etwas zurück, gibt auch Abimove-Mitorganisator Tobias Gay zu. „Das Medienecho hat ihn vermutlich etwas überrascht“, sagt der 20-Jährige. Für die Stadt ist die Sicherheit der am 4. Juli geplanten Veranstaltung erste Priorität; ein runder Tisch ist geplant. Und Gay, der als Ex-Abiturient den Abimove in diesem Jahr zum zweiten Mal organisiert, will die Veranstaltung auf jeden Fall durchziehen. „Wir bekommen das schon irgendwie finanziert.“