Viele Konstanten im Gemeindeleben von St. Maria brechen weg. Die Gemeinde hat zum Beispiel keinen eigenen Pfarrer mehr, weshalb der Familiengottesdienst künftig wegfällt. Doch einige der anstehenden Veränderungen bringen auch Chancen mit sich: etwa das geplante Familienzentrum.

So wie sich das Quartier um die Marienkirche verändert, wandelt sich auch die Mariengemeinde, eine der ältesten Kirchengemeinden Stuttgarts. Mit dem Ruhestand von Monsignore Herbert Schmucker orientiert sich die katholische Gemeinde nicht nur seelsorgerisch neu, auch der Abriss des Gemeindehauses in der Fangelsbachstraße ist geplant, an der gleichen Stelle soll ein Familienzentrum entstehen. Zudem hoffen die Gemeindereferentin Gabriele Fischer und der Pastoralreferent Andréas Hofstetter-Straka darauf, dass bald die notwendige Sanierung der Marienkirche in Angriff genommen wird.

 

Die priesterlichen Aufgaben für die Mariengemeinde hat Paul Kugler, der Pfarrer der Heslacher St.-Josefs-Gemeinde, zusätzlich zu seinen bisherigen Verpflichtungen übernommen. Da Kugler bereits in Heslach und Kaltental eingespannt ist, kann er nicht jedoch alle Aufgaben seines Vorgängers übernehmen. Der sonntägliche Familiengottesdienst um 11.30 Uhr wurde deshalb gestrichen.

Familienzentrum soll Gemeindezentrum ersetzen

Dieser notwendige Schritt ist für Fischer und Hofstetter-Straka schmerzlich, zumal die angrenzenden Quartiere, insbesondere das Heusteig- und das Lehenviertel, viele junge Menschen anziehen. „Wir spüren das durch die Zunahme an Hochzeiten und Taufen. Allerdings ziehen viele junge Familien auch wieder weg, kaum dass das zweite Kind da ist“, sagt Fischer. Die bisherigen Wohnungen werden vielen Familien dann zu klein, größere sind oft nicht finanzierbar.

Fischer und Hofstetter-Straka sehen in der Neuorientierung zur Großgemeinde Stuttgart-Süd auch Chancen für die Mariengemeinde. So könnten die jeweiligen Mitarbeiter von den zusätzlichen Kompetenzen im neuen Team können. Potenzial sehen die Gemeindeverantwortlichen auch in einem Bauvorhaben der Bietigheimer Wohnbau. Die Firma, die derzeit im ehemaligen Möbel-Mammut-Areal an der Hauptstätter Straße einen neuen Wohn- und Geschäftskomplex baut, hat auch Pläne für die Fangelsbachstraße 20. Dort steht das Gemeindezentrum der Mariengemeinde. Dieses soll abgerissen werden, um einem neuen Familienzentrum St. Maria Platz zu machen, in dem dann auch die Kita wieder untergebracht werden soll.

Die Innenrenovierung der Marienkirche steht seit Jahren aus

Sollte die Stadt dem Bauvorhaben zustimmen und den Neubau unterstützen, könnten die Abrissbagger bereits im Oktober 2014 anrollen. Bis dahin sucht die Gemeinde noch nach einem neuen Ort für das Pfarrbüro und nach Ersatzräumen für die portugiesische katholische Gemeinde. „Allein am Wochenende erhalten hier um die 150 Kinder Religionsunterricht auf portugiesisch“, sagt Hofstetter-Straka.

Hofstetter-Straka und Fischer sind sich bewusst, dass die anstehenden Umbrüche für viele Gemeindemitglieder schwierig sind. Viele bedauern vor allem, dass es keinen eigenständigen Nachfolger für Monsignore Schmucker geben wird. Deshalb hoffen die Gemeindereferentin und der Pastoralreferent darauf, dass die Gesamtkirchengemeinde ein Projekt in Angriff nimmt, auf das die Gemeinde seit langem wartet: die Sanierung der Marienkirche.

„Von außen ist die Kirche vor Jahren aufwendig renoviert worden, die Innenrenovierung steht seit 20 Jahren aus“, sagt die Gemeindereferentin. Gerade im Winter erweise sich die unzureichende Heizanlage als Problem. Um die Zukunft der Kirche, die der Begegnung von Maria und ihrer Cousine Elisabeth geweiht ist, zu sichern, wollen Hofstetter-Straka und Fischer deren Räume stärker für andere Gruppen zu öffnen. Ein Beispiel dafür ist die Musik-Performancereihe Inversion, bei der Stuttgarter Künstler in der Kirche auftreten.