Im Süden wird vier Tage lang gefeiert. Die Veranstalter müssen jedoch einige Auflagen erfüllen. Einige Anwohner haben sich im vergangenen Jahr über zu viel Lärm beschwert – und auch darüber, dass zu spät abgebaut worden sei.

Stuttgart - Wenige Tage vor dem Start des Marienplatzfestes sitzt Reiner Bocka entspannt vor seinem Café an der Tübinger Straße, den Laptop auf den Beinen, die Zigarette in der Hand. Bocka ist bekannt im Viertel: Nicht nur bei den Stammgästen des Galao. Sein Name ist auch denjenigen ein Begriff, die das Café und die dort regelmäßig stattfindenden Konzerte noch nie besucht haben. Denn: Bocka ist einer der Hauptorganisatoren des Marienplatzfestes, bei dem vier Tage lang Musiker und Künstler auf der Bühne stehen und nicht nur den Platz, sondern das gesamte Viertel beschallen. „Es gibt viele Menschen, die sich auf das Fest freuen“, sagt Reiner Bocka.

 

„Es gibt viele Anwohner, die sich über die laute Musik beschweren“, entgegnet der Bezirksvorsteher des Stadtbezirks Süd, Rupert Kellermann. Im vergangenen Jahr klagten Anwohner über eine viel zu laute Dauerbeschallung, über Zeitverzögerungen bei den Abbauarbeiten und über Probleme bei der Säuberung des Platzes. Laut Kellermann gibt es einige Punkte, die man in diesem Jahr besser machen kann, sogar besser machen muss, wenn dort auch im kommenden Jahr wieder gefeiert werden soll. „Sonst war’s das mit dem Fest“, sagt er.

Halbstündige Ruhezeiten

Bocka wiegt seinen Kopf hin und her. Natürlich könne er die Anliegen der Anwohner nachvollziehen, sagt er und öffnet auf seinem Laptop ein Dokument: den Zeitplan für das Fest. Von 17 Uhr an treten am Donnerstag und Freitag Live-Bands auf, Samstag und Sonntag geht es bereits um 15 Uhr los. Davor, danach und auch zwischendrin werden DJs den Platz bespielen. Allerdings nicht die ganze Zeit über, wie Bocka betont, während er auf die farblich unterlegten Kästchen in seinem Dokument auf dem Laptop zeigt: Zwei Mal am Tag erschallt keine Musik auf dem Marienplatz, jeweils für eine halbe Stunde. „So viel Ruhezeiten waren vom Bezirksbeirat gar nicht gefordert“, sagt Reiner Bocka.

Bezirksvorsteher Kellermann seufzt. Das mit den Ruhepausen sei ja schön und gut, aber es gehe ihm und dem Bezirksbeirat generell um die permanente Lautstärke an den vier Tagen. Live-Musik brauche eine gewisse Lautstärke, „das ist klar und das verstehen wir auch“, sagt Kellermann. Das Verständnis höre aber auf, wenn die Musik aus der Konserve lauter sei als die der Bands – so geschehen beim Konzertabend auf dem Marienplatz im Mai, das auch Bocka organisiert hatte. Bei den Live-Auftritten hatte man 78 Dezibel gemessen, die DJs drehten stärker auf: vier Dezibel mehr. Er habe überhaupt kein Problem mit Festen in der Innenstadt, betont Kellermann, „aber wir müssen eine Balance zwischen dem Fest und den Bewohnern finden, damit sich alle wohlfühlen und Freude an dem Fest haben“.

Bocka sieht das genauso. Er liebe den Süden und wolle ihn mit Festen weiter- und wiederbeleben. „Wenn wir allerdings merken, dass wir hier nicht gewollt sind“, sagt er und macht eine Pause, „dann müssen wir uns etwas anderes überlegen.“

Kellermann hofft, dass die Organisatoren aus ihren Fehlern in den vergangenen Jahren gelernt haben. „Wir wollen das Fest unbedingt hier behalten, es soll Bestand haben“, betont Kellermann. „Es ist toll zu sehen, dass der Platz so belebt ist und so viele Menschen gemeinsam hier feiern.“ Denn genau dafür sei schließlich der Marienplatz geplant worden: als ein Ort für Märkte und andere Veranstaltungen, an dem Menschen gerne zusammenkommen.

Das Fest beginnt am Donnerstag, 3. Juli um 15 Uhr und endet am Sonntag, 6. Juli. Das vollständige Programm gibt es hier.