Phänomen Mario Barth: Für seine Auftritte in der Schleyerhalle braucht er keine Werbeplakate – sie sind Selbstläufer. Deutschlands erfolgreichster Komiker will seinen Spott über Stuttgart 21 am Freitag nicht wiederholen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Kennste, kennste, kennste seinen „Mannometer“? Mario Barth, Deutschlands erfolgreichster Komiker, hat einen speziellen Zollstock für das starke Geschlecht entworfen, der geangelte Hechte oder sonst für Männer elementare Teile doppelt so groß erscheinen lässt. Beispiel: Was in Wahrheit zehn Zentimeter lang ist, wird bei seinem „Mannometer“ mit 20 Zentimetern angezeigt. In der Schleyerhalle, wo der 44-Jährige am Freitag, 9. Dezember, zum dritten Mal sein neues Programm „Männer sind bekloppt, aber sexy!“ spielt (nur noch wenige Karten im Vorverkauf, keine mehr an der Abendkasse), wird das Männer-Messgerät  am Merchandising-Stand auf keinen Fall fehlen.

 

Nicht wenige meinen, noch bekloppter als Männer im Allgemeinen sind Mario-Barth-Besucher, egal welchen Geschlechts, im Besonderen. Kaum ein anderer deutscher Bühnenclown erntet in den Medien und sozialen Netzwerken so viel Spott wie der Berliner, der jüngst mit seinem Video vor dem Trump-Tower in New York einen Shitstorm ausgelöst hat. Da wollte er die „Lügenpresse“ entlarven, die von Dauerdemos vorm Wolkenkratzer des künftigen US-Präsidenten berichte – und wusste nicht, dass just an jenem Tag, als er da war, die Straße gesperrt war.

2,1 Millionen Fans bei Facebook

Seine Kritiker, die ihn nicht mehr sehen können, müssen sich in Stuttgart nicht erst ärgern. Kein einziges Plakat mit Barths Konterfei hängt in der Stadt. Werbung braucht einer wie er nicht mehr. Seine ausverkaufte Tour ist ein Selbstläufer – auch noch fürs zweite Zusatz-Gastspiel, das er am Freitag in Stuttgarts größter Halle gibt.

Stell dir vor, Mario Barth ist in der Stadt – und wer keine Karte hat, bekommt’s gar nicht mit. Das Geld für teure Plakatierung können sich immer mehr Künstler sparen. Sie nutzen neue PR-Wege im Internet. Bei Facebook hat der Kennstekennste-Komiker 2,1 Millionen Fans, die er unentwegt mit Posts versorgt. Vor Weihnachten gibt er in einem abhörbaren Adventskalender täglich Tipps fürs Beziehungsglück. „Das Ja ja ja“ einer Frau, erklärt er uns, hat „mindestens 78 verschiedene Bedeutungen“. Die Kommunikation zwischen Frau und Mann schildert Barth als Dauermissverständnis. „Is’ so“, sagt er dauernd. Den Deutschen gefällt’s. „Die Tour läuft fantastisch“, sagt sein Agent Andreas Sucker mit Büro in Steinburg unserer Zeitung und bittet um Fairness in der Berichterstattung. Warum müssten die Medien so oft niedermachen, worüber das deutsche Volk lacht?

Schwaben können alles – auch teuer

Im Netz kursieren Barths Erkenntnisse zu Stuttgart 21. „Schlimmer als BER“, urteilt Super-Mario. Schwaben könnten alles – auch teuer. Ausgerechnet der Volksstamm mit der Sparschwein-DNA verbuddele Milliarden. Bei einer Deckelung von 4,5 Milliarden Euro seien die Schwaben nun bei 6,8 Milliarden angekommen. Dafür werde der neue Bahnhof aber auch 32 Züge pro Stunde schaffen, so sein Fazit, während es der „alte gerade mal auf 39 Züge stündlich brachte“.

Barths Spott über Stuttgart 21 wird kein Thema in der Schleyerhalle, sagt sein Manager Sucker. Er beschränke sich im „Bekloppt, aber sexy“-Programm auf Männer und Frauen. Wär’ nicht schlecht, die Bahn hätte auch Barths „Mannometer“ verwendet – damit die Geldsummen, die genannt werden, am Ende in Wahrheit halb so hoch sind. Aber Bahnhofsbauern kann man wohl so wenig trauen wie Männern.