Mario Gomez im Interview über das Scheitern der deutschen Mannschaft im EM-Halbfinale. Der 30 Jahre alte Stürmer blickt voller Dankbarkeit auf die vergangenen Wochen zurück.

Marseille - Nach seinem Muskelfaserriss hat Mario Gomez tatenlos mitansehen müssen, wie die deutsche Mannschaft im EM-Halbfinale gescheitert ist. Trotzdem blickt der 30 Jahre alte Stürmer voller Dankbarkeit auf die vergangenen Wochen zurück.

 

Herr Gomez, die deutsche Mannschaft ist ausgeschieden, und Sie konnten nicht mitspielen. Macht es das für Sie leichter oder noch schwerer?

Es ist egal, wer gespielt hat und wer nicht gespielt hat. Wir sind draußen. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.

Eigentlich war die deutsche Mannschaft ja besser.

Das eigentlich können wir streichen. Ich glaube, wir waren sogar viel besser. Aber wir spielen eben Fußball, und da entscheiden die Tore. Die Franzosen haben leider kurz vor dem Pausenpfiff eins gemacht, das sehr bitter war für uns - und auch spielentscheidend.

Es blieb aber noch genügend Zeit.

Wir haben es gut gemacht, wir haben gut gespielt. Wir hatten ja selbst in den letzten fünf Minuten noch Riesenchancen. Aber ich glaube, selbst wenn wir noch eine Stunde weitergespielt hätten, wäre kein Ball reingegangen. Es gibt leider solche Tage. Wir wissen, dass wir es nicht verdient haben auszuscheiden. Auf der anderen Seite haben die Franzosen den Sieg verdient, sie haben zwei Tore geschossen.

Wie groß ist die Enttäuschung?

Alle sind sehr traurig, manche können es nicht fassen, andere sind gefasster. Wir sollten die Niederlage aber akzeptieren. Im Fußball geht es auch dazu, verlieren zu können.

Sie haben bei der EM als Ersatzspieler begonnen und sind dann bis zu Ihrer Verletzung immer stärker geworden. Mit welchem Gefühl gehen Sie aus dem Turnier?

Mein Gefühl sagt mir, dass ich der Mannschaft ein großes Kompliment machen will. Auch wenn es jetzt vorbei ist: wir hatten hier eine wahnsinnig tolle Zeit, ein wahnsinnig tolles Turnier. Nicht immer fußballerisch, aber wir haben einen wahnsinnigen Zusammenhalt in dieser Mannschaft, einen unglaublichen Spirit. Ich bin in solchen emotionalen Dingen immer sehr vorsichtig, aber ich denke, ich kann sagen: Das ist fast Liebe. Es macht einfach Spaß, mit diesen Leuten zusammen zu sein.

Was ist das Besondere an der Mannschaft?

Das muss man nicht beschreiben, das sieht man. Immer wieder. Wir alle als Deutsche sollten stolz sein, so eine Nationalmannschaft zu haben. Etwas, worauf wir uns alle freuen können und woran wir Spaß haben. Wir wussten, dass es schwer wird gegen Italien und Frankreich. Und wir waren in diesen Spielen einmal 110 besser, einmal 80 Minuten - und sind trotzdem nicht im Finale. So ist es im Fußball. Wir fahren heim und probieren es in zwei Jahren wieder.

Am Sonntag spielt im Frankreich gegen Portugal, es ist Ihr Geburtstag. Wollen Sie sich das Spiel überhaupt anschauen?

Klar. Mit meiner Familie das Finale zu gucken ist auch schön.

Joachim Löw hat seine Zukunft offen gelassen. Gibt es Zweifel, dass er weitermacht?

Soll ich jetzt die Zukunft des Bundestrainers beantworten? Was in Zukunft passieren wird, werden wir spätestens Mitte August erfahren. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er aufhört. Und ich glaube nicht, dass hier einer vorbeiläuft und sagt: Auf diese Mannschaft habe ich keine Lust mehr.