Psychopath hilft Polizistin bei Serienmord-Ermittlungen: Auf diesem Muster baut Mark Roberts seinen Thriller „Totenprediger“ auf. Für Freunde des Genres ein lesenswerter Ausflug in dunkle Gefilde.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Das Motiv „junge Ermittlerin muss mit einem internierten Psychopathen kooperieren, weil da draußen eine Schlächterei nach der andern abläuft“ ist nicht ganz neu. Damit wurden schon ganze Lämmerherden zum Schweigen gebracht. Das heißt aber nicht, dass Mark Roberts mit seinem „Totenprediger“ einen uninspirierten Langweiler vorgelegt hätte. Ganz im Gegenteil: Das Buch ist was für alle, die sagen „ach, wenn’s mich doch gruselte, ach, wenn’s mich doch gruselte“ – und dann durchaus auch auf ihre Kosten kommen.

 

Die Hannibal-Lecter-Rolle im titelgebenden Totenprediger übernimmt ein gewisser Adrian White, Clarice Starlings britisches Gegenstück ist die junge Mutter Eve Clay, die White einst verhaftet hat. Als eine ganze Familie regelrecht hingemetzelt wird, nimmt White aus der Geschlossenen Kontakt zu der Polizistin auf.

Er prophezeit weitere Morde in der gleichen Gewichtsklasse und fängt mit DCI Clay ein Katz-und-Maus-Spiel an, in dem unversehens auch die Herkunft der Ermittlerin spielt: sie ist in einem Heim aufgewachsen und hat keine Ahnung, wer ihre Eltern sind.

Das alles rührt Roberts routiniert zu einem spannungsgeladenen Thriller zusammen, der zwar keinen tieferen Hintergrund, dafür aber einen höheren Unterhaltungswert für alle hat, die es gerne anständig kraus und gruselig haben. Und das kann man nicht von allen Vertretern des Genres behaupten.

Mark Roberts: Totenprediger. Übersetzt von Angela Koonen, 367 Seiten, 12,99 Euro, Bastei Lübbe, auch als E-Book, Hörbuch und Audio-Download