Red Bull, so heißt es, verleiht Flügel. Doch Red Bull klagt auch reihenweise gegen viele Getränkemarken mit dem Wörtchen „Red“. Jüngstes Beispiel: „Fucking Red“ – der Rotwein eines Vaihinger Kleinunternehmers.

Vaihingen/Enz - David gegen Goliath, Flasche gegen Dose, Wein gegen Energydrink – diese Konstellationen stecken in einer Verhandlung, die am Mittwoch beim Bundespatentgericht in München stattfindet. Der österreichische Getränkegigant Red Bull klagt gegen den Vaihinger Kleinunternehmer Hans-Jörg Schaller, der mit der Marke Fucking Hell bereits erfolgreich Bier vermarktet. Schaller, im Hauptberuf bei der Patent- und Markenabteilung eines Maschinenbauunternehmens tätig, will neben Bier künftig auch Wein vermarkten. Verdammt roten Wein, wie er es sich vorstellt, deshalb soll sein Markenname Fucking Red lauten.

 

Dem Unternehmen Red Bull sind derartige Markennamen schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Der Energydrink-Hersteller hat sich neben seinem eigentlichen Namen auch die Wortmarke „Red“ beim Patent- und Markenamt absichern lassen. Mit dieser Absicherung im Rücken gab es bereits Beschwerden gegen relativ offensichtliche Plagiate wie Red Rhino – ebenfalls ein aufputschendes, nichtalkoholisches Getränk. Das Bundespatentgericht untersagte den Markeninhabern vor zwölf Jahren die weitere Nutzung. Aber auch gegen andere Marken, die potenziell mit Getränken zu tun haben und den Wortbestandteil „Red“ enthalten, war Red Bull laut Schaller schon aktiv. Er meint etwa die Marke Red Lounge für Getränke, angemeldet von einem Unternehmer, der eine Bar dieses Namens betreibt. Selbige Marke wird, so hat Schaller es recherchiert, nur noch für die Bar genutzt, um Konkurrenzgefahr auszuschließen.

Schaller will nach eigenem Bekunden an den Erfolg der Biermarke Fucking Hell anknüpfen, die er mit zwei Freunden angemeldet hat (siehe „Modebier mit kontroversem Namen“). „Im Winter trinkt unsere Klientel deutlich weniger Bier“, sagt er. Konsumenten jenseits der 50 wüssten über die kalten Monate eher Wein zu schätzen – und zwar vom „verdammt roten“ Typ, also trocken, hochwertig, gegebenenfalls im Holzfass ausgebaut. Bislang hat Schaller lediglich einen Prototyp fotografiert, verkauft wurde noch keine einzige Flasche. Denn Red Bull legte Widerspruch beim Patent- und Markenamt ein und schickte Schaller – schon vor der Entscheidung der Behörde – eine strafbewehrte Unterlassungserklärung. Falls er die Marke nutze, müsse er mit einer saftigen Geldstrafe rechen, drohten die Red-Bull-Anwälte. Einschüchtern lassen werde er sich nicht, sagt der 54-jährige Kleinunternehmer: „Ich bin in solchen Sachen nicht sehr schreckhaft.“

Schaller kann sich den Furor nur so erklären: „Ich vermute, Red Bull befürchtet, dass ich irgendwann einen Energydrink mit der Marke Fucking Red verkaufen will.“ Rein theoretisch wäre das möglich, denn die Eintragung bezieht sich auf Biere, Weine und nichtalkoholische Getränke. Dies habe er aber nicht vor, beteuert Hans-Jörg Schaller: „Ich trinke so etwas nicht, also will ich es auch nicht verkaufen.“ Gesprächsangebote von Seiten des österreichischen Unternehmens oder den Versuch, abzusprechen, dass Energydrinks außen vor bleiben, habe es nicht gegeben. Das Markenamt hat die Beschwerde von Red Bull vor gut zwei Jahren zurückgewiesen. „Das stimmt mich optimistisch“, sagt Hans-Jörg Schaller.

Red Bull will zu „zu unserer Markenstrategie und zu laufenden Verfahren keine Auskunft an Dritte geben“, teilte eine Sprecherin bereits vor einem Jahr schriftlich mit. Eine erneute Anfrage blieb bis Montagmittag (14 Uhr) unbeantwortet. Laut den Anwälten der Firma geht es in dem Verfahren besonders darum, eine Verwechslung der Marken aufgrund teilweise ähnlicher Namen zu verhindern.

Diese Gefahr sah das Patent- und Markenamt nicht. Die Behörde stellte klar, dass „der Begriff `Red´ von den inländischen Verbrauchern ohne weiteres als `rot´ verstanden wird“. Es handle sich somit nicht um eine unverwechselbare Marke, sondern schlicht um „eine für Getränke beschreibende Farb- beziehungsweise Beschaffenheitsangabe“. Dem Argument der RedBull-Anwälte, dass die Marke Fucking Red quasi als Steigerung der vom Unternehmen eingetragenen Wortmarke „Red“ verstanden werden könne, widersprach das Patent- und Markenamt lapidar: es sei „bereits zweifelhaft, ob die Widerspruchsmarke `Red´ bekannt ist“.

Inzwischen haben die Anwälte von Red Bull eine neue Argumentationslinie. Die Gefahr einer Verwechslung bestehe auch, wenn man davon ausgehe, dass der Verbraucher Wein und Energydrinks unterscheiden könne. Es handle sich nämlich in beiden Fällen um „Life-style-Produkte“. Schaller sieht das naturgemäß anders: „Rot heißt einfach rot. Oder will Red Bull auch noch silber und blau als seine Marke anmelden?“