Nach der Wahl wird entschieden, ob die Stadt die millionenschwere Sanierung des Schulzentrums am Benzberg für einige Zeit auf Eis legt.

Markgröningen - Das wird nicht leicht für den neuen Gemeinderat: Das amtierende Gremium wird die wohl wichtigste Entscheidung der jüngeren Stadtpolitik nicht mehr selbst treffen. Auf die knifflige Frage, ob die Stadt ihr Mammutprojekt – die Sanierung des Schulzentrums am Benzberg – wie geplant durchzieht oder ob sie die Instandsetzung der Realschule verschiebt, wird der neu gewählte Gemeinderat eine Antwort finden müssen.

 

Die Antwort auf diese Frage gilt als existenziell, weil sich die Stadt auf dem Wege in Richtung finanzieller Handlungsunfähigkeit befindet. Wegen ständiger Kostensteigerungen, teilweise verursacht durch Ausschreibungsfehler eines von der Stadt beauftragten Planungsbüros, hat sich das Projekt von ursprünglich vorgesehenen 21 Millionen Euro auf inzwischen weit mehr als 25 Millionen Euro verteuert. Die Rücklagen sind praktisch aufgebraucht. Während die Stadt im Jahr 2010 noch so gut wie schuldenfrei war, wird der Schuldenstand bis Ende 2015 vermutlich auf die Rekordhöhe von knapp 15 Millionen Euro steigen – und die Aufsichtsbehörde im Landratsamt schaut der Stadtverwaltung inzwischen sehr genau auf die Finger.

Erst kürzlich wurde der Markgröninger Gemeinderat wieder über eine Kostensteigerung informiert. Die Sanierung des Estrichs verteuere sich deutlich, erfuhren sie. Die Stadträte hatten damit quasi die Wahl zwischen Pest und Cholera: Sie konnten sich zwischen drei Kostenvarianten entscheiden, die zwischen 93 000 Euro und knapp 150 000 Euro lagen – keine besonders erfreuliche Entscheidung.

Spannend dürfte auch die Frage sein, inwieweit das neue Gremium auf Konfrontationskurs zur Stadtverwaltung geht. Der Bürgermeister Rudolf Kürner wurde erst jüngst wiedergewählt und amtiert folglich weitere acht Jahre – drei Jahre mehr als der Gemeinderat. Das bisherige Gremium war nach Meinung vieler etwas sparsam mit Kritik an Kürners Verwaltung umgegangen. Prompt tritt dieses Jahr wieder eine Grüne Alternative Liste an, die sich als verwaltungskritische Gruppe in Stellung bringt. Eine Marktlücke, wie es scheint.

Es gab sicher schon Zeiten, in denen sich der Bürgermeister Rudolf Kürner größerer Beliebtheit erfreut hat. Zwar stimmten bei der Wahl zur vierten Amtszeit knapp 82 Prozent der Wähler für ihn. Allerdings ging nur etwas mehr als jeder vierte Bürger überhaupt zur Wahl. Gewählt haben Kürner also nur rund 22 Prozent der Bürger – nicht unbedingt eine eindrucksvolle Bestätigung im Amt. Zumal die Wahl dem Kandidaten der Nein-Partei mit 7,5 Prozent der Stimmen ein Jubelergebnis bescherte.