Wenn eine Truppe Mädchen und Jungen in farbenfrohen Gewändern über einen abgeernteten Acker um die Wette rennt, dann ist Schäferlauf in Markgröningen. Das traditionsreiche Fest wäre diesmal fast ins Wasser gefallen. Für die Kandidaten war es eine matschige Angelegenheit.

Wenn eine Truppe Mädchen und Jungen in farbenfrohen Gewändern über einen abgeernteten Acker um die Wette rennt, dann ist Schäferlauf in Markgröningen. Das traditionsreiche Fest wäre diesmal fast ins Wasser gefallen. Für die Kandidaten war es eine matschige Angelegenheit.

 

Markgröningen - Stoppeln im Matsch: Dunkle Wolken türmen sich bedrohlich auf, der Wind weht stürmisch. Der Geruch von nasser Erde und Stroh liegt in der Luft. Konzentriert stehen 15 Mädchen und 8 Jungen am Samstag auf einem abgeernteten Acker in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) in den Startlöchern. Bei dem traditionsreichen Schäferlauf sprinten Kinder aus Schäferfamilien abwechselnd barfuß über ein Stoppelfeld. Erst die Gruppe der Mädchen, dann die Buben. Das Rennen ist das älteste seiner Art im Südwesten und hat seinen Ursprung im Mittelalter in den Zusammenkünften der Schäferzunft.

Seit mehr als 500 Jahren sollen die Kinder baden-württembergischer Schäfer bei dem Lauf zeigen, dass sie im Notfall barfuß ein fliehendes Tier ihrer Herde einholen können. „Schäferfamilien waren früher sehr arm und haben oft kein Schuhwerk besessen“, sagt Andrea Kohn, die bei der Stadt für Kultur und Freizeit verantwortlich ist.

Die Gewinner des Laufs werden zu Schäferkönig und -königin gekrönt und dürfen auch jeweils ein Schaf mit nach Hause nehmen. Dieses Mal gewinnen der 17-jährige Dominik Fröschle aus Bad Wildbad (Kreis Calw) und die 15-jährige Simona Mack aus Ellwangen über die Titel freuen. „Es ist ein tolles Gefühl! Meine Familie freut sich sehr“, sagt die junge Dame außer Atem. Sie sei das zweite Mal dabei gewesen.

Dominik ist zum ersten Mal in Markgröningen angetreten. „Ich habe beim Rennen in unserer Stadt vor vier Wochen teilgenommen“, sagt er. Hemd, Hose und Füße sind übersät mit Matschflecken. „Gepikst hat’s nicht, da der Acker vom Regen nass ist“, fügt er freudig hinzu.

Der Schäferlauf findet noch bis Montag statt

Denn vor Beginn des Schäferlaufs hatte es in Strömen geregnet. Doch zum Start des Rennens kam wie durch ein Wunder die Sonne heraus. An den vier Tagen, an denen die Markgröniger die Tradition wieder aufleben lassen, werden jedes Jahr etwa 100 000 Besucher aus dem ganzen Land erwartet. „Ich erhoffe mir, das Schäfer in Zukunft mehr Unterstützung erhalten“, sagt Anette Wolfarth, Geschäftsführerin des Landesschafzuchtsverbands. Sie stamme selber aus einer Schäferfamilie und sei sieben Jahre beim Schäferlauf aktiv mitgerannt.

Unter den Zuschauern ist der 69-jährige US-Amerikaner Chuck Stielau. Er sei zum ersten Mal beim Schäferlauf und hellauf begeistert: „Deutsche Frauen sind tough.“ Bei ihm zu Hause gebe es derartige Veranstaltungen nicht - eher Rodeos. Anja Lautenschläger ist schon seit ihrer Kindheit mit von der Partie. „Meine dreieinhalbjährige Tochter fiebert mit mir mit. Mein Mann, der nicht aus Markgröningen stammt, versteht meine Begeisterung allerdings nicht“, sagt die 42-Jährige.

Die Besucher können noch bis Montag mehr über die historische Geschichte des Wettlaufs in Form eines Festspiels erfahren oder auf dem Schäfer- und Handwerkermarkt flanieren. Dort gibt es neben Schafskäse aus der Region auch Wurst aus Lammfleisch.