In den 50er Jahren war die haarige Frucht der Inbegriff von Exotik, heute kennt sie jedes Kind. Die Frucht stammt ursprünglich aus China.

Stuttgart - Kiwi, das ist ein flugunfähiger, nachtaktiver Vogel, ein stolzer Neuseeländer und natürlich eine Frucht. Ein Wort, drei Bedeutungen und alle haben mit dem fernen Neuseeland zu tun. Der Vogel ist dort das National- und Wappentier (deshalb nennen sich die Einwohner selbst liebevoll Kiwis), und das Obst ist inzwischen auch zu einer Nationalfrucht geworden.

Im Namen des Vogels


Dabei stammt die Kiwi ursprünglich aus Südchina (daher auch der ursprüngliche Name chinesische Stachelbeere), erst 1904 haben Missionare die ersten Samen nach Neuseeland gebracht, wo ein Gärtner die Pflanze kultivierte. Knapp weitere fünfzig Jahre hat es gedauert, bis die Vitamin-C-reiche Kiwi ihre nächste große Reise angetreten hat: nach Europa und Amerika. 1959 wurde dann die chinesische Stachelbeere zu Ehren des Vogels in Kiwi umgetauft.

War die außen haarige Frucht in den fünfziger Jahren noch sehr exotisch, ist sie nun eingebürgert, wie Dagmar Ragoßnig aus der Markthalle sagt. "Sie gehört in den Obstkorb mit rein", sagt die Standbesitzerin. Viele Kunden schätzen an der Frucht ihre Wirkung auf die Verdauung: "Eine Kiwi vor dem Frühstück reguliert den Darm."

Sie bedauert, dass sie selbst keine Kiwis verträgt. "Da zieht sich bei mir alles im Mund zusammen", sagt die Obstexpertin. "An der Säure alleine liegt das nicht", sagt Barbara Ragoßnig, die keine Erklärung dafür hat. "Das Komische ist, dass mir das Gleiche bei kanarischen Tomaten passiert."

Die Goldene kommt aus Neuseeland


Inzwischen gibt es eine Alternative: goldene Kiwis. "Die kann ich gut essen", sagt Dagmar Ragoßnig. Mit ihrem Birnen-Ananas-Aroma sind sie deutlich milder als die klassische Variante. Von Studenten, die in Neuseeland bei der Kiwi-Ernte geholfen haben, weiß sie, dass man diese auch mit Schale essen kann.

Während grüne Kiwis inzwischen auch in Italien, Frankreich und Griechenland angebaut werden, stammen die goldenen vorwiegend aus Neuseeland. "Ob grün oder gelb - von dort kommen ohnehin die besten", sagt Theresia Joos, die einen Stand in der Markthalle hat. Derzeit müssen sie und ihre Kollegen allerdings auf neuseeländische Kiwis verzichten und auf europäische Ware zurückgreifen. Aber bereits in wenigen Wochen ist die Erntepause am anderen Ende der Welt wieder vorbei.

Inzwischen sind Kiwis in Deutschland so etabliert, dass man sie sogar in heimischen Gärten findet. Die Schlingpflanzen benötigen einen sonnigen und gut beschützten Platz und was noch wichtiger ist: um ein gutes Ergebnis zu bekommen, muss man zu jeder männlichen Pflanze acht weibliche pflanzen. Das hat der Vater von Theresia Joos leider nicht gewusst, als er vor dreißig Jahren in seinem Garten experimentiert hat. "Es hat ihm trotzdem Spaß gemacht", sagt Theresia Joos.