Als Leiter der ARD-Börsenredaktion kennt sich Markus Gürne mit Finanzen aus. In der Buchhandlung Ebert erklärt er, wie Politik, Wirtschaft und Finanzen zusammenhängen und wie man mit diesem Wissen sein Vermögen aufbessern kann.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen - Krisen haben Markus Gürne beruflich stets begleitet. „Mein Leben hat sich immer zwischen Wirtschaft und Auslandseinsätzen abgespielt“, sagte Gürne. Für die ARD war er einige Jahre als Auslandskorrespondent in Kairo, im Irak und in Neu-Delhi tätig, bevor er als Leiter der ARD-Börsenredaktion angefangen hat. „Ich habe gelernt, das Krisen ein System haben“, sagt Gürne. „Es geht immer um Interessen einzelner Parteien und darum, wie sie durchzusetzen sind.“ Krisen beeinflussen die Weltwirtschaft, die Weltpolitik, und ebenso den Finanzmarkt. Alles gehört zusammen, sagte der ARD-Moderator. Wer die Zusammenhänge versteht, kann sein Geld besser anlegen, sein Vermögen ausbauen. Wie das geht, möchte Markus Gürne in seinem Buch „Die Welt ist eine Börse“ vermitteln. Am vergangenen Montagabend stellte er seine Thesen in kleiner Runde in der Buchhandlung Ebert vor. Für den geborenen Möhringer war es ein Besuch in der Heimat. „Ich bin in der Märchensiedlung aufgewachsen und zur Salzäckerschule gegangen“, sagte Gürne. „In der Buchhandlung Ebert habe ich immer meine Schulbücher gekauft.“

 

Wie Politik, Wirtschaft und Finanzen zusammenhängen, erklärte Gürne am Beispiel des Ölpreises. Der sei „nicht wirtschaftlich begründet, sondern politisch motiviert“, sagte der Börsenspezialist. Der Markt für Rohöl wird von Saudi Arabien bestimmt, der Preis liegt derzeit bei 50 Dollar je Barrel. Saudi Arabien kann mit diesem Wert kostendeckend produzieren. Der Iran und Russland, die ebenfalls über Rohölvorkommnisse verfügen, bräuchten etwa 100 Dollar je Barrel, um wirtschaftlich produzieren zu können. „Saudi Arabien drückt den Preis bewusst, um seine Stellung am Weltmarkt zu behaupten“, erläuterte Gürne. Zwar wird der Ölpreis auch wieder steigen, aber maximal auf 70, vielleicht 80 Dollar je Barrel, so derARD-Börsenexperte. „Weiter nicht, denn das ist politisch nicht gewollt.“

Die EU braucht ein gemeines Wertesystem

Für die Weltmachtstellung der USA hat Gürne eine Erklärung: „Europa ist zwar bevölkerungsreicher, aber es ist kein geschlossenes System. Die USA haben eine Währung, gleiche Rechte und Pflichten für alle in Wirtschaft und Finanzen.“ Den europäischen Ländern dagegen „fehlt es an einer gemeinsamen Wertegemeinschaft“, sagte Gürne. „Es bröckelt an vielen Ecken, siehe etwa die Flüchtlingspolitik, bei der jedes Land seine eigenen Entscheidungen trifft.“

Den sogenannten Brexit, also den Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union, sieht Gürne kritisch, ganz gleich, wie sich die Briten am 23. Juni entscheiden. „Wenn die einen sagen, sie verlassen die EU, werden noch mehr Länder darüber nachdenken. Im Gegensatz dazu gibt es kaum Zuwachs für die EU.“ Sollten die Briten bleiben, sei das allerdings „noch schlimmer, denn dann wurschteln wir in Europa so weiter wie bisher. Man müsste alles auf Null stellen, keine Vergünstigungen, keine Sonderkonditionen“, sagte Gürne. „Europa ist immer nur dann toll, wenn man etwas bekommt, aber nicht, wenn man etwas geben muss.“ Nord- und Südeuropäer gehen völlig unterschiedlich mit Geld um. „Aber nur mit einer gemeinsamen Wirtschaft- und Finanzpolitik kann man den Karren aus dem Dreck ziehen“, sagte Gürne. Solange das nicht passiere, werde es in Europa so weiter gehen wie bisher, und für Griechenland beispielsweise würde ein Rettungspaket nach dem anderen geschnürt. „Griechenland wird niemals in der Lage sein, schuldenfrei zu sein“, sagte Gürne.

Geld anlegen statt auf dem Konto liegen lassen

Auf die Frage, wie ein normal verdienender Mensch sein Geld am besten anlegen solle, gebe es keine allgemeingültige Antwort. „Die Frage ist immer, was man will“, sagte der ARD-Moderator. Die Anlagenhorizonte seien sehr individuell. „Meiner ist es, meinen Kindern in einigen Jahren ein Studium finanzieren zu können“, sagte Gürne. Generell riet er den Besuchern dazu, ihr Geld anzulegen, statt es auf dem Konto liegen zu lassen. „Nur wenn Geld arbeitet, wird es mehr“, sagte Gürne. Ein Patentrezept allerdings gebe es nicht. In seinem Buch „Die Welt ist eine Börse“ erklärt er die verschiedenen Anlagemöglichkeiten und für wen sie sich lohnen. Seinen Besuch in Möhringen beendete Markus Gürne mit einem Zitat des Börsen- und Finanzexperten André Kostolany: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie Sie schnell reich werden; ich kann Ihnen aber sagen, wie Sie schnell arm werden, nämlich indem Sie versuchen, schnell reich zu werden.“