In der hektischen Zeit des 21. Jahrhunderts ist man schnell gestresst und getrieben. Das Ehepaar Gerda und Michael Fitz erklärt in der Markuskirche, wie man trotz digitaler Reizüberflutung Ruhe bewahrt.

S-Süd - Sie hat viele Synonyme: Bedachtsamkeit, Ausgeglichenheit, Beherrschung, Contenance und Coolness sind nur einige davon. Gerade in Zeiten von beruflichem Stress und digitaler Reizüberflutung gewinnt die gute alte Gelassenheit eine neue Bedeutung. Doch wie erreicht man, was manchmal so weit weg scheint? Wege zur Gelassenheit haben die Stuttgarter Gerda und Michael Fitz am Samstag rund 50 Zuhörern bei der Vortragsreihe M 22 in der Markuskirche aufgezeigt.

 

„Das Thema ist in den Medien angekommen. Vor Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass eine Bundesministerin Funkstille fordert“, sagt der Rentner, der früher im Öffentlichen Dienst gearbeitet hat. Viele Menschen in Deutschland stünden heute unter permanenter Reizüberflutung und würden selbst in Theaterpausen noch Mails checken. Alles werde immer schneller, dabei liege gerade in der Ruhe die Kraft.

Drei Hemmnisse auf dem Weg zur Gelassenheit

Auf dem Weg zur Gelassenheit gebe es drei Hemmnisse, erklärte Gerda Fitz: Stress, Ungeduld und die Macht der Gedanken. Negativer Stress könne auf Dauer ähnlich krank machen wie Rauchen oder Bluthochdruck. Wichtig sei, sich bewusst zu machen, wodurch er entsteht und wie man ihm entgegenwirken kann. Die Festlegung von Zielen und Prioritäten könne genauso helfen wie ruhige Atemübungen.

Ungeduld und Hektik seien Probleme der Zeit. Manchmal fühle man sich so getrieben, dass man die schönen Momente wie das Lächeln einer geliebten Person gar nicht mehr wahrnehme. Die Referenten mahnen: „Geduld bringt Rosen, Ungeduld bringt Neurosen.“ Als besonders subtil gelte die Macht der Gedanken. Drei innere Gegner können dem Glück im Weg stehen: der Kritiker, der suggeriert, ein Versager zu sein, der Antreiber, der als Verwandter des Perfektionisten nie zufrieden scheint, und der „Pleaser“, der das Wohl anderer immer weit über das eigene Wohl stellt.

Die Antworten der Referenten auf die Hemmnisse lauten Achtsamkeit, Muße und praktische Übungen. Aufmerksam und konzentriert zu sein, helfe, auch mit schwierigen Situationen im Leben umzugehen. Wer Schönes bewusst genieße, schaffe Momente des Glücks. Es sei gut, Gedanken mal schweifen zu lassen, Dinge in Ruhe zu durchdenken und sich bei seinen Zielen nicht ablenken zu lassen. Helfen könnten auch Fitnesstraining und Entspannungsübungen.

Handys raus aus dem Schlafzimmer

Konkret rät Michael Fitz den Besuchern, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, aus Überzeugung zu handeln, immer wieder auch die guten Seiten zu sehen und Fernseher und Handy aus dem Ruhezonen zu verbannen – vor allem aus dem Schlafzimmer.

Bei den humorvollen Schilderungen des Ehepaares mussten die Zuhörer immer wieder laut lachen. Diskutiert haben sie beim anschließenden Essen und einem Gläschen Wein. „Seit ich im Ruhestand bin, bin ich ein ungemein gelassener Mensch und bestimme meinen Plan selbst“, sagt der pensionierte Richter und Besucher Frank Laier. Der 74-Jährige räumt aber ein, dass er bei seinen Kindern längst noch nicht so gelassen war, wie er es heute bei seinen drei Enkeln ist.

Lob zollt er der evangelischen Markusgemeinde, die „ungemein lebendig“ sei. Die Reihe M 22 gibt es seit fast zehn Jahren. Immer am 22. eines Monats stehen Vorträge zu aktuellen Themen auf dem Programm – mit anschließendem Essen. Pausiert wird nur im August und im Dezember. Das Angebot sei längst zum Selbstläufer geworden, wie Jutta Schöllhammer vom M 22-Team erklärt: „Normalerweise kommen 60 bis 80 Besucher.“