In „Farewell, my Lovely“ wird etwas zuvor latent Vorhandenes zum zentralen Element des Rampling-Zaubers. Diese Frau wirkt nicht einfach, als sei sie einer anderen Epoche der Filmgeschichte entstiegen, sie nimmt das Wesentliche der Epoche mit hinüber in andere Filme. Die müssen so keinen Noir-Regeln folgen, um Noir-Atmosphäre abzubekommen. Rampling bringt die Provokation durch eine Frau mit, die viel durchschaut hat und nun in ihren eigenen Absichten undurchschaubar bleibt. Sie könnte extrem gefährlich, aber auch extrem verwundbar sein.

 

Sidney Lumet hat sich das in „The Verdict“ (1982) zunutze gemacht, Francois Ozon unter anderem in „Swimming Pool“ (2003), Dominik Moll in „Lemming“ (2005). In „Farewell, my Lovely“ aber kommt ein nachgerader obszöner Widerspruch zwischen der hedonistischen Abgebrühtheit der Figur und Ramplings äußerer Frische – sie ist gerade einmal 29 Jahre alt – hinzu. Ganz zu schweigen vom asynchronen Alterungsprozess: da auch Mitchum ein klassischer Noir-Typ ist, sieht es aus, als sei der Held gealtert, die weibliche Gegenspielerin frisch wie eh und je. Das Drehbuch erzählt zwar etwas anderes, aber die Bilder lassen nur einen Schluss zu: die harten Kerle sind eine Sache der Vergangenheit, den harten Frauen gehört die Zukunft.