Der österreichische Stürmer Martin Harnik vom VfB Stuttgart spricht im Interview über das ungleiche Fußball-Länderspiel gegen Deutschland.

Stuttgart - Immerhin: Martin Harnik hat beim 2:6 seiner Österreicher gegen Deutschland ein Tor geschossen. Ansonsten war aber auch er dem Angriffswirbel seiner Bundesligakollegen fast hilflos ausgeliefert. "Wir sind vorgeführt worden", sagt der Stürmer des VfB Stuttgart.

 

Herr Harnik, wie fühlt es sich an, wenn man beim Fußball so chancenlos ist?

Sie können mir glauben: wenn man in so einem Spiel auf dem Platz steht, dann ist das ein richtiges Scheißgefühl.

Im Hinspiel war es noch eine knappe Angelegenheit. Was ist diesmal schiefgelaufen?

Damals hatten wir die Deutschen zu einem günstigen Zeitpunkt erwischt, das war nach der Saison. Jetzt aber hat jeder gesehen, warum zwischen beiden Mannschaften 70 Weltranglistenplätze liegen. Auf jeder einzelnen Position war Deutschland eindeutig besser besetzt. Wir hatten leider nicht den Hauch einer Chance. Dass es so deutlich wird, hätte ich nicht gedacht.

Was war eigentlich der Plan Ihrer Mannschaft? Es sah für die Deutschen alles so unglaublich leicht aus.

Wir wollten im Mittelfeld die Räume eng machen, wir wollten den Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen. Das hat leider überhaupt nicht geklappt, wie ja auch jeder sehen konnte.

Warum nicht?

Weil die Deutschen zu gut sind. Wir sind ja nicht die Ersten, die das einsehen mussten. Den Brasilianern ist es neulich in Stuttgart nicht viel besser ergangen. Die haben auch gemerkt, wie schwer es ist, gegen so eine Mannschaft zu spielen.

Hat man während des Spiels nicht das Bedürfnis, zumindest mal ordentlich dazwischenzuhauen?

Wir sind doch gar nicht erst richtig in die Zweikämpfe gekommen. Immer wenn wir attackieren wollten, war der Ball schon wieder weg. Mesut Özil, Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger waren immer anspielbar. Sie haben uns nach Belieben laufen lassen und regelrecht vorgeführt. Vor allem in der ersten Halbzeit hat sich Deutschland in einen Rausch gespielt. Und wir haben keinerlei Gegenmittel gefunden.

Keimte bei Ihnen nicht wenigstens etwas Hoffnung auf, als Sie den Rückstand zweimal verkürzen konnten?

Schon. Wir haben zumindest 90 Minuten lang probiert, nicht aufzugeben. Aber immer wenn wir ein Tor geschossen haben, haben die Deutschen mit einem weiteren Tor gekontert. Das war eine echte Lehrstunde. Wir müssen eine sehr, sehr bittere Niederlage verarbeiten.

Sie haben mit Ihrem Team zuletzt auch gegen andere große Nationen gespielt. Wie stark sind die Deutschen im Vergleich?

Sie sind absolute Weltklasse und gemeinsam mit Spanien die beste Nation. Erst mit einigem Abstand kommen dahinter Mannschaften wie die Niederlande.