Der Verpackungsmaschinenhersteller aus Crailsheim investiert im Inland. Und nur dort wird produziert – trotz 70 Prozent Exportanteil. Firmenchef Gerald Schubert setzt auf die Erfahrung des hiesigen Personals.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Crailsheim - Wir glauben an Deutschland und an Europa. Als Produktionsstandort, aber auch als Markt“, sagt Gerald Schubert. Zusammen mit seinem Bruder Ralf und Vater Gerhard führt Schubert die Geschäfte des gleichnamigen Verpackungsmaschinenherstellers aus Crailsheim. Dass er an Europa glaubt, liegt auch daran, dass die Krise in manchen Staaten immer noch nicht so recht überwunden ist: „In Ländern, in denen die Leute wenig Geld haben, werden eher Portionspackungen als Kilopackungen verwendet“, hat er beobachtet. Als Beispiel nennt Schubert Portugal. Sind die Verpackungen kleiner, ist für ein Kilo Kaffee mehr Verpackungsmaterial nötig – nicht schlecht für einen Hersteller von Maschinen, mit denen verpackt wird.

 

Es ist aber nicht nur die schiere Not, die zu kleinen Verpackungen führt: „Es gibt immer mehr Singlehaushalte“, sagt der Firmenchef. „Und außerdem gehören kleine Verpackungen vielfach zum Lifestyle, etwa, wenn Kaffee in Pads statt in 500-Gramm-Tüten gekauft wird“.

Deutschland ist und bleibt Produktionsstandort

Europa, genauer gesagt Deutschland, ist für das Crailsheimer Unternehmen aber nicht nur als Markt, sondern auch als Produktionsstandort unverzichtbar. „Wenn wir uns nur daran orientieren würden, wo unsere Kunden sitzen, dürften wir nicht mehr in Crailsheim sein“, meint Schubert. „Aber wir haben in Deutschland weltweit die besten Leute. Wo finde ich solche Mitarbeiter wie hier – in Indien?“, so seine keineswegs nur rhetorisch gemeinte Frage. In Hohenlohe gibt es solche hoch qualifizierten Mitarbeiter offenbar schon lange: „Wir haben praktisch keine Fluktuation.“ Es gibt Familien, die schon seit mehreren Generationen bei dem 1966 gegründeten Unternehmen beschäftigt sind. Noch ist Deutschland der einzige Produktionsstandort „und wir wollen, dass dies möglichst lange so bleibt“, sagt Schubert. Durch Automatisierung und Rationalisierung könne auch Wettbewerbern aus Ländern mit niedrigeren Lohnkosten paroli geboten werden, sagt Schubert.

Für die Produktion in Deutschland indes sprechen nicht nur Erfahrung und Wissen der Mitarbeiter. Dazu kommt, dass das Unternehmen nicht unbedingt über den Preis verkauft: „Unsere Maschinen sind nicht die billigsten“, meint Schubert, „aber wenn man den gesamten Lebenszyklus betrachtet, lohnen sie sich mehr als andere.“ Flexibilität etwa, so sagt der Firmenlenker, sei oft wichtiger als der Preis. Um diese zu steigern, baut das Crailsheimer Unternehmen zunehmend einen speziellen Helfer in die Maschinen ein. Das „Transmodul“ befördert auf einer Schiene Produkte und Verpackungsmaterial zu den verschiedenen Bearbeitungsstufen und ist „der Schlüssel für unseren Erfolg in den vergangenen Jahren“, wie Schubert sagt. „Damit sparen wir Platz in der Maschine, wir brauchen weniger Mechanik und können die Verpackungen schneller bewegen“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter.

2016 wird eine neue Montagehalle hochgezogen

Erst vor kurzem wurde mit dem Bau einer neuen, 15 Millionen Euro teuren Montagehalle begonnen. Dass der Ausbau weiter geht, steht schon fest: 2016 wird für zehn Millionen Euro eine weiter Halle hochgezogen. Investiert wird aber nicht nur in Crailsheim. Für rund 13 Millionen Euro bekommt eine Tochtergesellschaft in der Nähe von Tuttlingen ein eigenes Gebäude. Bisher war das Unternehmen, das Steuerungen und Elektronik herstellt, in angemieteten Räumen zu Hause.

Mit seinen Investitionen reagiert das Unternehmen auf den wachsenden Umsatz. Für 2014 wird ein zweistelliges Plus angestrebt. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von 237 Millionen Euro auf 280 Millionen Euro. Etwa 70 Prozent des Umsatzes werden im Export erzielt. Zu den 950 Mitarbeitern in der Gruppe sollen dieses Jahr noch etliche Dutzend dazukommen. Bis 2020, so das Ziel, werden 300 neue Arbeitsplätze geschaffen. Obwohl neben verschiedenen Mittelständlern auch Großkonzerne wie Bosch mitmischen, „fühlen wir uns wohl auf unserem Markt“, sagt der Firmenchef. Der nicht näher bezifferte Ertrag jedenfalls sei „ok“ und liege über dem durchschnittlichen Ertrag von fünf Prozent vor Steuern bei den Nahrungs- und Verpackungsmaschinenherstellern. Und auch mit seiner Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent braucht sich das Unternehmen nicht zu verstecken.

Schubert gibt mehr als die Branche für Forschung aus

Auch bei der Forschung glaubt man, vorne zu liegen: Acht Prozent des Umsatzes werden dafür ausgegeben, „das ist doppelt so hoch wie in der Branche“. Mit diesem Geld wird etwa daran gearbeitet, immer kompaktere Maschinen zu konstruieren, die bei den Kunden Platz sparen. Das Unternehmen hat zudem Roboterarme aus Karbon und Aluminium entwickelt. Auf der Verpackungsmesse Interpack im Mai hat offenbar eine Maschine von Schubert für Furore gesorgt, die ohne Extra-Schaltschrank auskommt. „Denkbar“ ist für den Firmenchef auch, Roboterarme künftig im 3D-Druck zu erzeugen – so manches Werkzeug für die Roboter wird bereits in diesem Verfahren hergestellt.

Pioniergeist hat das Unternehmen schon immer gezeigt: „Wir waren in den achtziger Jahren weltweit die erste Firma, die Roboter zum Verpacken gebaut hat und wir wurden ausgelacht“, erzählt Schubert aus der Ära seines Vaters. Heute schmunzeln die Hohenloher darüber, dass sie einst nicht ernstgenommen wurden.