Der Göppinger Pressenhersteller Schuler AG will 350 der insgesamt 4300 Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Im Stammsitz Göppingen sollen etwa 125 Stellen wegfallen. Die Beschäftigten dort wehren sich gegen die Schließung der Gießerei.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der Göppinger Pressenhersteller Schuler AG will 350 der insgesamt 4300 Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Besonders betroffen ist der Stammsitz Göppingen. Dort sollen etwa 125 Stellen gestrichen werden. Schwerpunkt dabei ist die Schließung der Gießerei, in der 100 Mitarbeiter tätig sind. „Die Beschäftigten waren entsetzt“, sagt Renate Gmoser, die Zweite Bevollmächtigte der Göppinger IG Metall. Der Aufsichtsrat habe am Mittwoch durch ein Spalier schweigender Mitarbeiter zu seiner Sitzung gehen müssen. Zusammen mit den Betriebsräten würden Alternativen zur Schließung der Gießerei überlegt. Die IG Metall habe die Sorge, dass ohne eigene Gießerei Komponenten für Pressen nicht in der notwendigen Qualität und auch nicht termingerecht geliefert würden, sagte Gmoser. Zudem sei es für die Mitarbeiter aus der Gießerei schwierig, andere Arbeitsplätze zu finden.

 

Weitere Stellen fallen in Göppingen nach den Angaben eines Konzernsprechers weg, weil die Herstellung von Komponenten für Großpressen künftig in das Werk Erfurt verlagert werden soll. Dort habe Schuler noch große freie Flächen, so der Sprecher. Der Abbau der Arbeitsplätze soll bis Ende 2014 erfolgen, möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen. Die Aufwendungen für den Stellenabbau veranschlagt der Pressenhersteller auf 50 Millionen Euro. Dem sollen in den folgenden Jahren jährliche Einsparungen zwischen 15 Millionen Euro und 20 Millionen Euro gegenüberstehen.

Göppingen soll der zentrale Standort bleiben

Göppingen werde weiter „der zentrale Standort“ für Schuler bleiben. Bis Ende 2016 würden dort 40 Millionen Euro in ein neues Technologiezentrum mit 750 Arbeitsplätzen investiert. Geschaffen würden aber keine neuen Stellen, sondern Räume für schon bisher Beschäftigte. Göppingen solle zudem das Zentrum für die Herstellung kleinerer Pressen, etwa für Münzen oder Kunden aus der Verpackungs- oder Elektrotechnik, werden. In Weingarten – Schuler hatte dort 2007 den früheren Konkurrenten Müller-Weingarten AG übernommen – sollen 60 Stellen gestrichen werden. Auch an anderen deutschen Standorten, so etwa im badischen Waghäusel und in Erfurt, sollen Stellen gestrichen werden. Insgesamt wolle der Pressenhersteller seine Fertigungstiefe verringern und mehr Einzelteile zukaufen.

Zudem hat das Unternehmen erst im Juli ein neues Werk im chinesischen Dalian eröffnet. Dort sollen künftig auch stärker Entwicklungen für die Anpassung von Pressen an den chinesischen Markt stattfinden. Auch diese Entwicklung sieht die IG Metall kritisch. Bisher habe man stets die Ansicht vertreten, eine Produktion etwa in China helfe auch, Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Diese Argumentation gerate nun ins Wanken, meinte Gmoser. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert dagegen sieht die Notwendigkeit, den Kunden in China – vorwiegend sind dies Autohersteller und deren Zulieferer – auch mit eigenen Fabriken zu folgen. Von den Sparmaßnahmen seien auch Arbeitsplätze in der Verwaltung an verschiedenen Standorten betroffen, teilte das Unternehmen mit. Mehrere deutsche Konzerngesellschaften sollen nach den Angaben von Klebert, der die Maßnahmen „in guten Zeiten anpacken“ will, zusammengelegt werden.

Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen sollte nach früheren Angaben in dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr 2012/13 auf knapp zehn Prozent gesteigert werden. In der Berichtsperiode zuvor lag es bei 9,6 Prozent. Der Umsatz dürfte im soeben abgeschlossenen Geschäftsjahr bei 1,2 Milliarden Euro stagniert haben. Der Auftragseingang lag in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres – neuere Zahlen legt das Unternehmen in der kommenden Woche vor – mit 837 Millionen Euro um 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das zum Grazer Andritz-Konzern gehörende Unternehmen beschäftigt weltweit 5600 Mitarbeiter.