Die Stadtbahn U3 fährt vielleicht einmal bis Birkach oder Asemwald, aber nicht Richtung Schloss Hohenheim. Die Uni ist erleichtert – und soll nun ihr Mobilitätskonzept konkretisieren.

Stuttgart - Wie kann der Hohenheimer Unicampus besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen werden? Und wo hat die Uni überhaupt Spielraum zur baulichen Erweiterung? Antworten auf diese Fragen finden sich im   inzwischen weitgehend abgestimmten Masterplan 2030 sowie im Mobilitätskonzept, das das Unibauamt zusammen mit der Universität Hohenheim und der Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft entwickelt hat. Doch der städtebauliche Rahmenplan für die nächsten 15 Jahre bot in zwei Punkten auch Zündstoff. Einer davon konnte am Dienstag im Technikausschuss des Gemeinderats ausgeräumt werden: Die von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ins Auge gefasste, geradlinige Verlängerung der Stadtbahnlinie U 3 von der Garbe Richtung Schloss und dann quer durch den Campus ist vom Tisch.

 

Dieser Punkt hatte im Vorfeld zu großer Besorgnis seitens der Uni geführt, da die Erschütterungen und elektromagnetischen Auswirkungen der Bahn die Forschungen in den unmittelbar an die Trasse angrenzenden Instituten gestört hätten. Zumindest hätten das die SSB nicht ausschließen können, wie deren Vorstand Wolfgang Arnold im Technikausschuss einräumte. Damit war für Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) klar, dass diese Trassenführung durch den Campus „nicht möglich“ sei. Wie aber dann?

Am liebsten hätte die Uni eine Direktanbindung an die Stadt

Dann, so kündigte Arnold an, werde man die Variante einer U-3-Verlängerung über die Osumstraße Richtung Birkach/Asemwald verfolgen (siehe Grafik). Im Ausschuss drang SPD-Chef Martin Körner darauf, wenn eine Verlängerung der U 3 nicht möglich sei, müsse eine direkte Anbindung von der bisherigen Endhaltestelle Garbe an die Stadt sichergestellt werden. Das wünscht sich auch die Universität. Deren Rektor Stephan Dabbert könnte sich dies durch eine neue Gleiskurve in Möhringen vorstellen.

Bis jetzt zeigen Untersuchungen im Rahmen des Mobilitätskonzepts, dass winters wie sommers das Auto das am meisten genutzte Verkehrsmittel auf den Wegen von und zur Uni Hohenheim ist. Für Carl-Christian Vetter (CDU) eine klare Folge davon, dass es im nahen Umfeld zu wenig Wohnraum gebe. Das bestätigt auch Elke Strub, die Leiterin der Abteilung Fläche und Bau an der Uni Hohenheim: „Wir haben 600 Wohnheimplätze zu wenig.“ Abhilfe schaffen sollen drei bis vier Wohnheime im Norden des Campus. Sie finden sich im Masterplan anstelle der bisherigen Tennisplätze, die dann Richtung Weide verrückt werden müssten, sowie neben den Erdhügelhäusern.

Ein Parkhaus sieht der Masterplan nicht vor

Den Ausschuss beschäftigten indes die fehlenden Parkplätze auf dem Campus. Doch das von CDU, FDP, AfD und Stadtist geforderte Parkhaus findet sich im Masterplan nicht. Dieser weist 1700 dezentrale Stellplätze aus, alle ebenerdig, wie der Verfasser des Masterplans, Ferdinand Heide, erläuterte.

Entlastung bringen könnte ein Bündel von Vorschlägen aus dem Mobilitätskonzept. Aufgeführt ist eine Mobilitätsstation an der Garbe mit Leihfahrrädern und Carsharing. Zudem könnten die Radwege ausgebaut und die Rad-Abstellanlagen verbessert und erweitert werden. Auch ein Campus-Busshuttle mit Elektroantrieb wird in Erwägung gezogen. Ein sogenannter Shared Space an der Heinrich-Papst-Straße bei der Mensa – wie es ihn in der Tübinger Straße bereits gibt – könnte diesen Verkehrsknotenpunkt geschmeidiger machen und den Campus aufwerten.

Stadt fordert Konkretisierung des Mobilitätskonzepts

Im Technikausschuss monierte eine Vertreterin des Stadtplanungsamts: „Das ist ein reiner Entwurf – der hat keinerlei Verbindlichkeit.“ Ziel müsse ein Konzept mit konkreten Maßnahmenstufen sein.

Viel konkreter – und in einem Detail noch umstritten – sind hingegen die Pläne für das Forschungsgewächshaus. Der Bauantrag liege derzeit beim Baurechtsamt. Es soll als 74 mal 40 Meter großer und sechs Meter hoher Bau entlang der U-3-Trasse in Höhe der jetzigen Endhaltestelle anschließen. Strittig ist, ob direkt, wie es die Uni will, oder mit zehn Meter Abstand, wie es die Stadt vorzieht. Strittig ist auch, wie steil oder flach die Böschung zur Bahntrasse gestaltet werden soll. Eine Verschattung des Gewächshauses durch Bäume, wie zunächst von der Uni befürchtet, soll es jedoch laut Stadtplanungsamt nicht geben. Über alle anderen Erweiterungs- und Umgestaltungspläne, unter anderem für einen weiteren zentralen Platz auf dem Campus, war sich bereits der Lenkungskreis einig.

Unirektor Dabbert „sehr zufrieden mit dem Konsens“

Pätzold kündigte eine Beschlussvorlage für den Masterplan an. Rektor Dabbert zeigte sich „sehr zufrieden, dass wir mit dem Plan einen weiteren Konsens gefunden haben und dass die Stadtbahntrasse durch den Campus vom Tisch ist“.