Ende August geht der langjährige Stuttgarter Baubürgermeister in den Ruhestand. Im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung zieht er Bilanz und spricht unter anderem über das Milaneo.

Stuttgart - - Matthias Hahn hat einen großen Teil seines Lebens in unterschiedlichen Funktionen im Stuttgarter Rathaus zugebracht, als Stadtrat und Bürgermeister. Nach drei Amtsperioden geht er Ende August in den Ruhestand. Im Gespräch mit der StZ zieht Hahn Bilanz – und erinnert sich an sein nicht immer spannungsfreies Verhältnis zum früheren CDU-OB Wolfgang Schuster.
Herr Hahn, Sie haben in mehr als 35 Jahren in unterschiedlichen Funktionen die Kommunalpolitik mitgestaltet. Hatten Sie als Stadtrat und SPD-Fraktionschef oder als Baubürgermeister mehr Einfluss auf die Entwicklung der Stadt?
Je nachdem. Meine Erfolge in meinen sieben Jahren als Bezirksbeirat davor haben mich am meisten gefreut. Ich bin 1973 in den Bezirksbeirat gekommen und habe schon den damaligen OB Arnulf Klett beraten.
Klett hat auf die Ratschläge eines Bezirksbeirats gehört?
Eher selten. Aber zugegeben: damals hatten die Bezirksbeiräte noch nicht dieselben Ansprüche wie heute.
Später als Beigeordneter zunächst für Städtebau und Stadtplanung und dann als Bau- und Umweltbürgermeister waren Sie dem OB gegenüber weisungsgebunden und den Mehrheitsbeschlüssen des Gemeinderats verpflichtet – also eigentlich bloß noch ausführendes Organ.
Innerhalb dieses Rahmens hat man erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten. Man ist als Bürgermeister nicht allein unterwegs, aber man kann etwas bewegen. Ein Beispiel: die Entwicklung des Neckarparks hat mit mir begonnen. Als 2003 die Olympiabewerbung 2012 gescheitert war und die Flächen dafür nicht mehr benötigt wurden, hat die Stadtplanung dort ein Wohnquartier ins Spiel gebracht.
Fallen Ihnen weitere Beispiele ein?
Das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell, mit dem Bauherren verpflichtet werden, 20 Prozent geförderten Wohnungsbau zu realisieren, ging ebenfalls auf die Initiative des Stadtplanungsamts zurück, das zu meinem Referat gehört. 2011 haben wir das mit einer Stimme Mehrheit im Gemeinderat durchgebracht, heute räumen selbst die Kritiker von damals ein, dass es sich zum Erfolgsmodell entwickelt hat. Man kann auch selbst die Spuren legen, auf denen man sich bewegt.
Das Verhältnis zwischen Verwaltung und Gemeinderat ist nicht immer spannungsfrei. Die Räte fühlen sich oft übergangen, die Verwaltung zieht mitunter die Kompetenz der ehrenamtlichen Kommunalpolitiker in Zweifel. Wie erleben Sie das?
Ich habe während meiner Zeit im Rathaus Erfahrungen auf beiden Seiten sammeln können. Natürlich habe ich als Stadtrat auch mal aus dem Bauch heraus entschieden, so wie das heutige Führungsfiguren im Rat gelegentlich tun. Wichtig ist, dass man fair miteinander umgeht und nicht der Versuchung erliegt, als Verwaltung einen Informationsvorsprung auszunutzen.