Wer ist Max Landorff? In der Krimiszene gibt es durchaus Hinweise auf die wahre(n) Identität(en), die sich hinter diesem Pseudonym verbirgt/verbergen. Sein „Regler“-Roman über „Die schweigenden Frauen“ jedenfalls ist ein Beispiel für einen süffigen, gelungenen deutschen Thriller.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Manchmal wäre es schon gut, wenn man einen hätte, der unangenehme Sachen für einen aus der Welt schafft. Einen, der alles regelt, genau: einen Regler. Diese Kunstfigur hat sich der Autor mit dem Pseudonym Max Landorff ausgedacht – möglicherweise stecken ja die Journalisten-Brüder Stephan und Andreas Lebert dahinter.

 

Jedenfalls: „Landorffs“ Gabriel Tretjak beeinflusst effektiv, was andere nicht geregelt kriegen. Mit Methoden, die die anderen zwar gern in Kauf nehmen, selbst aber nie einsetzen würden. Doch jetzt, genauer in „Die schweigenden Frauen“, will Tretjak Schluss machen – nicht mit seinem Leben, aber mit seinem Job. Ohnehin bewältigt er, der nach außen Eisige, Beherrschte, Arrogante, sein berufliches Dasein nur noch, weil er ein Medikament nimmt, das im Fall Barschel seinerzeit eine gewisse Berühmtheit erlangte: den Angstlöser Tavor.

Mordserie im Escort-Millieu

Nur: vor Tretjaks Ruhestand haben die Götter einen bösen Widersacher gesetzt, der es noch einmal genau wissen will. Der Unbekannte schickt dem Regler die post mortem kunstvoll tätowierten Beine einer Frau – einer Edelprostituierten, wie sich bald herausstellt –, den Kopf der Dame bekommt der Pfarrer Joseph Lichtinger, ein ganz alter Freund Tretjaks, ebenfalls in einem Paket. Tretjak, Lichtinger, die Polizisten August Maler und Bruno Tietz sehen sich mit einer Mordserie im Escort-Millieu konfrontiert.

Es geht darum, dass die Damen von ihren reichen, prominenten und vor allem ziemlich perversen Kunden eine angemessene Entschädigung für ungezählte entwürdigende Dienstleistungen wollen – andernfalls sie an die Öffentlichkeit gingen. Doch die Gegenseite ist überaus mächtig. Und an deren Spitze steht ein Mann, der seine Stärke aus einem „ganz einfachen Rezept für ein glückliches Leben“ bezieht: „Man muss sich nur für die böse Seite entscheiden, ein für alle Mal. Dann ist alles ganz einfach. Die Welt liegt dir zu Füßen, überall zeigen sich ständig neue Möglichkeiten (. . .) überall liegt Geld herum . . .“

Stoische Helden – gute wie böse

Wer auch immer den Regler erfunden hat: er hat eine Menge Material in die 320 Seiten gepackt, der Rückblenden und Volten sind viele, der Autor gefällt sich im Stricken und Weben einer komplexen Geschichte – die er aber stets im Lot hält, nicht zuletzt dank seiner stoisch vorangehenden Helden. Den guten wie den bösen.

Max Landorff: „Die schweigenden Frauen.“ Roman. Scherz Verlag, Frankfurt a.M. 320 Seiten, 14,99 Euro. Auch als E-Book, 12,99 Euro; als Audio-CD, 14,99 Euro; als Hörbuch-Download, 19,50 Euro.